Da es auch kurz vor Saisonbeginn immer noch Lücken im Kader sowie die ersten verletzungsbedingten Ausfälle gab, war es der Oberligamannschaft von Wormatia Worms in der Vorbereitungsphase nicht möglich, in voller Kaderstärke die Trainingsübungen zu absolvieren. Bis zum Saisonstart am 2. August muss bei dem selbsternannten Aufstiegskandidaten ein kleines Wunder passieren, wenn man von Beginn an oben mitspielen will.

Am Freitag, den 2. August, geht es für die Oberligamannschaft von Wormatia Worms wieder los. Im ersten Saisonspiel muss der VfR zu Aufsteiger Viktoria Herxheim reisen, im folgenden Spiel geht es zuhause gegen Regionalligaabsteiger TSV Schott Mainz. Betreut wird die Mannschaft bis voraussichtlich Mitte September von Co-Trainer Benny Früh, da sich Chefcoach Peter Tretter voll auf OP und Reha konzentrieren will und in dieser Zeit nicht zur Verfügung steht. In der Vorbe- reitungsphase war der zum Trainingsstart ohnehin nur mit 18 Spielern gefüllte Kader längst noch nicht vollständig. Neben dem Langzeitverletzten Evzi Saiti (Kreuzbandriss) wird zudem auch Stefano Maier bis zur Winterpause ausfallen. Da auch Luca Jensen und Neuzugang Miguel de Figueiredo noch nicht voll mittrainieren konnten, schrumpfte der ohnehin kleine Kader noch weiter. Mitte Juli konnte der VfR mit den 22-jährigen Zwillingsbrüdern Özkaya gleich zwei Neuzugänge vom Ligakonkurrenten TuS Mechters- heim verpflichten. Nach einem kurzen Abstecher in die Regionalliga zum SGV Freiberg zählten beide in der letzten Saison zu den Leistungsträgern der TuS. MERT ÖZKAYA, der zumeist auf der linken Außen- bahn oder im offensiven Mittelfeld eingesetzt wurde, war als Kapitän gleichzeitig bester Torschütze mit 18 Treffern (insg. 45 Tore in 83 Oberligaspielen) und bester Vorlagengeber (13 Assists), der im defensiven Mittelfeld beheimatete KAAN steuerte sieben Vor- lagen bei und verpasste als Dauerbrenner der Liga lediglich elf Spielminuten.

Beim Stadionfest am 27. Juli wurden schließlich noch drei weitere Neuzugänge bekanntgegeben. Außenverteidiger NIKOLAS OBAS (24, TSV Schott Mainz) hat schon länger mit- trainiert, war in den Testspielen dabei und dürfte auf der linken Abwehrseite gesetzt sein. Mit dem 21-jährigen Mittelstürmer ERIJON SHAQIRI wurde ein Back-Up für Torjäger Jan Dahlke verpflichtet. Shaqiri gehörte in der vergangenen Saison zur Stammelf von Regionalligaabsteiger TuS Koblenz mit 32 Regionalligaspielen, sechs Toren und zwei Vorlagen. Im Verbandspokal kamen sieben weitere Treffer dazu, was ihn zum Koblenzer Top-Torschützen der letzten Saison macht. Vom 1. FC Kaiserslautern kommt TALHA BAYLAN. Der 20-jährige Heidelberger ist vorgesehen für die Außenbahn oder auf der Acht. Trotz der jüngsten Neuverpflichtungen ist der mittlerweile auf 23 Spieler angewachsene Kader (darunter auch die beiden Langzeitverletzten und ein dritter Torwart)  noch nicht vollständig. Gesucht wird nach dem langfristigen Ausfall von Maier mindestens noch ein Innenverteidiger. Was personelle Veränderungen bei der Wormatia angeht, lohnt sich weiterhin ein regelmäßiger Blick auf www.wormatia.

