Obwohl das eigene Land immer noch im „Krisenmodus“ (Das Wort des Jahres!) war, versuchten wir auch im letzten Jahr von Deutschland aus die Welt zu retten. Und sei es nur durch eine Veränderung der Sprache oder den Einbau von elektrisch betriebenen Wärmepumpen. Ich höre Sie deshalb schon wieder zu Tausenden fragen: „Sagen Sie mal, Herr Bims, welche Lehren haben Sie denn aus dem Jahr 2023 gezogen?“
Ich kann Ihnen zunächst von den Auswirkungen des Jahres 2023 auf die WO! Belegschaft be- richten. Bekanntlich ist unser Verlagschef aus purer Liebe zur deutschen Sprache ein absoluter Gegner*in des Genderns. Als aber kürzlich in irgendeiner Zeitung ein Artikel übers korrekte Gendern erschien, hat bei ihm ein Umdenken eingesetzt. Kurz gesagt: Anreden wie „Liebe Kollegen*innen“ oder „Sehr geehrte Mitarbeiter*innen“ seien ebenfalls nicht mehr zeitgemäß, weil bei dieser Anrede andere Geschlechter als männlich oder weiblich nicht berücksichtigt seien. Der Autor des Artikels empfahl deshalb die lockere Anrede „Hallo Leute“, die auch das dritte Geschlecht miteinschließt. Da unser Chef – vermutlich aus purem Unwissen, dass er sich korrekt verhalten hat – schon seit gefühlt zehn Jahren die Anrede „Hallo Leu- te“ für seine Mitarbeiter*innen wählt, konnte er das nicht auf sich sitzen lassen und schreibt neuerdings „Hallo Leute*innen“.
Aber auch wir, seine angestellten Untertanen, haben uns das abgelaufene Jahr zu Nutzen gemacht. In Anlehnung an unseren Bundeskanzler scholzen wir jetzt nämlich in unserem Verlag. Wenn unser Chef bei Besprechungen unbequeme Fragen stellt, antworten wir nur noch völlig teilnahmslos: „Ich kann mich nicht daran erinnern!“ Als unser Chef kürzlich auf dem Klo saß (groß!), schallte es durch die Redaktionsräume: „Wer hat denn schon wieder vergessen, das Klopapier aufzufüllen?“ Da anschließend alle Mitarbeiter pflichtgemäß gescholzt haben (nicht zu verwechseln mit geschurzt, denn schurzen ist eine Mischung aus Scheißen und Furzen), hängt seitdem ein fettes Schild in unserem Büro: „Scholzen verboten!“ Jetzt müssen wir alle wieder mit der Wahrheit rausrücken und ich kann Ihnen sagen, das ist verdammt hart. Zumal mein persönlicher Nutzen, den ich aus dem abgelaufenen Jahr ziehe, mit dem Thema Wahrheit zu tun hat. Seit Gil Ofarims Vorfall im Westin-Hotel in Leipzig checke ich nämlich grundsätzlich nur noch mit Davidstern-Kette in einem Hotel ein, nur für den Fall, dass mir der Rezeptionist dumm kommt und ein kostenloses Upgrade verweigern will. Aber das kann ich in Zukunft auch vergessen, wenn ich nicht mal mehr scholzen darf (genauso wie o?ensichtlich auch Gil Ofarim…). So macht auch mir die Arbeit keinen Spaß mehr. Aber wer hat denn heutzutage noch Spaß auf der Arbeit? Vielleicht allenfalls noch Clowns oder Pornodarsteller. Wobei das mit der Berufswahl gar nicht mehr so einfach ist.
Kürzlich hat mir jemand erzählt, dass sein Kind empathielos, eingebildet und strunz- dumm sei, woraufhin ihm beim Arbeitsamt empfohlen wurde, sein Kind in den Bundestag zu schicken. Würde es wenigstens gut aussehen, könnte man noch auf „Influencer“ umschwenken. Die Empfehlung „Bundestag“ für sein grenzdebiles Kind konnte ich kaum glauben. Als könnte man 15 Semester lang irgendwas studieren, dabei Unmengen an Süßigkeiten und Fast-Food vertilgen, das Studium abbrechen und dann einfach in den Bundestag gehen und den Bürgern Ernährungstipps geben. Hahaha, wenn das so einfach wäre. Apropos Ernährung: Ich möchte nicht wissen, wieviel To?ifee und Sahnetörtchen im Bundestag vertilgt wurden, als über die Cannabis-Legalisierung beraten wurde. Ich kann nur vermuten, dass sich das Karlchen und seine Kollegen vorher eine ordentliche Tüte genehmigt haben. Warum sonst sollten sich die Verhandlungen so eeeeeeeeeeendlos in die Länge ziehen?
Persönliche Highlights 2023
Mein persönlicher Höhepunkt des Jahres 2023 war auch gleichzeitig die bitterste Niederlage meines Lebens. Im Juli kam es im Zuge der Premiere der Nibelungen-Festspiele im Heylshof zu einem Duell im Armdrücken zwischen Hollywoodlegende Ralf Moeller („Hai-Alarm auf Mallorca“) und meiner Wenigkeit. Entgegen anders- lautender Gerüchte musste ich den „Thriller im Heylshof“ nach siebzehn Minuten verletzungs- bedingt abbrechen, weil mir Moeller mit seinem blitzartigen Erö?nungs-Move eine Schultereckgelenkssprengung zugefügt hatte, die irgend- wann, also nach exakt siebzehn Minuten, derart geschmerzt hat, dass ich das Armdrücken auf ärztlichen Rat hin vorzeitig beenden musste. Ich habe also nicht einfach so aufgegeben und hätte auch niemals verloren, aber ich wurde nun mal dazu gezwungen. Apropos „gezwungen“: Wie unser Oberbürgermeister beim Land Rheinland-Pfalz knallhart nachverhandelt und noch ein paar Milliönchen für seine finanziell gebeutelte Stadt klargemacht hat, war für mich persönlich ein weiteres Highlight zum Jahres- ende. Sie wissen, ich bin ein absoluter Pazifist, aber ich könnte es trotzdem nachvollziehen, falls der Ex-Cop Kessel bei den „Nachverhandlungen“ ganz unau?ällig seine ehemalige Dienstwa?e unterm Sakko hat hervorblitzen lassen. Manchen Forderungen, vor allem wenn es um unsere Stadt geht, muss man einfach Nachdruck verleihen! Falls irgendjemand unserem OB daraus einen Strick drehen will, weil er schwer bewa?net nach Mainz gefahren ist, kann Kessel zur Not ja immer noch scholzen.
In diesem Sinne:
Auf das beste 2024 aller Zeiten!!! Ihr Dr. Bert Bims