Diskussionen über die Demonstration am 15. Februar 2025 in der Wormser Innenstadt

Am 15. Februar 2025 findet ab 14 Uhr in der Wormser Innenstadt eine Demonstration, die unter dem Motto „Für Demokratie, Toleranz und Vielfalt“ steht. Organsiert wird die Demo vom „Bündnis für Demokratie, Vielfalt und Toleranz“, das sich nach der Ankündigung heftiger Kritik in den Sozialen Medien ausgesetzt sah.

Die wichtigste Info zum allgemeinen Verständnis lautet, dass uns bereits am 14. Januar 2025 eine Mail der Organisatoren erreichte, in der auf die geplante Demo hingewiesen wurde. Als Begründung führte das Bündnis aus: „Angesichts der vorgezogenen Bundestagswahl und dem zu erwartenden Rechtsruck mit einem erneuten Stimmenzuwachs der AfD, sollten alle demokratischen Kräfte von rechts bis links auch in Worms ein starkes Zeichen für den Erhalt unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung setzen.“ Beginn soll um 14:00 Uhr am Bahnhof und Ende um ca. 16:00 Uhr am Marktplatz sein, wo auch die Abschlusskundgebung stattfinden soll. Weiter wurde ausgeführt: „Dass ein solches Zeichen mehr als notwendig ist, erleben wir dieser Tage in Österreich, wo eine rechtsextreme Partei kurz vor der Regierungsübernahme steht.“ Der Auslöser, diese Demo am 15.02. zu veranstalten, war also ein zu befürchtender Rechtsruck im Hinblick auf die anstehende Bundestagswahl. Doch dann ereigneten sich am 22. Januar die grausamen Morde von Aschaffenburg, bei denen ein psychisch kranker, abgelehnter Asylbewerber, der eigentlich nicht mehr hier sein durfte, ein zweijähriges Kind und einen Mann, der helfend einschreiten wollte, in einem öffentlichen Park mit einem Messer tötete.

Nach ähnlich gelagerten Fällen im letzten Jahr in Mannheim, Solingen oder zuletzt in Magdeburg, waren die Menschen in Deutschland nicht nur erschüttert, sondern zunehmend verängstigt, so etwas könne auch bei ihnen passieren. Am 24. Januar, nur zwei Tage nach dieser schrecklichen Tat, veröffentlichte die Wormser Zeitung auf ihrem Facebook-Kanal den Beitrag zu der geplanten Demonstration am 15.02. und es dauerte nicht lange, bis sich die Kommentarspalten füllten. Bis Redaktionsschluss wurden 276 Kommentare gezählt und nach der Tat von Aschaffenburg waren die Leute, die eine derartige Demonstration ablehnen, in der Überzahl. Die Kommentare reichten von „Das geht so was von am Thema vorbei! Wir haben ganz andere Sorgen! Wir haben die Sorge, dass Frauen, Männer und Kinder abgestochen werden!“ bis hin zu: „Ein Messerangriff auf zwei- jährige Kinder, gibt Menschen die Veranlassung zu einer ,,Demo gegen Rechts‘‘. Für mich ein Indiz für komplette intellektuelle und moralische Verwahrlosung in Teilen der Bevölkerung.“ Andere kommentierten, dass die Demo „ein Schlag ins Gesicht für die Opfer der Toleranz“ sei und verorteten das Problem nicht bei der AfD, die die Probleme lediglich benennen würde, sondern bei gewalttätigen Flüchtlingen.

Schließlich meldete sich mit Wolfgang Schall auch einer der Organisatoren zu Wort: „Wer Menschen vorwirft, wenn sie sich Sorgen um unsere Demokratie machen, der sollte sich selbst mal hinterfragen. Unser Land, und das zeigen die Meinungen zu der Demonstration für Toleranz und Vielfalt, belegen, in welcher Verfassung unser Land ist und wie notwendig diese Demonstration ist. Unser Land ist gespalten und wird mehr und mehr von Hass regiert. Aus Freunden werden Feinde und der Hass wird weiter und weiter geschürt. Die, die unserem Land vorwerfen, es gäbe keine Meinungsfreiheit, äußern ihre Meinung ganz offen und verurteilen aber die, die anderer Meinung sind und das tun. Aus Hass und das zeigt die Geschichte, entspringt nichts Gutes!“ In die gleiche Kerbe schlug Thomas Neumeister: „Eine moralische Verwahrlosung bei jenen zu vermuten, die sich um die Strukturen unserer Demokratie, in der wir alle sehr gut leben, kümmern und dafür demokratisch einstehen, zeigt die wahre Verkommenheit faschistischer und rechtsextremer Kreise in unserer Bevölkerung. Pfui Teufel, lies mal ein Geschichtsbuch.“ Thomas Dreher meinte hierzu: „Der auch in diesen Kommentaren aktuell wahrzunehmende, plötzliche Ruck zum dumpfen Rechtspopulismus macht mich teilweise sprachlos. Also: ich werde auf die Demo gehen!“

Deshalb sei an dieser Stelle noch einmal betont, dass es bei der Demo am 15.02. um ein Bekenntnis zur Demokratie und nicht um Toleranz gegenüber gewalttätigen Migranten geht. Und zur Demokratie gehört es eben auch, dass man unterschiedliche Meinungen erträgt und bestenfalls gemeinsam versucht, in Anbetracht der offensichtlichen Probleme Lösungen zu finden. Antidemokratisch wird es, wenn man versucht, die Meinungsvielfalt abzuschaffen. Aber das für rechts genauso wie für links. Daran lässt auch das Bündnis für Demokratie, Toleranz und Vielfalt keine Zweifel: „Unser Bündnis ist offen, grenzt sich aber von extremem Gedankengut von rechten, linken oder islamistischen Organisationen entschieden ab.“

Kommentar: Frank Fischer

Foto: Dennis Dirigo / WO!