21. März 2024 | Theatersaal Narrhalla Worms: Es ist eine zeitlos aktuelle Geschichte über Schein und Sein, die der Schriftsteller Arthur Schnitzler 1899 mit „Der grüne Kakadu“ veröffentlichte. An drei Abenden wurde der Einakter nun von der Theaterwerkstatt der VHS mit viel Charme auf die Bühne gebracht.

Im Grunde wurde der Zuschauer Zeuge eines Spiels im Spiel, das schließlich von der Realität eingeholt wurde. Zugleich war es ein Lehrstück darüber, wie Fake News entstehen können, ohne dass Schnitzler selbst diesen Begriff gekannt hätte. Das Bühnenbild eher spartanisch, ließ es dennoch keinen Zweifel aufkommen, dass der Ort des Geschehens ein Lokal darstellte. Oder etwas doch nicht? Die Wirtin erinnerte vielmehr an eine Zirkusdirektorin und irgendwie war dieser Vergleich auch nicht so weit entfernt, denn die geschäftstüchtige Wirtin Antoinette Prospère (resolut gespielt von Silke Megla) ist eigentlich Theaterdirektorin. Nach der Schließung des Theaters eröffnet sie ein Lokal namens „Der grüne Kakadu“. Dort beschäftigt sie die Schauspieler, die dort die Rollen von Gästen übernehmen. Aber nicht irgend- welcher Gäste, sondern möglichst gefährlicher Menschen aus der Pariser Unterwelt. Die echten Gäste sind wiederum Adlige, die sich durch die Anwesenheit der vermeintlichen Verbrecher einen gewissen Nervenkitzel versprechen. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse am 14. Juli des Jahres 1789. Denn an diesem Tag ruft das Pariser Volk zum Sturm auf die Bastille. Schnell beginnen in dem Lokal die Grenzen zwischen Wahrheit und Fiktion zu verschwimmen. Auf unterhaltsame Art gelang es der Theaterwerkstatt unter der Regie von Reinhard Kärcher, diesen historischen Stoff in die Gegen- wart zu transportieren. Das war vor allem dem gut gelaunten Ensemble zu verdanken, bei dem man gerne über den einen oder anderen Texthänger hinweghörte.

Fazit: Schnitzlers Geschichte beschreibt die Blauäugigkeit einer morbiden Gesellschaft, die in ihren eigenen Untergang hineinfeiert. Ausgestattet mit entsprechend üppigen Kostümen, umgesetzt in einer überzeugenden Bildregie, zeigte die Theaterwerkstatt einmal mehr, wie man trotz eines geringen Budgets mitreißendes Theater inszenieren kann.

Text: Dennis Dirigo, Foto: Andreas Stumpf