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Sagen Sie mal, Herr Bims…Teil 151: Nachwehen

War das vielleicht ein grandioses sonnenüberflutetes „Jazz & Joy“ in diesem Jahr. Und das Backfischfest steht erst noch bevor. Ich höre Sie deshalb schon wieder zu Tausenden fragen: „Sagen Sie mal, Herr Bims, haben Sie sich denn noch nicht genug von den Sommerfeierlichkeiten in Worms?“

Ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich stinksauer bin. Und mein Chef irgendwie auch. Aber der Reihe nach: Kaum war der Typ zu meiner Linken, der jeden Monat aufs Neue auf den allerletzten Drücker seine Kolumne zurechtstammelt, von den Bad Hersfelder Festspielen zurückgekehrt, da riskiert der Haiopei doch direkt eine dicke Lippe. Da ich nach dem „Jazz & Joy“ etwas lädiert war und eine zweiwöchige Erholungspause dank gel- bem Schein absolviert hatte, konnte ich meine Kolumne nicht rechtzeitig zum Redaktionsschluss fertigstellen. Das kann zum ersten Mal nach nunmehr 151 Ausgaben durchaus mal passieren, ich bin auch nicht mehr Jüngste. Da aber gleichzeitig der Luftikus neben mir, aus welchen Gründen auch immer, ausnahmsweise mal früher fertig war mit seinem literarischen Meisterwerk, hat sich der komische Vogel doch glatt hinter meinem Rücken bei unserem Chef beschwert. Und das zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, hatte ich doch gerade meine Spesenabrechnung vom diesjährigen „Jazz & Joy“ per Post aus meinem Krankheitsurlaub an den Verlag geschickt. Zugegeben: Mit einem Gesamtbetrag von 846.- Euro ist meine Spesenabrechnung in diesem Jahr etwas aus dem Ruder gelaufen. Mein Vorwurf richtet sich deshalb in erster Linie an die Veranstalter des Jazz & Joy: Wie kann man so dreist sein und direkt vorm Eingang am Marktplatz einen Cocktailstand mit echten brasilianischen Bedienungen hinpflanzen? Das ist doch völlig klar, dass ein weitgereister Society-Reporter im Zuge seiner Recherchen dort steckenbleibt, wenn „Kool and the Gang“ auf der Bühne gerade „Ladies Night“ oder „Get down on it“ singen. Jeder weiß, dass ich ein absolut weltoffener Mensch bin, der sich jederzeit für andere Frauen…äh Kulturen interessiert. Mein Chef hat den Gesamtbetrag direkt auf den Cocktailpreis von 9 Euro um- geschlagen und in einer ohrenbetäubenden Lautstärke auf meine Mailbox gebrüllt: „Sagen Sie mal, Herr Bims, haben Sie denn an einem Wochenende mit Ihren – ich zitiere – WO! Gönner*innen, Anzeigenkundinnen und -kunden, begeisterten Leserinnen und Lesern sowie allgemeinen Geschäftspartner*innen und superwichtigen Leute*innen insgesamt 94 Cuba Libre geso?en?“ Leider konnte ihn auch meine anschließende SMS, dass da natürlich auch „jede Menge Margaritas, Caipirinhas, Mojitos oder Pina Colada dabei waren“, nicht beschwichtigen. Ehrlicherweise wäre die Spesenabrechnung noch deutlich höher ausgefallen, wenn mir nicht ein paar gutherzige Wormser VIPs ein paar milde Gaben in Form von Essenresten vom Büffet der TST-Lounge gereicht hätten. So konnte ich wenigstens die Essenskosten nahe Null halten. Und jetzt bin ich gespannt, welches Spesenbudget mir fürs Backfischfest eingeräumt wird. Schließlich treffe ich auch dort auf jede Menge WO! Gönner*innen, Anzeigenkundinnen und -kunden, begeisterte Leserinnen und Leser sowie allgemeine Geschäftspartner*innen und superwichtige Leute*innen, die alle ein Gläschen Wein mit mir trinken wollen.

Was geht sonst ab in Worms?

Also unser WO! Headquarter ist im letzten Monat umgezogen, nämlich nach Piffelkum. Leider ohne mich. Seit ich als Kind mal Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall hatte, lass ich aus rein prophylaktischen Gründen komplett die Finger von der Schlepperei. Apropos schleppen, in Worms kann man nun auch Falschparker mittels einer neuen App abschleppen lassen. Grundsätzlich vertrete ich die Ansicht: „Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant.“ Aber in diesem Fall hätte es mich tatsächlich mal gereizt, die Abschlepp-App zu aktivieren, um das Auto vom Wormser Ordnungsamt abschleppen zu lassen, das immer so provozierend lange vorm Bürgerrathaus im absoluten Halteverbot steht. Das würde ich gerne sehen, wie sich die Abschlepper die Kosten von der Stadt Worms zurückholen wollen. Naja, vielleicht lass ich auch einfach das Riesenrad abschleppen, schließlich ist gerade das Fest der Feste, das alteingesessene Backfischfest. Als staatlich geprüfter Schiffschaukelbremser, der sein halbes Leben auf den Rummelplätzen dieser Welt verbracht hat, ist es immer wieder ein besonders erhabenes Gefühl, auf den Festplatz zu laufen und die gute alte Kirmesluft zu riechen, die ein unverkennbares Gemisch aus Wein, Zuckerwatte, Erbrochenem und ranzigem Pommes-Fett ist. Da ist meine Heimat, da bin ich Zuhause. Wenn wir uns dort treffen sollten, sprechen Sie mich ruhig an, schließlich habe ich ein kleines Backfischfest-Budget vom Verlag für WO! Gönner*innen, Anzeigenkundinnen und -kunden, begeisterte Leserinnen und Leser sowie allgemeine Geschäftspartner*innen und superwichtige Leute*innen. In irgendeine Kategorie werden Sie schon reinpassen.

Zum Abschluss noch ein wichtiges Anliegen: Wie Sie vielleicht schon gehört haben, soll das Nibelungenbähnchen aus dem Stadtbild verschwunden, weil der bisherige Betreiber aus wirtschaftlichen Gründen die Reißleine zieht. Ich sage, das können wir dem Kämpfer fürs Nibelungenbähnchen, dem verstorbenen Werner Dinger, nicht antun! Das Nibelungenbähnchen muss als touristische Attraktion erhalten bleiben. Schade, dass der Topf von „Worms wird wow“ schon leer ist, wenn man ihn mal wirklich braucht….

Herzlichst, Ihr Dr. Bert Bims