Ein Baustellenbesuch beim 1. Wormser Schwimmclub Poseidon e.V.
Schwimmen lernen, das ist für Wormser Schüler schon seit länge- rer Zeit nicht so einfach, da es an entsprechenden Lehrschwimmbe- cken mangelt. Ein solches eröffnet der Wormser Schwimmclub mit Beginn des neuen Schuljahres und zeigt damit, was man mit der Kraft eines Vereins leisten kann.
Es war ein ehrgeiziges Vorhaben, als der Wormser Schwimmclub Poseidon in der Carl-Villinger-Straße 2023 beschloss, der Wormser Lehrschwimmbecken Misere entgegenzutreten und ein solches zu bauen. Nach noch nicht einmal zwei Jahren Bauzeit befindet man sich nun auf der Zielgerade. Ermöglicht wird der Bau durch eine Allianz aus Stadt, Land, Verein und Sponsoren, denn die Millionen teure Investiti- on (anvisiert sind aktuell 1,6 Millionen Euro, somit liegt man ca 10% über dem ursprünglich geplan- ten Betrag von 1,45 Millionen Euro), wurde teilwei- se aus Mitteln der Sportanlagenförderung des Lan- des und aus der Sportförderung der Stadt Worms finanziert. Die restliche Summen stemmt der Ver- ein selbst. Bei einem Baustellenbesuch unseres Magazins betont Vorstandsmitglied Dominique Huss, dass natürlich das Projekt für den Verein finanziell durchaus ambitioniert ist, aber man am Ende im Kostenrahmen bleiben wird.
Dass das möglich ist, ist dabei den vielen helfenden Händen des rund 3.300 Mitglieder starken Vereins zu verdanken. Während natürlich ein Großteil der komplexen Bauarbeiten von professionellen Unternehmen verrichtet wird, unterstützen die Mitglieder im Rahmen ihrer jeweiligen Möglichkeiten. Während der eine einfach nur hilft, Steine und Platten durch die Gegend zu hieven, ist beim anderen seine Expertise als Elektriker oder Fliesenleger gefragt. Manchmal ist es aber auch das Vereinsnetzwerk, das sich bei unserem Baustellenbesuch in Form von Folien zeigt, die von der Wormser Firma Renolit bereitgestellt wurden und auf ihre Verlegung warten. Die wird an diesem Tag durch den Fachverleger Markus Fetsch aus Bürstadt vorbereitet. Unterstützung erhält er von dem Vereinspräsidenten, Senior und unermüdlichen Helfer Manfred Pfeiffer. Da natürlich Unfallschutz und Präzision dennoch Vorrang vor Hilfsbereitschaft haben, kündigt Fetsch zugleich an, dass das notwendige Biegen und Bohren der Bleche an der Umrandung des Beckens von ihm durchgeführt wird. Wichtig ist es dem Fachmann allerdings zu betonen, dass die unkomplizierte Zusammenarbeit mit dem Verein einfach Spaß macht.

Ehemalige Kegelbahn im Poseidon
Viel zu tun
Beim Rundgang über die Baustelle, zeigt sich, dass die Arbeiten sich nicht nur auf die Halle konzentrieren, zu der auch eine barrierefreie Toilette und eine Schwimmmeisterkabine für die Lehrkraft bzw. Schwimmaufsicht gehören. So werden im Umkleidebereich des Bestandsgebäudes die Umkleidekabinen er- weitert. Damit zwei Klassen problemlos ihre Unterrichtszeiten einhalten können, werden insgesamt vier Umkleidekabinen neu gebaut. Der Estrich ist in den Räumen aufgetragen, natürlich auch von einer Wormser Firma, Böhner Böden, dessen Inhaber zugleich Poseidon Mitglied ist. Die ersten Fliesen wurden wiederum von der Wormser Firma Fliesen Klingler verlegt. So viel Regionalität ist natürlich kein Zufall, denn der Verein möchte ausdrücklich die regionale Wirtschaft unterstützen.
Für die Verlegung der restlichen Fliesen müssen allerdings wieder die Mitglieder selbst Hand anlegen, wie Huss ausführt. Beschäftigt ist der Verein zudem mit dem Rückbau der einstigen Kegelbahn, die in den vergangenen Jahren wenig genutzt wurde, wodurch man Kosten einsparen möchte. Hierzu wurde auch ein Lastenaufzug ausgebaut. Eingerichtet wird hier ein Mehrzweckraum, der aktuell von dem Fastnachtsverein WCC schon mal genutzt wurde. Vereine sollen grundsätzlich auch die Möglichkeit haben, außerhalb der Schulzeiten das Lehrschwimmbecken, das in den DIN- Maßen 16,63 Meter mal 11 Meter gebaut wurde, anzumieten. Ebenso plant der Verein eigene Kurse, wie beispielsweise Aqua Jogging. Um das zu organisieren, habe man derzeit eine Planungsgruppe geschaffen.
Schwerpunkt Schwimmunterricht
Der klare Schwerpunkt der Lehrschwimmhalle liegt jedoch auf dem Schulunterricht. Hierfür hat man mit der Stadt erstmal einen Fünfjahresvertrag ab- geschlossen. Wie Huss betont, müssen die Mietpreise letztlich so angelegt sein, dass sich das Becken nebst Personal selbst trägt. Eine Erhöhung der Mitgliederbeiträge aufgrund der Kosten für das Becken, schließt Huss auf Nach- frage aus. Um die Kosten, insbesondere die Energiekosten, in Grenzen zu halten, setzt der Verein auf neueste Wärmetechniken, wie dem Einsatz einer Wärmepumpe. Auf dem Dach findet man wiederum Solarmodule, mit denen rund 30 Kw Strom produziert werden können, während Wärmeschutzfenster mit Verdunklungseffekt die Halle zusätzlich isolieren.
Am Ende des Rundgangs betont Huss schmunzelnd, aber dennoch mit dem nötigen Ernst, dass eine wichtige Säule des gesamten Projekts die sogenannte „Rentnergang“ war/ist. Zu dieser gehört nicht nur Pfeiffer, der während des Baustellenrundgangs gemeinsam mit Fetsch eifrig in der Halle weiterarbeitete, sondern auch Projektleiter Dieter Eberts, Schatzmeister Jürgen Naumann sowie zusätzlich Frank Böhne, technischer Leiter des Vereins. Noch ist einiges zu tun, dennoch ist sich der Verein sicher, dass man noch vor den Sommerferien stolzer Eigentümer einer fertigen Lehrschwimmhalle sein wird.
Text: Dennis Dirigo Fotos: Andreas Stumpf