Trump wird Präsident und blamiert die deutschen Medien
Für die deutschen Medien war der Sieger im Vorfeld der Präsidentschaftswahl am 5. November 2024 klar: „Wie sollte auch jemand wie Donald Trump die US-Wahl gewinnen?“ So lautete der allgemeine Tenor der deutschen Medien. Und dann kam alles ganz anders und die gar nicht so überraschende Wiederwahl Trumps blamierte die deutschen Medien bis auf die Knochen.
Wenn man gewöhnliche deutsche TV- Konsumenten nach ihrer Meinung über Donald Trump fragt, wird man stets ähnliche Antworten erhalten. Trump ist ein Macho, ein Faschist, ein Rassist, ein Spalter und er wirkt in Diskussionen mitunter wie ein trotziges kleines Kind. Allgemeiner Konsens: „So einen kann man doch nicht zum Präsidenten des mächtigsten Landes der Welt wählen.“ Auch wenn all diese Bezeichnungen über Donald Trump gar nicht so falsch sein mögen, handelt es sich doch in erster Linie um das Bild, das hierzulande von ihm gezeichnet wird. Schließlich bekommen wir den Einblick, den wir aus Deutschland von der amerikanischen Politik gewinnen, in erster Linie von den deutschen Medien serviert. Noch am Wahltag präsentierten die Öffentlich-Rechtlichen vermeintliche Umfrageergebnisse, die Kamala Harris als klare Siegerin auswiesen. Der Ausgang des Duells schien klar zu sein, wenn ein unberechenbarer Narzisst, der Wladimir Putin und Kim Jong-un zu seinen Freunden zählt, auf eine Vertreterin des einzig wahren Amerika trifft, das sich vordergründig als Bewahrer von Demokratie und Menschenrechten sieht und den „Werte-Westen“ als einzig relevante moralische Instanz akzeptiert. Doch dann kam alles ganz anders und das schien die Medien in Mark und Bein zu treffen, nachdem man wochenlang über Trumps Verfehlungen berichtet hatte.
Nach Trumps eindeutigem Sieg war dann wiederum in deutschen Zeitungen immer wieder zu lesen, dass die amerikanischen Wähler bei ihrer Entscheidung nicht nach moralischen Gesichtspunkten urteilen würden. Nebenbei bemerkt, hätte auch Olaf Scholz nach der Cum-Ex-Affäre aus rein moralischen Gründen niemals zum Bundeskanzler gewählt werden dürfen. Stattdessen würden die US-Wähler einzig und allein danach urteilen, was dieser Politiker für sie getan habe. Und anscheinend fiel das Urteil über die Politik des Demokraten Joe Biden verheerend aus, während Trumps Politik von 2017 bis 2021 offensichtlich sehr viele Anhänger gefunden hat. Nur haben die deutschen Medien schlichtweg „vergessen“, auch über die positiven Errungenschaften des alten und neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten zu berichten. Vor allem muss man sich fragen, warum der vermeintliche Rassist Trump aus- gerechnet bei den Latinos gewaltige Stimmenzuwächse verzeichnen konnte. Während die Latinos in der Vergangenheit traditionell in großer Mehrheit für die Demokraten stimmten, erreichte Trump diesmal mit 42% einen neuen Spitzenwert für die Republikaner (+ 10% gegenüber der letzten Wahl). Einen ähnlichen Popularitätsschub, sowohl bei Männern wie bei Frauen, verzeichnete Trump auch bei anderen Minderheiten wie den Afroamerikanern und den Natives, die ebenfalls zahlreicher denn je für den Republikaner stimmten.
Als Gründe für diese Wahlentscheidung werden die schwache Wirtschaft, ein gesunkener Lebensstandard und die steigende Kriminalität angeführt. Derweil habe der seitherige Präsident Joe Biden vor allem die Staatsausgaben in die Höhe geschraubt. So ist beispielsweise die Bereitschaft in der amerikanischen Bevölkerung, den Ukraine-Krieg mit milliardenschweren Investitionen weiter am Laufen zu halten, keineswegs so groß wie dies hierzulande suggeriert wird. Letztendlich wählen auch die Amerikaner nur das geringste Übel. Dass dies offensichtlich Donald Trump ist, spricht nicht unbedingt für Kamala Harris oder Joe Biden. Vor allem aber sind die Trump-Wähler keine verrückte Minderheit, wie dies in Medienberichten aus den USA immer wieder dargestellt wurde, sondern eine große Mehrheit von relativ normalen Amerikanern. Wie können wir uns als Deutsche vor diesem Hintergrund anmaßen, 77 Millionen Amerikaner als Dummköpfe zu bezeichnen, weil sie einen Donald Trump zum Präsidenten gewählt haben? Denn Trumps gar nicht so überraschen- der und im Endeffekt ziemlich eindeutiger Wahlsieg hat vor allem gezeigt, wie die Medien ihre Konsumenten beeinflussen. Und es passiert leider nicht zum ersten Mal, dass deutsche Medien eine völlig verzerrte Wahrnehmung haben.
Text: Frank Fi