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Wenn der Hausarzt keinen Platz frei hat

Runder Tisch Hausärztliche Versorgung sucht nach Lösungen

Das Problem ist bekannt. Einen freien Platz bei einem Haus- arzt in Worms zu bekommen, ist nahezu unmöglich. Doch der Bedarf ist da. Ist womöglich ein kommunales medizinisches Versorgungszentrum die Lösung? Mit dieser Frage beschäftigte sich ein „Runder Tisch“ Mitte September.

Wie die Stadt in einer Presseeinladung erklärte, setzt sich die Wirtschaftsförderungsgesellschaft für die Stadt Worms – gemeinsam mit dem Wormser Gesundheitsnetz eG (WoGe) und der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz – bereits seit zwei Jahren dafür ein, die medizinische Basisversorgung nachhaltig zu sichern. So konnte man die Zahl der unbesetzten Hausarztstellen von ehemals 11,5 auf aktuell 6 reduzieren. Dem gegenüber steht, dass im Angesicht des demografischen Wandels der Bedarf bis 2030 weiter steigen wird, sodass sich unbesetzte Stellen wieder mehren. Eine mögliche Maßnahme zur Vermeidung einer Unterversorgung könnte daher die Gründung eines kommunalen MVZ (Medizinisches Versorgungszentrum) sein, wie es seit geraumer Zeit in Monsheim existiert.

Ziel ist eine wohnortnahe Versorgung. Und die ist in der Wormser Realität insbesondere in den Stadtteilen ein Problem. Nachdem eine weitere Hausarztpraxis in Neuhausen schloss, wur- de als Übergangslösung eine Mobile-Arztpraxis organisiert. Die ist montags und donnerstags in Neuhausen vor Ort und bietet Sprechstunden in Präsenz und online an. Allerdings nur noch bis zum 6. Oktober. Und das Problem wird auch nicht besser werden. So erklärten WoGe-Netzmanagerin Tina Dobiasch und Sabine Müller (Wirtschaftsförderung der Stadt Worms) beim „Runden Tisch“, dass 40 Prozent der Hausärzte über 60 Jahre alt seien. 14 Prozent praktizieren sogar mit über 70 Jahren noch. Heißt übersetzt: Rund 30 Ärztinnen und Ärzte könnten das Stethoskop jederzeit und wohlverdient an den Nagel hängen. Da immer mehr junge Ärzte die Verantwortung und den Druck einer eigenen Praxis scheuen, scheint ein kommunales MVZ der richtige Schritt zu sein. Der Vorteil ist, dass junge Ärzte in vielen Belangen unterstützt werden und damit das wirtschaftliche und soziale Risiko sinkt.

Um diesem Ziel näher zu kommen, soll die Verwaltung „einen groben Zeit- und Budgetplan erstellen, um die Vorfinanzierungsliquidität zu klären“, so Bürgermeisterin Stephanie Lohr. Dabei unterstrich sie, dass das Projekt kein Selbstläufer sei und vor allem Personalkapazitäten benötigt. Am Ende wird alles auf die Frage zulaufen, ob Worms personell, als auch finanziell ein solches Projekt stemmen kann? Bis die endgültige Antwort erfolgt, dürften noch zahlreiche Bürger als „Jäger des verlorenen Hausarztes“ durch die Region irren.