2024 war kein gutes Jahr für die Stadt Worms

Foto: Dennis Dirigo

Wenn man das Jahr 2024 aus Sicht der Stadt Worms Revue passieren lässt, wird man feststellen, dass es in erster Linie ein Jahr der Hiobsbotschaften war. Selten zuvor wurde der Stadt so oft der Spiegel mit der bitteren Wahrheit vor die Nase gehalten. Die „gefühlte Wahrnehmung“ vieler Bürger, dass es in Worms nicht gut läuft, entsprach zunehmend der Realität.

Das Jahr 2024 war noch nicht alt, da gab es schon den ersten Pauken- schlag, als die vorläufige Schließung des Nibelungenmuseums bekanntgegeben wurde. Bereits seit 2020 war bekannt, dass die Sanierungskosten des maroden Museums in Höhe von mind. 835.000 Euro von der Stadt nicht zu stemmen sind. Hinzu kam, dass sich bei einer öffentlichen Ausschreibung keine einzige Firma gemeldet hatte, die sich an die seinerzeit von einer französischen Firma gebaute Konstruktion an der Stadt- mauer traute. Intern war man sich bei der Stadt ohnehin längst einig, dass das im August 2001 eröffnete Nibelungenmuseum mit seinen Baukosten in Höhe von 4,3 Millionen Euro in dieser Form niemals hätte gebaut werden dürfen.

Und so musste nach 23 Jahren das einstige Vorzeigeprojekt, für deren Bau die Politik gegen heftigen Widerstand aus der Bevölkerung ankämpfen musste und das, bis zum Schluss, zu niedrige Besucherzahlen aufwies, sang- und klanglos schließen und wird zukünftig – am Ende des Flurs in einer Sackgasse – im Erdgeschoss des Museums im Andreasstift zu finden sein. Im sogenannten Turmzimmer, einem Zimmer, das zuletzt beider Sonderausstellung „Luther 1521“ genutzt und hierfür auch saniert wurde, sollen die Nibelungen auf rund 88 Quadratmetern für die nächsten Jahre eine Heimat finden.

Anfang Februar 2024 wurde die Gottesdienstgemeinde in der Pauluskirche informiert, dass die Dominikaner Worms verlassen werden. Damit schließen die Dominikaner, die 1226 nach Worms gekommen sind, eine der ältesten Niederlassungen in Deutschland – zwei Jahre vor ihrem 800-jährigen Jubiläum. Für Worms war dies insofern ein harter Schlag, da sich die Dominikaner mit Konzerten oder Kreuzganggesprächen intensiv in das gesellschaftliche und kulturelle Leben eingebracht hatten. Auch für die Deutsche Post war der Standort der Postfiliale in der Kaiserpassage nicht mehr zu halten, weshalb selbige im April 2024 ihre Pforten schloss und damit eine Reihe von weiteren Geschäftsschließungen in der Innenstadt einleitete.

Waren Schließungen (und damit verbundene Neueröffnungen) bis dahin zumeist dem allgemeinen Wandel in der Geschäftswelt geschuldet, so traf es im Jahr 2024 zunehmend sogenannte Fachgeschäfte. Auch wenn die Gründe für die Geschäftsschließungen von Ofenhorn, der Aurum Goldschmiede oder Lützenkirchen unterschiedlicher Natur sind, so beklagen alle gemeinsam, dass in Worms kaum noch kaufkräftige Klientel vorhanden sei (lesen Sie hierzu auch den Artikel auf Seite 12 – 13). Dass der Standort Worms nicht mehr der attraktivste für Unternehmen ist, konnte man an dieser Stelle zwar schon ahnen, aber die Bestätigung für diese These gab es im Mai 2024 schwarz auf weiß. Als IW Consult, das Institut der deutschen Wirtschaft, ein aktuelles Regionalranking veröffentlichte, stellte dies den politischen Verantwortlichen der Stadt Worms ein miserables Zeugnis aus. Ermittelt wurde ein sogenanntes „Niveauranking“, in dem die Lebensqualität bemessen wird, sowie ein „Dynamikranking“, das die Chancen einer Region bewertet.

Zur Beurteilung wurden drei Indikatoren benannt: Arbeitsmarkt, Wirtschaftsstruktur und Lebensqualität, die wiederum durch insgesamt 14 Faktoren beeinflusst werden (Gewerbe- steuern, allgemeine Steuerkraft, Altersdurchschnitt, Bildung, Straftaten, Beschäftigungsquote von Frauen, private Überschuldung, Anzahl von Baugenehmigungen). Hierfür wurden 400 Städte und Kreise ausgewertet. Im Niveauranking landete die Stadt Worms auf Rang 391 und belegte damit den letzten Platz in Rheinland-Pfalz. Im Dynamikranking reichte es immerhin für Platz 300. Den Spitzenplatz im Dynamikranking nimmt derweil die nur wenige Kilometer entfernte Landeshauptstadt Mainz ein. Das eigentlich Erstaunliche an dieser Klatsche für die Stadt Worms war jedoch die Reaktion der politischen Verantwortlichen in Worms. Die reagierten darauf genauso schulterzuckend wie im November 2024 auf die Veröffentlichung der vorläufigen Zahlen des städtischen Haushalts, der ein prognostiziertes Defizit von 75 Millionen Euro für das kommende Jahr auswies. Dabei sind die Baustellen in der Stadt bekannt und benannt – im Jahr 2025 müssen die politischen Verantwortlichen aber auch entsprechend handeln.

Text: Frank Fischer