Ein bescheidenes Jahr für die Wormatia
2024 war aus sportlicher Sicht ein bescheidenes Jahr für Wormatia Worms. Zwar startete der VfR in das Jahr 2024 mit einem 2:1-Sieg in Dudenhofen und beendete dieses auch mit einem 2:1-Heimsieg gegen TuS Mechtersheim. Dazwischen lag jedoch viel Tristesse, die aus einem Aufstiegskandidaten eine graue Mittelfeldmaus machte. Im Kalenderjahr 2024 hat Wormatia Worms in Punktspielen öfters verloren (16 x), als Spiele gewonnen (15 x). Alleine das sagt schon viel über einen potentiellen Aufstiegskandidaten aus.
Als Wormatia Worms ins Kalenderjahr 2024 startete, da waren die Hoffnungen noch groß, am Ende der Saison auf Platz zwei zu landen, der zur Teilnahme an der Aufstiegs- Relegationsrunde berechtigen würde. Nach einer starken Vorrunde lag der VfR auf eben jenem zweiten Platz und hatte sich in der Winterpause sogar noch personell verstärkt. Mit dem regionalligaerfahrenen Luca Jensen und vor allem Torjäger Jan Dahlke als Neuzugängen sollte die Mission Aufstieg gelingen, aber der Schuss ging gewaltig nach hinten los. Vor allem der gefürchtete Doppelsturm mit Daniel Kasper, der vor der Winterpause 20 Tore erzielt hatte, und Jan Dahlke, der von Regionalligist Carl-Zeiss Jena gekommen war, zündete nicht. Selbst für Außenstehende war nicht zu übersehen, dass die beiden Topstürmer nicht miteinander harmonierten.
Während Kasper, der auch einige Spiele verletzungsbedingt pausieren musste, nach der Winterpause nur noch einmal ins gegnerische Tor traf, erzielte Dahlke in 15 Spielen elf Tore. Vor allem aber war der Teamgeist, der die Mannschaft in der Vorrunde von Sieg zu Sieg eilen ließ, nach der Winterpause nicht mehr spürbar. Zwar reichte dies in den ersten Spielen noch, um den einen oder ande- ren Dreier einzustreichen, aber bereits das Aus am 12.03.24 im Südwestpokal-Halbfinale zuhause gegen den SV Gonsenheim (0:1 n.V.) tat richtig weh. Und im April 2024 verspielte der VfR auch in der Liga endgültig alle Aufstiegschancen. Gegen die Spitzenteams 1. FC Kaiserslautern II (0:3), SV Gonsenheim (1:3) und Eintracht Trier (1:3) setzte es drei Niederlagen am Stück, die jegliche Aufstiegshoffnungen begruben.
Kurz danach gab Wormatia-Trainer Peter Tretter bekannt, dass er aufgrund einer schwerwiegenden Erkrankung für einige Zeit pausieren müsse. Co-Trainer Benny Früh übernahm und konnte die Mannschaft dazu bringen, die Saison mit Anstand zu Ende zu spielen. U.a. konnte der VfR mit einem 4:1-Sieg beim Dritten FK Pirmasens aufhorchen lassen, aber leider gelang dieser Überraschungscoup zu spät. Während Eintracht Trier bereits im Frühjahr vorzeitig als Meister in der Oberliga Rheinland-Pfalz-Saar feststand, konnte sich der SV Gonsenheim den Relegationsplatz zwei sichern. Das war umso erstaunlicher, da die Gonsenheimer in der Vorrundentabelle noch elf Punkte hinter der Wormatia lagen, aber am Ende der Saison einen Vorsprung von zwölf Punkten gegenüber der Wormatia herausspielen konnten. Der VfR landete derweil am Ende der Saison 2023/2024 auf einem fünften Platz, mit dem man vor der Saison sicherlich zufrieden gewesen wäre. Aufgrund der starken Vorrunde wäre aber sicherlich mehr drin gewesen…
Neue Saison, neues Glück?
Dass Torjäger Daniel Kasper auf dem Wunschzettel höherklassiger Vereine stand, war schon länger bekannt und auch der Grund für die Verpflichtung von Jan Dahlke. Als aber neben Kasper mit Fesser, Sentürk, Marx, Ludwig und Sonn noch fünf weitere Stammspieler den Verein verließen, stand der VfR vor der Saison 2024/2025 zum wiederholten Male vor einem „gefühlten Neuanfang“. Insgesamt 16 Abgänge mussten kompensiert werden und die Hoffnungen ruhten auf der neuen sportlichen Leitung um Aydin Ay und Fatih Köksal, gleichwertigen oder sogar noch besseren Ersatz zu finden. Zudem war frühzeitig klar, dass Stammtrainer Tretter gesundheitlich noch länger aus- fallen würde, weshalb Co-Trainer Früh bereits in der Vorbereitung die volle Verantwortung trug. Trotzdem wirkte Tretter im Hintergrund bei der einen oder an- deren Neuverpflichtung mit, von der aber keine so richtig einschlug.
