Auch nach dieser Saison großer Aderlass bei Wormatia Worms

Neuzugang Nico Jäger

Noch ein Spiel hat der VfR Wormatia Worms am 31. Mai beim FV Engers auszutragen, dann geht die Saison 2024/2025 in der Oberliga Rheinland-Pfalz-Saar zu Ende. Trotz einer deutlich stärkeren Rückrunde fällt die Saisonbilanz eher durchwachsen aus, schließlich konnte der VfR zu keiner Zeit an sein selbst ernanntes Ziel, um den Aufstieg mitzuspielen, heranreichen. Vor allem muss man sich fragen, was eine starke Rückrunde wert ist, wenn anschließend der Trainer und ein Großteil der Spieler den Verein verlassen?

Womöglich war es der größte Fehler der Verantwortlichen der Wormatia, im Vorfeld einer Saison, die schon frühzeitig aufgrund verschiedener Faktoren zum Scheitern verurteilt war, davon zu sprechen, dass man oben mitspielen wolle. Aufgrund der mangelnden Qualität des Kaders konnten diese hohen Ansprüche nicht erfüllt werden. Allenfalls bis zum 8. Spieltag gehörte die Wormatia der Spitzen- gruppe an, aber mit der bitteren 2:3-Niederlage bei Mit- konkurrent SV Gonsenheim schlitterte der VfR in eine tiefe Krise und kassierte in den folgenden neun Vorrun- denspielen alleine sieben Niederlagen. Bereits nach dem 10. Spieltag ist Interimscoach Benny Früh, der für den erkrankten Wormatia-Coach Peter Tretter eingesprungen war, zusammen mit Tretter zurückgetreten. Es ehrt die Vereinsleitung, dass man nach der schweren Erkrankung von Tretter an seinem Trainer festgehalten hat. In der Praxis das so aus, dass Tretter im Hintergrund an der Kaderzusammenstellung mitwirkte, aber die tägliche Arbeit auf dem Platz verrichtete Co-Trainer Benny Früh. Nach der bitteren Auswärtspleite beim Abstiegs- kandidaten FV Eppelborn traten beide zurück und hin- terließen ein zutiefst verunsichertes Team (Übrigens: Seit April 2025 ist Peter Tretter neuer Sportkoordinator für den Nachwuchsbereich beim FC Homburg). Danach stand U21-Trainer John Antuna an der Seitenlinie, konnte aber den freien Fall ebenso wenig stoppen wie der neue Wormatia-Trainer Marco Reifenscheidt, der am 15. Spieltag übernahm und direkt mit drei Niederlagen in sein neues Amt startete. Und so schloss der VfR die Vor- runde auf einem enttäuschenden zehnten Platz (mit gerade einmal 21 Punkten) ab. Der vermeintliche Auf- stiegskandidat Wormatia Worms lag zu diesem Zeit- punkt gerade mal noch fünf Punkte vor dem ersten Ab- stiegsplatz.

Unter Reifenscheidt wieder gefangen

Zumindest das Abstiegsgespenst konnte schnell wieder vertrieben werden, denn unter Reifenscheidt schaffte die Mannschaft in den ersten drei, noch vor der Winter- pause ausgetragenen Rückrundenspielen immerhin zwei Siege. In der Winterpause war dann das große in- terne Aufräumen angesagt. Auf vier externe und zwei interne (aus der eig. U19) Neuzugänge folgten sechs Abgänge, darunter auch (allerdings wenig überzeugende) Stammspieler wie Obas und Franz sowie Toptorjäger Jan Dahlke. Dahlke war als Königstransfer ein Jahr zuvor verpflichtet worden und entwickelte sich trotz ordent- lichen 19 Toren in 33 Spielen zu einem teuren Missver- ständnis, weil er bei der Wormatia nicht die passenden Mitspieler hatte, die ihn mit Flanken in die Box fütterten. Bei Regionalligist Hessen Kassel erzielte Dahlke nach seinem Wechsel eine Klasse höher 12 Tore in 12 Spielen und war einer der Hauptgaranten für den siche- ren neunten Platz der zuvor akut abstiegsbedrohten Kasseler. Derweil lief es – ohne Dahlke – auch bei der Wormatia wieder besser, die auf eine schwache Vorrunde eine deutlich bessere Rückrunde folgen ließ, so dass es in der Endabrechnung aller Voraussicht nach für Platz fünf reichen wird. Nach der Winterpause wurde gegen schwächere Teams konstant gepunktet, wie zuletzt beim mehr als glücklichen 4:3-Heimsieg gegen den abstiegsbedrohten FV AUERSMACHER. Derweil kann das 2:2-Unentschieden bei der ARMINIA LUDWIGSHAFEN, die eine ähnlich starke Rückrunde wie die Wormatia ab- solviert hatte, ebenso als achtbar bezeichnet werden wie das 1:1 beim Tabellenvierten TUS KOBLENZ. Dagegen reichte die Qualität gegen ein erfahrenes Spitzenteam wie den FK PIRMASENS nicht aus. Nach einer deutlichen 0:6-Abfuhr in Pirmasens, setzte es auch zuhause eine klare 0:4-Schlappe gegen den vermutlichen Vizemeister. Das Heimspiel am 23. Mai gegen den 1. FC KAISERSLAUTERN II. war bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht beendet (das Hinspiel beim FCK verlor der VfR mit 1:5). Auch punktemäßig blieb die Wormatia mit deutlichem Rückstand hinter den Top Vier Teams der Liga zurück. Dementsprechend beträgt der Abstand zwischen Wormatia Worms auf Platz fünf und dem viertplatzierten TUS Koblenz satte 17 Punkte

