Europa hat gewählt, Deutschland ebenfalls und Worms natürlich auch – und zwar alle ziemlich weit rechts. Ich höre Sie deshalb schon wieder zu Tausenden fragen: „Sagen Sie mal, Herr Bims, haben sich die Leute denn schon wieder verwählt?“

Endlich Sommer! Meine Jahreszeit!! Und was hat die Klimaerwärmung bisher für einen fantastischen Sommer gesorgt. Bei mir ist zuhause vor lauter Freude mitten im Juni die
Heizung angesprungen. Zum Bräunen meines
Astralkörpers bin ich deshalb noch gar nicht gekommen. Wobei ich ohnehin einen Trip nach Sylt empfehlen würde, wenn man heutzutage so richtig braun werden will. Sie wissen schon: „Deutschland, den Deutschen – Ausländer raus!!“ Aber keine Sorge, das waren nur ein paar besoffene Schnösel auf Sylt, die den Song von einem Ausländer namens Gigi d’ Agostino zweckentfremdet haben. Dass aber offensichtlich immer mehr Wähler in Deutschland so denken wie die „Elite von Sylt“, konnte man kurz danach bei der Europawahl beobachten. In Worms hat der Dachlattenmann am Hauptbahnhof die AFD Wähler zur Wahlurne getrieben. Nach diesem Vorfall war ganz Worms kollektiv empört. Sogar Jens Guth. Nicht wenige forderten bei FACEBOOK die sofortige Ausweisung und ein generelles Einreiseverbot für alle Ausländer, die sich in einem fremden Land nicht benehmen können. Als ich diese Kommentare gelesen habe, war mein erster Gedanke: „Waaaas? Die Deutschen dürfen nicht mehr nach Mallorca? Wer kotzt dann in Zukunft strunz besoffen am Ballermann?“ Aber dann wurde mir klar, dass die Leute bei FACEBOOK lediglich wollen, dass sich die Ausländer in Deutschland ordentlich benehmen. Ach so, nochmal Glück gehabt, denn ich dachte schon, das gilt für alle. Deshalb: Auf nach Malle!!

Arme Grüne

Apropos Wahlen. Die AFD konnte feiern, weil die Jungwähler auf die TikTok Challenge „Wer ist so bescheuert und wählt die AFD?“ reingefallen sind? Ganz ehrlich, da kipp ich mir lieber sinnloserweise einen Kübel Eiswürfel über die Birne. Dafür sind allerorts die Grünen böse abgeschmiert. Hierzu bin ich im Vorfeld der Europawahl auf ein bemerkenswertes Zitat gestoßen: „Wir müssen die Grünen mit politischen Mitteln stellen, auch wenn sie versuchen, unsere westlich-bayrischen Werte zu erodieren und mit
terroristischen Mitteln eine woke-faschistische Diktatur errichten wollen, die
unsere Lebensgrundlage vernichtet und uns alle zu versklavten Schattenwesen in einer dystopischen Endzeiteinöde machen wird.“ Dieser Satz könnte von Markus Söder (CSU) stammen. Tut er aber nicht. Urheber des Zitats ist die Satirezeitung TITANIC. Auch wenn das, was Söder gar nicht gesagt hat, durchaus den Kern der Sache trifft, tut mir die „Öko- und Antikriegspartei“ auch ein bisschen leid. Aber wie kann man eine Partei trösten, die – auf einer grünen Welle der Klimakatastrophen-Euphorie reitend – extra das Wahlrecht ab 16 Jahren durchgeboxt hat, um dann genau bei diesen Jungwählern gnadenlos abzuschmieren? Ich versuche mal einen Habeck ähnlichen Trost: „Liebe Grünen*innen, die Wähler sind ja nicht weg, sie sind jetzt nur bei einer anderen Partei.“ Da drängt sich mir die Frage auf, ob womöglich gar nicht alle Jugendlichen glühende Anhänger der Letzten Generation sind? Hat etwa ein Großteil der Schüler die „Fridays for Future“ Demos nur dazu genutzt, um in der Schule blau zu
machen? Das ist mal wieder
typisch, ihr Schulschwänzer, aber dann heimlich in der Wahlkabine euer Kreuz bei den Faschisten machen, weil ihr im Schulhof von Malik, Hasan, Rafi und dem Rest der Gang ständig euer Pausenbrot abgenommen bekommt und euch das Klima vom Prinzip ziemlich schnuppe ist. Ich bin mir auch gar nicht mehr sicher, ob die Diskussionen übers Gendern oder die Queer-Community tatsächlich von „der Jugend“ ausgehen, oder ob wir es da einfach nur mit einer ziemlich lauten Minderheit zu tun haben? Nichtsdestotrotz haben wir kürzlich in unserer Redaktion mal wieder übers Gendern diskutiert, weil die Gleichstellungsbeauftragte unseres Verlages (Spitzname: Miesepetra) das gefordert hat. Aber unser Chef meinte, dass wir nicht überall ein „innen“ dranhängen können – soviel Geld für Druckerschwärze hätte unser kleiner Verlag gar nicht. Auch ich lehne das Gendern ab, allerdings aus ästhetischen Gründen. Wenn mir aber etwas sinnvoll erklärt wird, bin ich durchaus lernfähig. So hat mir kürzlich jemand glaubhaft versichert, dass DER Kaffee männlich ist, weil er Kraft gibt, Lebensgeister weckt und einfach saugeil schmeckt. Dagegen heißt es aber beispielsweise DIE Milch. Die Milch ist weiblich, weil sie nämlich sauer wird, wenn man sie einfach irgendwo stehen lässt. Ja, das leuchtet mir wohl ein.

Die Aufsteiger des Jahres

Aber eigentlich wollte ich ja nach einem Trostpflaster für die Grünen suchen und hier ist es auch schon: Obwohl gerade erst bei der Wahl abgeschmiert, wurde kurz danach das grüne Sahnehäubchen Ricarda Lang von irgendeiner merkwürdigen Organisation zur „Aufsteigerin des Jahres“ gekürt. Um die Begründung kurz in eigenen Worten zusammenzufassen: „Sie sei ein politisches Schwergewicht, an dem man einfach nicht vorbeikomme.“ Und dann hab ich mir vorgestellt, wie ich diesem politischen Schwergewicht in einem engen Gang begegne und dachte: „Naja, da ist es tatsächlich sehr schwer, an ihr vorbeizukommen…“ Aber ich will hier gar nicht erst mit Bodyshaming-Witzen
anfangen, schließlich
muss ich noch meinem Kolumnennachbarn zum glänzenden Ergebnis seiner Partei bei der Kommunalwahl gratulieren. Da auch unser Peter jetzt ein Schwergewicht ist, also ein rein politisches, küren wir ihn hiermit ganz offiziell zum „Aufsteiger des Jahres“. Genauso wie Sascha Kaiser, der von den Nibelungen in die Wirtschaft wechselt. Wer mag es ihm verdenken? Ähnlich wie ein Christian
Ronaldo auf seine
alten Tage nochmal nach Saudi-Arabien gewechselt ist, um endlich mal ein bisschen Geld für die Rente zu sammeln, geht halt der Kaiser zur sat-Gruppe.

#DerKaiseristnichtweg, eristjetztnurbeieineranderenFirma

Ihr Dr. Bert Bims