WO! im Gespräch mit Petra Simon (Geschäftsführerin Nibelungen-Festspiele gGmbH)

Petra Simon im Rahmen des Preview Abend zu „See aus Asche“. Foto: Andreas Stumpf

Seit 20 Jahren ist Petra Simon untrennbar mit den Nibelungen-Festspielen verbunden. Zunächst als Mitarbeiterin im Betriebsbüro. Ab 2006 leitete sie das Künstlerische Betriebsbüro der Nibelungen-Festspiele. In dieser Funktion kuratierte die studierte Musikwissenschaftlerin auch das Kulturprogramm. 2013 wurde sie zur Betriebsdirektorin ernannt und war fortan auch für das technische Betriebsbüro verantwortlich. In dieser Funktion ist sie auch verantwortlich für das Budget und wie Petra Simon selbst sagt: „Meine Arbeit ist im Grunde die einer Produzentin“. Seit 1. Oktober folgte in der Festspielkarriere der nächste Schritt. Nachdem Sascha Kaiser 16 Jahre als Geschäftsführer die Festspiele vertrat, hat nun Petra Simon die Geschäftsführung übernommen.

Inwieweit hat sich mit der Ernennung zur Geschäftsführerin Ihre Tätigkeit verändert oder erweitert?

Mein bisheriges Aufgabengebiet behalte ich. Ich bin verantwortlich für die Produktion der Festspiele. Hinzugekommen sind u.a. die Verantwortung für das Gesamtbudget und das Thema SponsoringHier tausche ich mich mit Markus Reis, dem neuen Geschäftsführer der Kultur und Veranstaltungs GmbH eng aus,  da er das Thema Sponsoring betreut. Darüber hinaus habe ich das Amt als Festivalsprecherin im Netzwerk der Festivals der Metropolregion Rhein-Neckar übernommen und engagiere mich im Lenkungsrat Kultur der RLP Touristik.

Gibt es Ideen, wohin sich die Festspiele in den nächsten Jahren entwickeln sollen?

Die Verträge mit dem Intendanten Nico Hofmann und dem künstlerischen Leiter Thomas Laue sind bis 2028 geschlossen. Sie haben ihre künstlerischen Ideen bereits vorgestellt und diese sind maßgeblich für die nächsten Jahre. Aktuell kümmern wir uns also schon um Verträge mit Autor:innen und Künstler:innen für die Zukunft.. Im Kulturprogramm werden wir im kommenden Jahr wieder ein Jugendprojekt gestalten, das allerdings außerhalb der Festspiele stattfinden wird, da wir dieses Mal nicht in den Ferien liegen.

Ist Jugendarbeit ein wichtiger Aspekt der Festspiele?

Auf jeden Fall. In den vergangenen Jahren haben wir insbesondere mit dem ALISA-Zentrum bei den Projekten zusammengearbeitet. In diesem Jahr hatten wir wiederum Schüler:innen die Möglichkeit gegeben, sich backstage ein Bild von den Festspielen zu machen und sich über die verschiedenen Berufe hinter den Kulissen zu informieren. Diese waren ziemlich begeistert und überrascht, wie vielfältigfü  diese Berufe sind und wie viel Spaß man damit haben kann.

Wie viele Personen arbeiten eigentlich während der Festspiele für das Stück?

Das sind für die 2-3 Monate vor Ort in Worms ungefähr 100 Menschen aus den unterschiedlichsten Gewerken. Ganzjährig arbeiten fünf Menschen für die Festspiele. Hinzu kommen der Intendant und künstlerische Leiter undübergreifende Bereiche, wie u. a. die Presseabteilung der  KVG.

Inflation, steigender Mindestlohn und Energiepreise. Was bedeutet die Kostenentwicklung für die Festspiele?

Auf jeden Fall müssen wir verantwortlich mit den Finanzen umgehen. So sind die Preise für die Infrastruktur deutlich gestiegen,wie für die Tribüne oder für Container im Backstagebereichauf die man nicht verzichten kann Das heißt, wir müssen überlegen, wo wir diese Kosten an anderer Stelle auffangen können.. Im Moment geht das noch, ohne dass die Qualität leidet. Sollte dies in den nächsten Jahren so weitergehen, ohne dass wir einen Ausgleich finden, wird es irgendwann jedoch problematisch.

In der öffentlichen Diskussion wird seit Beginn der Festspiele ausgiebig über den städtischen Zuschuss von 1.5 Millionen Euro diskutiert. Ärgern Sie Argumente, wie, davon würde man besser neue Schultoiletten bauen?

Ich bin jetzt so lange bei den Festspielen, sodass ich diese Aussagen gut kenne. Mir ist allerdings wichtig zu betonen, dass es auch viele andere Stimmen gibt. Ich weiß noch, 2009, als diskutiert wurde, dass die Festspiele 2010 einmal ausgesetzt werden, da haben u.a. Joern Hinkel und ich den Freundeskreis initiiert. Heute hat dieser fast 1.000 Mitglieder. Dennoch möchte ich weiterhin versuchen, Menschen von den Festspielen zu überzeugen. Ein wichtiger Aspekt ist insofern auch die Jugendarbeit. Darüber hinaus haben die Festspiele eine enorme Strahlkraft erworben, die Stadt über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht und sind zudem zu einem wichtigen Standortfaktor geworden.

Ein Kritikpunkt findet sich auch im Tourismuskonzept 4.0. Dort wird erwähnt, dass die Dauer von 16 Tagen nur eine eingeschränkte mediale Präsenz ermöglicht.

Das sehe ich nicht so. So hatten wir gerade vor kurzem den Preview Abend über den verschiedene Medien bundesweit berichtet haben. Das gleiche gilt auch für die große Pressekonferenz im April. Somit sind  die Festspiele  auch außerhalb der eigentlichen Spielzeit präsent.

Wäre es nicht denkbar, das Kulturprogramm aus der Hauptzeit herauszunehmen, um im Herbst erneut den Nibelungen eine Präsenz zu geben?

Das lässt sich personell leider nicht umsetzen. Wir sind unterjährig fünf Personen, die diese Festspiele organisieren. Selbst das Schulprojekt, was nur zwei Wochen vorher liegt, macht erhöhte Arbeit. Ebenso organisieren wir auch kleinere Programme für Sponsoren und Unterstützer, oder arbeiten überregional bspw. mit Hochschulen  zusammen. Außerdem lebt ein Festival von seiner zeitlich begrenzten Intensität, die ein außergewöhnliches Erlebnis schafft und alle Beteiligten in einem klar definierten Rahmen zusammenbringt.

Diskutiert wird auch immer wieder, ob es Sinn macht, ein Stück zweimal aufzuführen. Würde das Kosten sparen?

Nein. Die Infrastrukturkosten würden dennoch anfallen, wie auch alles andere. Selbst für die Urheberrechte für das bereits verfasste Stück müssten erneute Abgaben gezahlt werden. Die Ersparnis wäre dadurch letztlich nicht  groß

Zum Abschluss des Gesprächs. Was ist Ihr erster Eindruck von dem Stück „See aus Asche“ im kommenden Jahr?

Es wird in jedem Fall anders als „Der Diplomat“. Das zeigen schon die ersten Planungen zum Bühnenbild. Die Sprache Roland Schimmelpfennigs ist wunderschön. Es ist eine poetische, bildreiche Sprache mit musikalischem Rhythmus. Die Figuren nehmen verschiedene Perspektiven ein.. Das hat schon etwas Besonderes und ich freue mich sehr auf unser Stück im Sommer 2025.

Wir danken Ihnen für das Gespräch

Das Gespräch wurde geführt von Dennis Dirigo