Es gibt Dinge, die gibt es nicht und trotz allem finden diese immer wieder in Worms statt. Es sind diese heimlichen kleinen Momente, in denen man selbst laut ausspricht: „Ja, typisch Worms.“

kennen Sie Springfield, die fiktive Stadt irgendwo in den USA, die der Hauptspielort der Zeichentrickserie „Die Simpsons“ ist? In dieser Stadt, die quasi für den amerikanischen Prototyp steht, in der es von klischeeerfüllten „Typen“ nur so wimmelt. Was in Springfield Bürgermeister Quimby, Krusty der Clown, Referent Lovejoy oder Zahnfleischbluter Murphy heißt, hat in Worms eben leicht abgewandelte Namen. Hier heißt man eben Oddset-Gunter. Aber Springfield ist vor allem mit Worms vergleichbar, weil dort jede Menge skurrile Sachen passieren, die es so angeblich nur im Comic gibt und weil natürlich sich die ganze Geschichte des Landes in diesem kleinen Ort abgespielt hat.

Tja, Worms, die älteste Stadt Deutschlands (so berichten zumindest Augenzeugen), hat so einiges erlebt. Richard Löwenherz war hier, wenn auch nicht ganz freiwillig. Sämtliche Päpste, Kaiser oder Könige. Luther stand hier vorm Reichstag und selbst Goethe oder Mozart waren regelmäßige Besucher unserer Stadt. Letzterer war sogar fünf Tage hier (allerdings ist nicht bekannt, in welchem Hotel) und bezeichnete den Aufenthalt in einem Brief an seinen Vater wie folgt: „Da waren wir lustig.“ Heute würde man sagen: „Wir haben uns ordentlich einen reingestellt.“

Mozart war aber nicht der berühmteste Musiker, der jemals in Worms war. Das dürfte wohl in den 70er Jahren Rod Temperton gewesen sein. Was, den kennen Sie nicht? Temperton ist der Urheber von Michael Jacksons „Thriller“, hat einen Oscar für die Musik zu „Die Farbe Lila“ bekommen und lebte von Mitte der 70er Jahre bis Anfang der 80er Jahre in Worms. Glauben Sie nicht? Lesen Sie es nach auf Wikipedia oder sonstwo. Quincy Jones war im Übrigen auch da. Und ehrlich, wenn sie tief in sich hineinsehen, verstehen Sie, warum „Thriller“ in Worms geschrieben wurde.

Welche weitere abnormen Geschichten fallen Ihnen ein?

Da wäre doch zum einen die Schleppkurve am Parkhaus am Dom, welche es bis zur Satiresendung von „Extra3“ schaffte und dafür sorgte, dass es jetzt dort gar keine Schranken mehr gibt. Dann gab es natürlich die Mario-Girotti-Brücke, im Volksmund auch Terence-Hill-Brücke genannt, bei der der besagte Schauspieler sogar persönlich vorbeikam. Ich gebe zu, an dieser Sache war ich nicht ganz unschuldig… Es gibt aber auch immer wieder Pressemeldungen, die einem schier das Frühstücksbrötchen aus dem Mund fallen lassen. Erinnern Sie sich noch daran, dass irgendwer vor ein paar Jahren einfach mal ein paar Urnen in einem Hotelzimmer vergas? Oder eben die Hantelscheibe des Grauens, bei der ein Wormser sein bestes Stück auf eine ganz besondere Art und Weise trainieren wollte. Immerhin weiß seit diesem Tag jeder Wormser von der Existenz einer Vibrationssäge und das damit auch „Trainingsunfälle“ behandelt werden können. Der neuste Fall schlägt dem Fass allerdings den Boden aus bzw. hat die Sahne zum Überlaufen gebracht: Tortenschlacht in Wormser Bäckerei, weil sich Mitarbeiterinnen über die Richtigkeit der Auslage stritten. Ich habe da sofort Bilder im Kopf und sehe die große Laurel und Hardy Tortenschlacht vor mir. So etwas kann aber auch nur in Worms passieren, höre ich Sie jetzt heimlich sagen, aber wie?

Erleben Sie nun, in einem Akt, das Theaterstück „Die fliegende Schwarzwälder“ mit den Verkäuferinnen Renate und Birgit in den Hauptrollen:

Birgit: „Renate, die Schwarzwälder Kirschtorte gehört hier hin, nicht neben den Marmorkuchen!“
Renate: „Aber Birgit, der Marmorkuchen ist klassisch und sollte im Mittelpunkt stehen!“
Birgit: „Klassisch? Pah! Die Schwarzwälder
ist der Star! Sie muss in die Mitte!“
Renate: „Du spinnst wohl! Die Apfeltorte ist
viel beliebter!“
Birgit:Das ist lächerlich! Ich werde dir zeigen, was ich von deinem Apfel halte!“

Die beiden greifen nach den Torten und beginnen eine epische Schlacht. Sahne fliegt, Kirschen wirbeln durch die Luft, und der Marmorkuchen verliert sein Gleichgewicht.

Vorhang.

Bis nächsten Monat.

im Walker jr.