Caritas Verband kritisiert unzureichende Finanzierung
Wer einmal in die Spirale der Abhängigkeit geraten ist, weiß, wie wichtig Anlaufstellen sind. Geht es um legale Süchte (Alkohol, Medikamente Glücksspiel und mehr), so ist die Suchtberatungsstelle der Caritas zuständig. Doch die gerät aus finanziellen Gründen zunehmend unter Druck.
Aktuell kümmern sich sieben Mitarbeiter in der Beratungsstelle im Psychosozialen Zentrum, die in der Renzstraße angesiedelt ist, um suchtkranke Menschen. Wer allerdings von illegalen Drogen abhängig ist, muss sich wiederum an die Beratungsstelle „Nidro“, beheimatet am Ludwigsplatz, wenden. Während sich die Zahl von Menschen, die mit illegalen Drogen in Bedrängnis geraten, nahezu konstant hält, verzeichnet die Suchtberatung der Caritas, die im Übrigen bis zum Kreis Donnersberg zuständig ist, steigende Zahlen. Rund 1.800 suchtkranke Menschen haben die Caritas-Mitarbeiter in den letzten vier Jahren betreut, dabei haben sie mehr als 6.800 Beratungsgespräche geführt. Allein im vergangenen Jahr kamen 480 Menschen zu 2.030 Beratungsgesprächen. Tendenz steigend.
Mirko von Bothmer, Leiter der Beratungsstelle, sieht vor allem die Verharmlosung des Konsums weinhaltiger Getränke als „Kulturgut“ als großes Problem in der größten Weinanbauregion Deutschlands. Ein weiteres Problem, das die Caritas selbst betrifft, sind die zunehmenden Schwierigkeiten bei der Finanzierung der Beratung. Beratungsgespräche, Therapiestunden, Betreuung in Selbsthilfegruppen, das alles kostet Geld. Im Gespräch mit WO! erklärt er, dass die Stadt Worms derzeit 15,7 Prozent der Kosten tragen würde, das Land 52 Prozent und die Caritas die verbleidenden 28,7 Prozent (die Differenz wird durch zusätzliche Mittel der Kranken- und Rentenversicherunge ausgeglichen)). Auf Dauer zu viel für einen Verband, der seine Einnahmen unter anderem von der katholischen Kirche bezieht und dort sind die Mitgliederzahlen seit Jahren rückläufig.
Die Stadt wiederum sieht die Finanzierung etwas anders. Auf Nachfrage unseres Magazins betont Pressesprecher Schneider-Wiederkehr, dass der Anteil der Stadt deutlich höher sei, als von der Caritas angegeben. Das entscheidende Detail ist dabei, dass die Berechnung der Stadt sich nur auf den Stellenanteil bezieht, die Caritas wiederum die Gesamtkosten miteinbezieht. Auch wenn die Kosten steigen, betont von Bothmer, möchte der Verband weiterhin die Beratung aufrechterhalten. Um allerdings auf die Problematik der Finanzierung, aber auch das vielfältige Angebot aufmerksam zu machen, wird es am bundesweiten Aktionstag Suchtberatung am 14. November mehrere Angebote und Aktionen geben.
Text: Dennis Dirigo, Foto: Andreas Stumpf