Eine Stammelf muss sich noch finden

Nach leichten Siegen gegen unterklassige Teams wie den SV Horchheim (6:0), FSV Abenheim (4:0), Landesligist SV Hermersberg (4:0) oder gegen Verbandsligist SV Steinwenden (3:1), fand der erste Härtetest gegen Hessen-Oberligist Rot-Weiß Walldorf (2:2) statt, bei dem Neuzugang Mert Özkaya mit zwei Treffern seine Torgefährlichkeit unter Beweis stellte. Im Zuge des Stadionfestes eine Woche vor Rundenbeginn kam es im letzten Testspiel gegen Verbandsligist FV Dudenhofen nur zu einem 1:1-Unentschieden, den Führungstreffer hatte erneut Mert Özkaya erzielt. Zwar hat Benny Früh im letzten Test kräftig durchgewechselt, um allen Akteuren im Kader Einsatzmöglichkeiten zu geben. Aber die mangelnde Durchschlagskraft in der Offensive und die Unsicherheiten in der Defensive waren nicht zu übersehen. Vor allem wurde offen- sichtlich, dass sich eine Stammelf erst noch finden und einspielen muss. Im Tor wird vermutlich, wie im Vorjahr, PEDRETTI stehen, der allerdings mit TOM DAHLKE nun eine starke Nummer zwei im Nacken hat. Für die rechte defensive Außenbahn kommen NICKLIS oder ROSENBAUM in Frage, links dürfte OBAS zum Einsatz kommen. Wer sich neben Innenverteidiger SMILJANIC gesellt, ist noch offen. Falls kurzfristig kein Neuzugang für diese Position mehr kommt, gibt es mit FRANZ, DE FIGUEIREDO oder JENSEN drei potentielle Kandidaten. Im zentralen Mittelfeld dürften GRAF und Kapitän LOECHELT spielen, um den dritten Platz streiten sich der eher defensivere KAAN ÖZKAYA und der eher offensiv ausgerichtete MANGANIELLO. In der Offensive ist MERT ÖZKAYA als Linksaußen ebenso gesetzt wie Mittelstürmer JAN DAHLKE. Für die rechte Außenbahn kommen MARQUARDT, BAYLAN oder WILLRICH in Frage, wobei man einen adäquaten Nachfolger für den zu den Würzburger Kickers abgewanderten Rechtsaußen Fesser offensichtlich noch nicht gefunden hat.

Neue Saison, alte Leiden

Wenn man aufsteigen will, muss in Anbetracht der gewachsenen Konkurrenz um den Titel eine Saison von Beginn an ziemlich perfekt laufen. Jedoch wird bereits jetzt im Umfeld der Wormatia davon gesprochen, dass keine optimale Vorbereitung stattgefunden hat und man in den ersten Partien noch Geduld haben muss. In den letzten Testspielen hatte man auch nicht unbedingt das Gefühl, dass die Mannschaft mit einer breiten Brust in die neue Runde startet. Tatsächlich hätte man sich für einen potentiellen Aufstiegskandidaten im Vorfeld der Saison gewünscht, dass sich frühzeitig ein Kader findet, der in der Vorbereitungsphase vollständig zusammenarbeitet, während in den Testspielen am Zusammen- spiel gefeilt wird. Aber wieder einmal geht der VfR „unvollständig“ spät zusammengestellt und schlecht vorbereitet in eine neue Saison und das, obwohl die sportliche Leitung um den neuen Sportlichen Leiter Aydan Ay seit März an einem neuen Team arbeiten konnte. Dementsprechend gehen die Anhänger der Wormatia eher mit einem mulmigen Gefühl in die neue Saison, geschweige denn, dass man derzeit so etwas wie Euphorie entwickeln würde. Zu dem zugegebenermaßen verregneten Stadionfest kamen gerade mal 250 Besucher. Natürlich lässt man sich aber gerne auf dem Platz eines Besseren belehren und vielleicht findet die neue Elf der Wormatia schneller in die Erfolgsspur als befürchtet. Aber bereits die Auftaktpartie bei Aufsteiger Viktoria Herxheim kann ein ganz ekliges Spiel werden, wenn dem VfR kein frühes Tor gelingt oder man einem Rückstand hinter- herlaufen muss. Und im zweiten Spiel geht es zuhause gegen TSV Schott Mainz gleich gegen einen direkten Konkurrenten um den Aufstieg.

In diesem Sinne: Auf einen guten Start in die neue Saison! Alla Wormatia!

Text: Frank Fischer

Archivfoto: Andreas Stumpf