Erkenntnisse für die neue Saison

Ohne Zweifel lief es in der Rückrunde unter Marco Rei- fenscheidt deutlich besser und der VfR holte endlich die Siege, die man schon in der Vorrunde erwartet hätte. Aber was ist diese Erkenntnis für die kommende Saison wert? Schließlich werden sowohl Trainer Reifenscheidt als auch ein Großteil der Spieler des aktuellen Kaders die Wormatia nach der Saison verlassen. Nach aktuellem Stand bleiben vier Spieler erhalten: Rechtsverteidiger MORITZ GOTTHARDT, Mittelfeldmotor LAURENZ GRAF und die ÖZKAYA-Brüder KAAN und MERT (mit 12 Toren zweitbester Torschütze der abgelaufenen Saison). Zudem hat auch Luca Jensen, der zuletzt nur noch selten zum Einsatz kam, noch einen Vertrag bis 2026, den man aber womöglich früh- zeitig auflösen wird. Wichtige Säulen der abgelaufenen Saison wie Stammtorwart Luca Pe- dretti, Abwehrchef Ivan Smiljanic, und der erfolgreichste Torjäger Erijon Shaqiri (16 Tore) wer- den den VfR jedoch verlassen und sich vermutlich einem höherklassigen Team anschließen. Bereit fest stehen auch die (vertretbaren) Abgänge von Rosenbaum, Saiti, Marquardt, Catovic und Willrich. Wichtig wären noch Vertragsverlängerungen mit den beiden Jungtalenten Luca Manganiello und Andre Gitau. Ehrlicherweise muss man einräumen, dass sich auch nicht mehr als die bereits genannten Spieler für eine Vertragsverlängerung aufgedrängt haben. Aber selbst, wenn der eine oder andere Spieler des aktuellen Kaders noch einen Vertrag für die neue Saison erhalten sollte, ist bereits jetzt absehbar, dass bei Wormatia Worms wieder ein- mal ein nahezu kompletter Neuanfang auf der Agenda steht. Auf den neuen Trainer Anouar Ddaou, der vom Konkurrenten SV Gonsenheim kommt, wartet also viel Arbeit.

Kader für die neue Saison wächst

Zu den vier festen Vertragsverlängerungen kommen zurzeit neun Neuzugänge, die bereits für die nächste Saison feststehen. Vom Ligakonkurrenten SC Idar-Oberstein kommen deren Stamm-Linksverteidiger LUCA BADERSCHNEIDER (26) und MALIK YERIMA (27), der zumeist auf der rechten Seite zum Einsatz kam. Von Verbandsligist Cosmos Koblenz wurde der aktuelle Kapitän, LEO KLEIN (21), verpflichtet, der als Innen- und Rechtsverteidiger in den vergangenen beiden Saisons 59 Oberligaspiele für den TuS Mechtersheim und den FC Cosmos absolviert und von der C- bis zur A-Jugend bereits bei der Wormatia gespielt hat. Der 1,90 Meter große Innenverteidiger ALTIN VRELLA (25), der zuletzt bei dem badenwürttembergischen Oberligisten VfR Mannheim Stamm spielte, kommt mit der Erfahrung aus 42 Regionalliga- spielen (für Union Fürstenwalde, FV Illertissen und TeBe Berlin) nach Worms. Ebenfalls von einem Oberligakonkurrenten, dem SV Morlautern, wechselt der 21-jährige Franzose THOMAS ROETYNCK zur Wormatia. Zunächst als Stammspieler rechts in der Viererkette, kam er in den letzten Wochen vermehrt in offensiver Rolle auf der Außenbahn zum Einsatz und kann eine Bilanz von fünf Toren in aktuell 28 Spielen vorweisen. Mit dem Stürmer BOBBY EDET kommt ein erfahrener Neuzugang, der in der aktuellen Saison achtmal getroffen hat, ebenfalls vom SV Morlautern, Der 30-jährige Texaner hat in 105 Spielen für den SVM 27 Tore erzielt. Der auf allen Offensivpositionen einsetzbare MARC NAUTH (22, 1. FC Kaiserslautern II.) kam in seiner Oberliga-Debütsaison für die U23 des FCK zumeist von der Bank, konnte aber in bisher 20 Ein- sätzen drei Tore und fünf Vorlagen beisteuern. Aus der Gruppenliga Darmstadt, die im SWFV der Landesliga entspricht, wechselt NICO JÄGER (24, TSV Auerbach) auf Empfehlung von Ex- Wormatia-Trainer Bernhard Trares zur Wormatia. Der Stürmer mit Spielmacherqualitäten spielte bislang unterklassig beim TV Lampertheim, der FSG Riedrode und aktuell beim TSV Auerbach, wo der gebürtige Wormser in bisher 70 Gruppenligaspielen 48 Tore erzielt und weitere 42 vorbereitet hat. Ebenfalls für Tore zuständig ist der 20-jährige Mittelstürmer NOAH MAIER, der in seiner zweiten Oberligasaison für Arminia Ludwigshafen in 29 Spielen 11 Mal getroffen hat und nun bei der Wormatia in Shaqiris Fußstapfen treten soll. Somit hat Wormatia Worms noch vor Beendigung der aktuellen Saison bereits 13 Spieler für die neue Saison unter Vertrag.