2021 feiert Worms 500 Jahre Reichstag. Der Umgang mit dem Gewissen nimmt dabei eine zentrale Rolle ein. Wie man mit seinem Gewissen umgeht war auch die zentrale Frage, der sich Victor Klemperer stellen musste. Als intellektueller protestantischer Konvertit jüdischer Herkunft dokumentierte er in „Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten“ von 1933-1945 seine Alltagserfahrungen in der deutschen Gesellschaft zur Zeit des Nationalsozialismus. Seine Tagebücher sind „die am besten geschriebene, eindrucksvollste und aufmerksamste Aufzeichnung des täglichen Lebens im Dritten Reich“, so die New York Times. Sie sind eine Offenbarung des alltäglichen Schreckens in der nationalsozialistischen Gesellschaft.

 Victor Klemperer verzweifelte an seiner Zeit, kämpfte mithilfe des Schreibens seinen ganz eigenen Überlebenskampf. Sein Kämpfen, sein Schreiben hat weder Anfang noch Ende und wird mit jedem Tag auswegloser, trostloser, hoffnungsloser, schlimmer.

Dauer und Ort der Lesung wollen dieser beklemmenden Atmosphäre Ausdruck verleihen und zeigen, wie der Schrecken jener Zeit Tag für Tag auf quälende Weise immer stärker Einzug hielt. In der leerstehenden ehemaligen Back-Factory in der Kämmererstraße 9-13 wird Karl-Heinz Deichelmann deshalb in der Zeit vom 17. bis 19. September von morgens 10 Uhr bis abends 22 Uhr die kompletten Tagebücher Victor Klemperers von 1933 – 1945 lesen: einen Text von mehr als 1000 Seiten.

Sie sind eingeladen, zuzuhören und zu verweilen, die Veranstaltung immer wieder zu besuchen: freitags, samstags, sonntags. Morgens, mittags, abends.

Die Veranstaltung wird vom Verein „Ehrenamt für Worms“ getragen und findet im Rahmen der SchUM-Kulturtage, des Lutherjahres und des PopUp-Festivals statt.