Und wieder einmal erfolgte die Kaderzusammenstellung relativ spät, Verpflichtungen für Schlüsselpositionen erfolgten erst in der laufen- den Vorbereitung, zu der Früh beim Trainingsauftakt gerade mal ein Dutzend Spieler begrüßen konnte. Anstatt mit dem kompletten Kader eine Vorbereitung zu absolvieren, Testspiele zum Einspielen zu nutzen und bestenfalls eine Stammelf zu finden, setzte sich der Kader des VfR – wie üblich – erst langsam wie ein Puzzle zusammen, das kurz vorm ersten Spieltag fertig wurde. Umso überraschender, dass Wormatia Worms erstaunlich gut in die Saison 2024/2025 startete. Auch wenn die Abwehr des VfR vom ersten Spiel an keinen allzu sattelfesten Eindruck machte, setzte sich die Wormatia mit 17 Punkten aus den ersten acht Spielen vorerst in der Spitzengruppe fest. Dann folg- ten die 2:3-Niederlage beim SV Gonsenheim und eine peinliche 1:3-Pleite bei Aufsteiger SV Eppelborn und nun überschlugen sich die Ereignisse. Der immer noch wegen seiner Erkrankung pausierende Wormatia- Coach Tretter und Co-Trainer Benny Früh traten zurück und für vier Spiele übernahm U-19-Trainer John Antuna, der das Blatt aber nicht wenden konnte.
Nach dem passablen Saisonstart bis zum 8. Spieltag, holte der VfR in den folgenden neun Spielen nur noch vier Punkte. Am 15. Spieltag übernahm der neue Trainer Marco Refenscheidt das Zepter und startete direkt mit drei Niederlagen gegen TuS Koblenz (0:2), 1. FC Kaiserslautern II (1:5) und den FV Engers (0:1) in sein neues Amt. Erst in den letzten drei Spielen vor der Winterpause, von denen zwei gegen Herxheim (3:0) und Mechtersheim (2:1) gewonnen wurden, war eine Besserung erkennbar. An der enttäuschenden Zwischenbilanz des selbst ernannten Aufstiegskandidaten ändert dies nur wenig. In der aktuellen Saison hat die Wormatia in 20 Spielen bisher 8 Siege, 3 Unentschieden und 9 Niederlagen eingefahren und liegt zur Winterpause auf Platz sieben, mit einem Rückstand von 20 Punkten zu Relegationsplatz zwei. Der Abstand zum ersten Abstiegsplatz beträgt derweil sechs Punkte. Im Südwestpokal kam das Aus bereits Ende August in der vierten Verbandspokalrunde mit einer 1:2-Schlappe beim Verbandsligisten TSV Gau-Odernheim. Keine Frage, das Jahr 2024 war für Wormatia Worms ein Jahr zum Vergessen. Im Übrigen schlug sich das auch auf das Zuschauerinteresse nieder. Lag der Schnitt in der Vorsaison noch bei 933 Zuschauern, so besuchten in der aktuellen Saison im Schnitt nur noch 737 Zuschauer die neun Heimspiele der Wormatia.
Es kann nur besser werden…
Im restlichen Rundenverlauf geht es für Wormatia Worms nur noch um Schadensbegrenzung und dar- um, die richtigen Schlüsse für die kommende Saison zu ziehen. Mit Benjamin Franz (zu TuS Mechtersheim) und Pascal Nicklis (zu Arminia Ludwigshafen) haben zwei Spieler, die zuletzt ihre Oberligatauglichkeit schuldig blieben, noch vor der Winterpause den VfR verlassen. Ein Paukenschlag war der Abgang von Jan Dahlke zu Regionalligist Hessen Kassel. Nach nicht einmal zwölf Monaten und 19 Toren in 33 Spielen verlässt der gewiss nicht unumstrittene Torjäger die Wormatia schon wieder. Mit David Schehl vom SV Morlautern hat man dagegen einen schnellen Mann für die linke offensive Außenbahn verpflichtet, der weiß, wo das gegnerische Tor steht. Mit seinen bisher erzielten acht Saisontoren wäre Schehl in der internen Tor- schützenliste des VfR, wo Dahlke und Mert Özkaya mit jeweils acht Treffern an der Spitze thronen, vorne dabei. Für die Innenverteidigung müssen mindestens noch zwei Neuzugänge erfolgen und vielleicht wird auch noch der eine oder andere aktuelle Vertrag auf- gelöst. Die Aufräumarbeiten haben bei der Wormatia also längst begonnen. Vor diesem Hintergrund kann das Jahr 2025 eigentlich nur besser werden.
Text: Frank Fischer Foto: Andreas Stumpf