Was ein Vierkantholz mit der Schließung des „BB on the Rockzz“ zu tun hat
Lange Zeit verursachten maximal Parkverstöße und die üblichen Gruppen rund um den St. Albans Platz ein wenig Aufregung in der Bahnhofstraße. Doch im Jahr 2024 sorgte die Bahnhofstraße für deutlich mehr Turbulenzen. Den Anfang machte ein Mann am 18. Mai 2024 mit einem Vierkantholz.
Aufgenommen mit einem Smartphone und anschließend viral verbreitet, konnten dutzende Menschen in kürzester Zeit in einem livegefilmten Video einen dunkelhäutigen, oberkörperfreien Mann, Anfang 30, dabei beobachten, wie dieser mit einem Vierkantholz vor der Café Bar „24/7“ randalierte. Vollkommen in Rage schlug er auf Autos ein und machte auch nicht vor einem Streifenwagen Halt. Die Polizisten wirken derweil unsicher, als schließlich ein Mann, offenbar aus dem „24/7“ kommend, den Randalierer entschlossen an die Wand drückte und entwaffnete. Verletzt wurde bei diesem Vorfall glücklicherweise niemand. Dennoch sorgte der Ausraster des Flüchtlings, der sicherlich auch hätte anders ausgehen können, für viel Aufregung. Für so viel Aufregung, dass sich – kurz vor der Kommunalwahl – auch der damalige Landtagsabgeordnete und Stadtrat Jens Guth per Pressemitteilung zu Wort meldete. Dort verkündete er: „Wer Schutz und Hilfe ausnutzt und wiederholt Straftaten begeht, den brauchen und wollen wir nicht.“
Konkret geht es bei dem Randalierer um Abduselam S., einem Flüchtling aus Eritrea, der bereits mehrere Straftaten zu verantworten hat, für die er in Schwetzingen rechtskräftig verurteilt wurde. Bereits wenige Wochen nach dem Vorfall in der Bahnhofstraße stand der Eritreer erneut vor einem Gericht, dieses Mal vor dem Amtsgericht Worms. Dort wurde er wegen diverser Dieb- stähle, Körperverletzungen und Sachbeschädigungen zu vier Jahren, zwei Monaten und zwei Wochen Haft verurteilt. Ein Urteil, gegen das sein Pflichtverteidiger wiederum Berufung einlegte. Für den Verurteilten geht es in diesem Fall nämlich um mehr als nur um die Haftstrafe, sondern auch um die Frage seines Aufenthaltsstatus. Ob sich Abduselam auch für seine Attacke in jenem Mai 2024 vor Gericht verantworten muss, ist unklar, ebenso wie die Gründe, die zu dem Ausraster führten. Klar scheint nur zu sein, dass die Situation im „24/7“ begann. Tatsächlich war der Flüchtling vor der Attacke wohl in dem Lokal. Dort hatte er allerdings seit mehreren Jahren Hausverbot. Grundsätzlich sorgte das Umfeld des „24/7“ in den vergangenen Jahren immer wieder für Schwierigkeiten. Schlägereien, sturzbetrunkene Gäste und Ruhestörungen sorgten immer wieder für Polizeieinsätze. Das war zu viel für den Vermieter des Lokals, der Deutschen Bahn. Das Unternehmen kündigte schließlich den Mietvertrag und das „24/7“ schloss am 31. Juli 2024 endgültig seine Pforten.
Doch an der grundsätzlichen Problematik änderte das wenig. Für Moritz Geissel, der gemeinsam mit seiner Frau Dariah die Gaststätte „BB on the Rockzz“ in der Bahnhofstraße betrieb, war es kein leichter Moment, als er per Videobotschaft bei Instagram verkündete, dass die kleine Kneipe unter der Brücke Anfang November ihren Betrieb einstellen werde. Als Grund nannte er hierbei die unerfreuliche Entwicklung des nächtlichen Treibens in der Bahnhofstraße. Zwar sei es bisher zu keinen gewalttätigen Übergriffen gekommen, dennoch müsse er ständig Angst um seine Gäste und sein Personal haben. Für einen ruhigen Gastronomiebetrieb war es trotzdem zu viel. Im Gespräch mit WO! erklärt das Ehepaar, dass sie die Zunahme der Konflikte unmittelbar mit der Schließung des „24/7“ verorten. So habe aus ihrer Sicht die Bahnhofskneipe für viele zwielichtige Gestalten der Nacht als Anlaufpunkt gedient. Nachdem dieser wegfiel, habe sich das Klientel um ein paar Meter verlegt. Wie problematisch die Situation sich entwickelte, beschreibt das Paar am Beispiel des Monats Oktober, in dem es bereits vor der Tür immer wieder zu Konflikten mit der Security kam. Insgesamt habe man zehn Mal die Polizei zu Hilfe rufen müssen. Zudem wurde dreimal während des laufenden Betriebs die Scheibe eingeschlagen. Letztlich wirkte sich der Stress nicht nur auf das Leben des Paares aus, sondern auch auf die Finanzen. Am Ende war es zwar eine schwere, aber für das Gastronomiepaar eine folgerichtige Entscheidung. Gemeinsam mit der Schließung des „El Ojo“ in der Bahnhofstraße bedeutete das für Worms wiederum drei Gastronomiebetriebe weniger.
Text: Dennis Dirigo Foto: Andreas Stumpf