Neues Bauunternehmen soll verbesserten ÖPNV nach Worms bringen

Viel wurde in den vergangenen Jahren auf der politischen Bühne über die Bedeutung des ÖPNV gesprochen. Schon bald zeigte sich, der forcierte Umstieg auf Bus und Bahn ist nicht so einfach. Nun soll zumindest im Busverkehr alles besser werden.

2014 übernahm in Worms das Unternehmen DB Regio Bus Mitte den öffentlichen Busverkehr. Von Anfang an stand es um die Beziehung zwischen Stadt, Fahrgästen und Unternehmen nicht gut. Schon frühzeitig gab es Beschwerden über Verspätungen, unangekündigte Busausfälle oder Unfreundlichkeiten. 2017 musste DB Regio deshalb sogar eine Vertragsstrafe über 110.000 Euro bezahlen. Doch die Situation wurde nicht besser,
sondern schlimmer. Ab 2023 erschwerten Tarifverhandlungen zwischen Busunternehmen und Gewerkschaften den Fahrgästen das Leben. Da es lange Zeit keine Einigung gab, folgten immer wieder Streiks, die teils über zwei Wochen den gesamten Busverkehr in Worms und der Region lahm legten. Für Pendler und die Politik, die die Menschen vermehrt in die Arme des ÖPNV treiben möchte, war dies eine Katastrophe. Verschlimmert wurde die Wormser ÖPNV Katastrophe noch dadurch, dass DB Regio Bus Mitte offenbar keine große Lust mehr verspürte, den ohnehin auslaufenden Vertrag mit der Stadt würdevoll zu Ende zu bringen. Lapidar erklärte das Unternehmen, dass man aufgrund von Personalmangel nur noch einen Interimsfahrplan bedienen könnte. Offiziell hieß es, die Taktung wird ausgedünnt, in der Praxis hieß das, darauf zu hoffen, dass der Bus überhaupt kommt.

Ein gehbehinderter Leser schrieb uns dementsprechend: „Nach gefühlt einer Woche ohne ÖPNV in den letzten Monaten ist der neue „Notfallfahrplan“ ein weiterer Schlag ins Gesicht der Wormser Fahrgäste.“. Weiter berichtete der Rentner: „Ich komme mir vor wie im letzten Kuhdorf, wo dreimal am Tag ein Bus vorbeikommt – aber nicht wie in einer Stadt mit über 80.000 Einwohnern.“ Verständnis für die Personalsituation hatte er nur wenig: „Erzähle mir keiner, die DB Regio Bus Mitte sei überrascht worden von der jetzigen Situation: sie wusste lange im Voraus, dass nun keine bzw. nicht genügend Fahrer zur Verfügung stehen würden, drei Wochen vor Vertragsende. Wenn sie nicht in der Lage ist, den Beförderungsvertrag zu erfüllen, dann hätte sie ihn auch nicht annehmen dürfen.“

Von Stadtentwicklungsdezernent Timo Horst, der auch den Mobilitätsausschuss leitet, wollen wir wissen, ob die Stadt Regressforderungen für die am Ende ausgebliebenen Leistungen stellt? Horst erklärt, dass die Stadt Anfang des Jahres dem
Busunternehmer ein Budget zur Verfügung stellt. Allerdings nicht den Gesamtbetrag, um am Ende finanziell flexibel sein zu können. Im Falle des Interimsfahrplans möchte man dementsprechend die letzten Beträge aufgrund der nichterbrachten
Leistung nicht auszahlen. Insgesamt lässt sich die Stadt den Busverkehr sechs Millionen Euro kosten.

Saarländer in Worms

Am 9. Juni fand schließlich der Interimsfahrplan ein Ende und die Busse rollten nun wieder pünktlich und regelmäßig durch die Wormser Straßen. Betrieben werden diese nun von dem saarländischen Busunternehmen Zarth GmbH. Die Vorschusslorbeeren sind groß. Timo Horst lobt im Gespräch mit WO! die bisherige Zusammenarbeit. Tatsächlich fällt insbesondere bei Facebook auf, dass das Team des Unternehmens schnell zur Stelle ist, um Kommentare, Probleme und damit einhergehende Fragen zu beantworten. Irritationen gab es zunächst bei der Fahrplanumstellung, da mit dem neuen Busbetrieb ein überarbeitetes Streckennetz und teilweise neue Abfahrtszeiten einhergehen. So wurde die Taktung erhöht, aber auch neue Routen eingeführt. Neu sind die beiden Ringlinien 411 und 415, die mehr Direktfahrten zwischen den Stadtteilen, aber auch dem WEP, ermöglichen. Neu ist zudem eine Route, mit der man direkt von Pfeddersheim an den Tierpark fahren kann. Hierfür wurde eigens am Tierpark eine neue Haltestelle eingerichtet.

Insgesamt hat sich das Liniennetz um noch einmal 50 Prozent der jetzigen Strecke ausgeweitet. Bedient werden die Haltestellen von 42 Bussen, die von rund 90 Fahrer-innen und Fahrern gelenkt werden. Da es das Ziel der Stadt Worms ist, auch Emissionen in der Innenstadt zu senken, werden 40 Prozent der Busflotte ab 1.1.2026 zudem elektronisch betrieben, wie Horst noch ergänzt. Horst ist sich sicher, dass die Stadt mit dem neuen Betreiber mehr Glück haben wird als zuletzt. Im Gespräch verweist er darauf, dass die Zarth GmbH, die bisher verstärkt im Reisebereich tätig ist, im ÖPNV weiter expandieren möchte und Worms nun so was wie eine Bewerbung sei. Optisch ist das schon mal gelungen, da die Busse deutlich moderner ausgestattet sind. So sind die Busse unter anderem mit kostenlosem WLAN und USB-Steckdosen im Fahrgastraum ausgerüstet. Videoüberwachung in allen Fahrzeugen soll außerdem für mehr Sicherheit sorgen. Darüber hinaus sind in den Fahrzeugen mehrsprachige Haltestellenansagen möglich.

Am Ende gehört das letzte Wort dem Unternehmen: „Wir sind stolz, den Busverkehr in Worms für die nächsten zehn Jahre übernehmen zu dürfen“, ließ Geschäftsführer Stefan Schirra die Wormser per Pressemitteilung wissen.

Text: Dennis Dirigo, Foto: Andreas Stumpf