Ganz schön viel los im Juni: Worms hat gewählt und gleichzeitig findet die Europameisterschaft in Deutschland statt, sogar mit Autokorso, weil die deutsche Elf mal wieder halbwegs gut spielt (zumindest bis Redaktionsschluss…).
EM im eigenen Land! Das weckt doch Erinnerungen an die legendäre WM 2006. Damals wurde gerade das sogenannte „Public Viewing“ schwer modern. Erst nach der WM 2018, der EM 2020, die 2021 war, und der Winter WM 2022 ging es langsam aber sicher wieder in Richtung heimisches Fernsehen. Kein Wunder, schließlich waren die letzten Turniere jetzt nicht so der Knaller. 2006 erinnere ich mich an „Humba“ Gesänge und das Abfeiern von Mi-Mi-Mi Miroslav Klose und Lu-Lu-Lu Lukas Podolski, alles noch an den Resten des alten Busbahnhofs. Das waren Zeiten. Damals war ich 16 Jahre alt und gefühlt hat die halbe Stadt damals (zumindest bis zum Halbfinale) eine einzige große Party gefeiert. Ob es dieses Jahr wieder zum Sommermärchen reicht? Immerhin wird schon gehupt, was das Zeug hält und ein angetrunkener Fan hat es zumindest laut einem Video immerhin auf das Bahnhofsvordach geschafft. (Ohje!) Ob es für das „Märchen“ reicht, wird sich noch zeigen. Mit Glück geht es vielleicht noch ein Stückchen weiter oder es ist eben wieder ganz schnell Schluss. Wer weiß schon, wie es ausgeht?
Immerhin wissen wir jetzt endlich, wie die Kommunalwahl ausgegangen ist. Die Auszählung hat zwar etwas länger gedauert und für viel Verwirrung gesorgt, aber sei es drum. Digitalisierung ist eben auch gar nicht so leicht und hat uns alle vollkommen unvorbereitet getroffen. So wie das Serienende der Lindenstraße oder die fortlaufende Unpünktlichkeit der Deutschen Bahn. Vielleicht wollten wir es in der Stadt auch einfach ein wenig spannend machen und mal ausnahmsweise einen der letzten Plätze belegen. So wie im Wirtschaftsranking, bei den Kindergartenplätzen oder der Verschuldung. Egal.
Ich persönlich bin ja froh, dass die Wahlbeteiligung leicht gestiegen ist und wir uns diesen ganzen Stress mit dieser Demokratie antun. Hält immerhin schon verdächtig lange, aber nur weil wir sie pflegen und verteidigen. Aber was nehmen wir aus der Wahl jetzt eigentlich mit? Die GroKo aus CDU und SPD hat erstmals seit Menschengedenken keine absolute Mehrheit mehr und drittstärkste Kraft mit zehn Sitzen ist die AfD geworden. In einigen Bezirken sind diese sogar klar stärkste Kraft. Was mich dabei persönlich fasziniert, ist, dass die AfD Worms bis heute kein Programm oder eine Leitlinie für die Stadt hervorgebracht hat. Weder auf einem Flyer, noch auf ihrer Homepage. Martin Sonneborn, der ehemalige Chefredakteur des „Titanic“ Magazins und Begründer der Satirepartei „Die Partei“, hat schon vor Jahren den Wahlspruch ausgegeben: „Inhalte überwinden.“ Wieso auch nicht? Bildungsfern war eben schon immer leichter als bildungsnah.
Ich gehöre übrigens auch wieder dem Stadtrat an. Steht sogar an meinem Büroschild „Jim Walker jr. – Kolumnist und Stadtrat“. Da erbleicht
Dr. Bims wieder vor Neid. Jedenfalls vielen Dank für das Vertrauen, dass ich das noch eine Weile machen darf.
Apropos was mache ich eigentlich gerade?
Aktuell bin ich mal wieder den Sommer über nach Bad Hersfeld verschwunden und gebe ein wenig Theater. Ja, es ist einer der schönsten Berufe der Welt, in Hersfeld ist man sogar noch den ganzen Tag an der frischen Luft, aber es ist auch ganz schön anstrengend. Das hatte ich so gar nicht mehr auf dem Schirm oder ich werde eben älter. Gott sei Dank war unser Kollege Dennis
Dirigo in Parma und hat gelernt, wie richtige
Pasta geht, sonst würde ich ja am Ende noch vom Fleisch fallen.
Bis nächsten Monat
Jim Walker Jr.