Autorin: Biljane Milosevic

5. September 2013
Lincoln Theater in Worms:

Da hatten die Macher des Lincoln Theater den Mut, etwas Neues, das aber gar nicht mehr so neu ist, zu wagen: Und siehe da – beim ersten Wormser Poetry Slam konnte ein ausverkauftes Haus vermeldet werden und der Wettstreit der Poeten machte zweifelsohne Lust auf mehr…

Mit etwas Verspätung begann der erste Wormser Poetry Slam im Lincoln Theater, als die beiden sympathischen Moderatoren, Jens Winand und Indiana Jonas, mit lockeren Worten den Abend eröffneten und einen ersten Einblick gaben, um was es bei Poetry Slam geht – nämlich darum, dass die Teilnehmer mit selbstgeschriebenen Texten um die Gunst des Publikums buhlen. Denn an diesem Abend galt es nicht, eine Fachjury zu überzeugen, sondern die anwesenden Besucher, die mittels Klatschen einen Gewinner bestimmten. Einzige Vorgabe war ein Zeitlimit von sechs Minuten, wurde dieses überschritten, gab es Streicheleinheiten vom Moderator. Insgesamt zehn Teilnehmer stellten sich beim ersten Wormser Poetry Slam der Gunst des Publikums und kamen u.a. aus Konstanz, Marburg, Remscheid, Tübingen, Köln und Ludwigsburg. Da konnte man die Starter aus Wiesbaden, Heidelberg oder Biblis fast schon als „direkte Nachbarn“ bezeichnen. Und zum Thema „Frauenquote“ beim Poetry Slam: Gerademal eine Frau hatte sich der Männerübermacht gestellt. Zusammen sorgten sie für einen wunderbaren Abend mit großartigen Geschichten, mal heiter, mal nachdenklich. Wie Daniel, der mit Witz und mitreißender Rhetorik über eine Pizza Margherita sinnierte, während Maximilian einen Vortrag darüber hielt, warum er ein Arschloch ist. Harald wusste mit einer Hommage an die kleinen Dinge des Lebens, die er lustig und gut beobachtet vortrug, zu gefallen. Hans erzählte seine erlebte Geschichte in der Herrensauna mit viel Witz und Charme. Mit dem Reim „Was wir waren“ beschrieb die einzige Dame des Abends die Gefühlswelt einer jungen Frau mit Migrationshintergrund. Und weil wirklich alle Beiträge durch die Bank weg zu gefallen wussten, fiel es dem Publikum schwer, einen Sieger zu küren. Und so teilten sich am Ende mit Tobias Kracke, der seine Poesie den Verlorenen, den Vergessenen und den Verwundeten gewidmet hatte, und Daniel Wagner aus Heidelberg (der mit der Pizza Margherita) den Pokal. Es ist sicherlich mehr als nur eine Vermutung, dass an diesem Abend viel Autobiografisches in den mit sehr viel Herzblut und Tiefe verfassten Texten verarbeitet wurde. Das lieferte wieder einmal die Bestätigung: die schönsten Geschichten schreibt eben immer noch das Leben…

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