Ein Rundgang durch die Rheinstraße
In den letzten drei WO! Ausgaben unterzogen wir Worms einem Tourismuscheck. Sozusagen als Zugabe widmen wir uns in dieser Ausgabe der Suche des Touristen nach dem Weg zum Rhein. So viel sei verraten, es ist eine Suche, die durchaus mit Hindernissen verbunden ist.
Als Wormser weiß man: Es führen viele Wege zum Rhein. Als Tourist ist das hingegen so eine Sache. So konnte schon oftmals der Autor dieser Zeilen auf Ansprache orientierungslosen Touristen in der Fußgängerzone bei deren Suche nach der Rheinpromenade erfolgreich weiterhelfen. Der gängigste Weg, sofern man sich in der Fußgängerzone befindet, führt durch die Altstadt, doch ein entsprechender Hinweis ist an keiner der für Touristen errichteten Stelen zu finden. Den findet man erst, wenn man sich am Eingang der Rheinstraße und damit zur Altstadt bzw. zu dem, was davon geblieben ist, befindet. Denn hingegen zu Altstädten, wie in Mainz, Köln oder beispielsweise Konstanz, die sowohl von ihrer Architektur und der gesellschaftlichen Bedeutung geprägt sind, ist in Worms vom mitteltalterlichen Erbe nur wenig erhalten und die kulturell-gesellschaftliche Bedeutung litt zunehmend unter diversen Konflikten. Heute steht vor allem die Verkehrssituation im Fokus (wir berichteten), die Bedeutung als kultureller Schmelztiegel, wie einst in den 80er Jahren, ist längst Vergangenheit. Das gastronomische Bild der Rheinstraße ist heute überwiegend geprägt von kleinen Kneipen, die zumeist von muslimischen Mitbürgern besucht werden. Als Kleinod am Anfang der Straße findet sich seit 2021 das Lokal Krappenbau, das von den beiden Altstadtbewohnern Uwe Leininger und Robert Lehr geführt wird. Längst ist das Weinlokal zu einem beliebten Treffpunkt geworden. In lockerer Atmosphäre haben die Gäste in dem Lokal die Möglichkeit, ihr Essen selbst mitzubringen und vor Ort bei einem guten Glas Wein zu genießen. Für die Worms typischen „Zwei-Stunden-Touristen“ birgt das Lokal allerdings den Nachteil, dass es erst ab 17 Uhr geöffnet hat, aber das zumindest die komplette Woche. Gastronomisches Leben soll auch in das ehemalige Eulenhaus in der Bärengasse wieder einziehen. Doch im Moment ist der Fortgang ins Stocken geraten. Als kultureller Treffpunkt hat sich in der Altstadt längst das Hamburger Tor etabliert. Mit Konzerten, Lesungen, Spieleabenden und mehr richtet sich das Angebot zwar nicht unbedingt an Touristen, ist aber unter dem Aspekt des Bürgerlokals ein wichtiger Beitrag, um der kulturellen Vergangenheit wieder mehr Bedeutung zu verleihen. Zugleich zeigt der Bürgerverein auch, dass die Altstadt mehr ist, als der multiethnische Konfliktraum. Für Konfliktstoff sorgt auch immer wieder die Müllproblematik in den engen Gassen der Altstadt. Für die einen sind schlicht zu wenig Mülltonen für zu viele Menschen aufgestellt, für die anderen ist es wiederum unterstelltes Desinteresse oder Unwissenheit. Tatsache ist, dass insbesondere die Rheinstraße, im Abschnitt zwischen Bärengasse und Ludwigstraße, oftmals von Unrat und arglos abgelegten Müllsäcken oder Sperrmüll gesäumt wird. Die für die Müllbeseitigung zuständige ebwo beteuert zwar auf Kritik immer wieder, diese Problematik im Blick zu haben, doch letztlich kann auch sie nichts an der Gleichgültigkeit der Mitmenschen ändern. Für den Touristen bedeutet das, zuweilen durch eine nicht unbedingt einladend wirkende Straße zu flanieren.
Am Rhein, am Rhein da möcht‘ ich sein
Hat man erstmal den Weg zwischen der anschließenden Woogbrücke und dem Festplatz geschafft, an zahlreichen aus Beton gemeißelten Terrorabwehrblöcken entlang, wähnt man sich schlussendlich am Ziel. Von der Strandbar bis zum Alten Ruderhaus ist es entlang der Rheinpromenade zwar gerade mal ein Kilometer, dennoch ist dies ein Ort, an dem sich Touristen und Wormser gleichermaßen gerne aufhalten. Das gastronomische Angebot zwischen mediterran und gut bürgerlich passt, ebenfalls die liebevolle Pflanzengestaltung nebst Kriemhilds Rosengarten, der die Promenade seit 2021 unweit des Hagendenkmals bereichert. Das Denkmal selbst, 1906 errichtet, ist zugleich ein beliebtes Fotomotiv. Das kann man wiederum von der Lichtinstallation „eindutzend“ nicht behaupten. Zwar wurde zwischenzeitlich die mittlerweile KI gesteuerte Installation kurzzeitig wieder aktiviert, doch es zeigte sich, dass die Idee mit der KI Steuerung bisher nicht wirklich funktioniert. Doch auch abseits dieses unsichtbaren Kunstwerks gibt es deutlich sichtbar Probleme an der Rheinpromenade. Als ein solches erweisen sich seit Jahrzehnten die übelriechenden Bitumina Tanks, die ganze Generationen von Kommunalpolitikern beschäftigten, ohne dass eine Lösung gefunden wurde. Problematisch ist ebenso die Fläche unter den beiden Rheinbrücken, die allzu gerne als wilder Parkplatz genutzt wird, was in Anbetracht des klammen städtischen Geldsäckels irritiert. Eine neue Rheinufer Rahmenplanung soll es nun richten. Gelder wurden bereits eingestellt und nun sollen sich auch die Bürger äußern. Hierfür hat die Wormser SPD eine Umfrage sowohl online als auch persönlich gestartet. Auf Nachfrage von WO! teilte Dirk Beyer (SPD) erste Vorschläge mit. Dazu gehört der Wunsch einer besseren Anbindung der Innenstadt zum Rheinufer. Kritisiert werden in diesem Zusammenhang die von uns beschriebene fehlende Beschilderung und der problematische Laufweg. Gewünscht wurde eine Verlängerung der Promenade, was durchaus schwierig sein dürfte, da diese durch Rhenania im Norden und dem Betonwerk im Süden begrenzt ist. Ganz oben auf der Liste stehen selbstverständlich die ungeliebten Tanks. Doch bis diese entfernt werden, dürfte noch viel Wasser den Rhein hinunterfließen.
Text: Dennis Dirigo, Fotos: Andreas Stumpf