WO! im Gespräch mit Sascha Kaiser

Foto: Kati Novwicki

Sechszehn Jahre lang prägte Sascha Kaiser als Geschäftsführer der städtischen Kultur- und Veranstaltungsgesellschaft und der Nibelungenfestspiele gGmbH das kulturelle Gesicht von Worms. Eine wichtige Leistung war in seiner Zeit, bei den diversen Veranstaltungen in Worms das Sponsoring auszubauen, ohne das viele Veranstaltungen längst nicht mehr möglich wären. Zu diesem Netzwerk gehören zwischenzeitlich rund 80 Firmen, darunter auch die sat-Gruppe. Und genau zu diesem Unternehmen wechselt der aus Pfronten im Allgäu stammende 49-Jährige am 1. Oktober 2024 als Teil der Geschäftsführung. Was genau ihn dazu bewog, nach 16 Jahren der Kulturbranche den Rücken zu kehren und warum Kaiser, der in Worms internationale Betriebswirtschaft studierte, wieder an die Hochschule zurückkehrt, das erfahren Sie in dem folgenden Gespräch mit Sascha Kaiser und Efrem Önder (sat-Gruppe).

WO! Seit 2008 waren Sie Geschäftsführer der KVG und der Nibelungen-Festspiele gGmbH. Warum haben Sie sich jetzt, nach mehr als 16 Jahren, zu einem Wechsel entschlossen?

SASCHA KAISER: Ich denke, es hat mehrere Gründe. Der Gedanke und Wunsch, mich neuen Herausforderungen zu stellen, hat mich schon lange beschäftigt und sich bereits vor Corona deutlich gezeigt. Dann kam Corona. An dieser Stelle möchte ich noch einmal davon unabhängig betonen, dass mein bisheriger Job mir sehr viel Spaß gemacht und auch sehr viel zurückgegeben hat. Aber, das heißt nicht, dass man nicht auch mal
etwas Neues machen
will – manchmal ist es Zeit für eine Veränderung. Es gab viele Angebote und Anfragen, was mich sehr stolz macht. Grundsätzlich war relativ schnell klar, dass ich in der Region
bleiben
und mich mit meiner Expertise an anderer Stelle einbringen möchte. Dementsprechend musste ein Angebot insgesamt matchen.

WO! Und dann kam es zum Treffen mit der Geschäftsführung der sat-GRUPPE?

SASCHA KAISER: Schon nach den ersten Gesprächen mit Efrem Önder und Bastian Fischer war klar, dass es sehr gut passt. Ich freue mich sehr darauf, ein Teil der sat-GRUPPE zu werden und dort das einzubringen, was ich ganz gut kann.
Ob Sponsoring, Unternehmenskommunikation, Onboarding oder Stakeholder-Management. Insgesamt Strukturen
schaffen – da kann man viel bewegen und ich glaube, Efrem und Basti werden das auch zulassen. Es war mir von Anfang an sehr wichtig, einen Weg gemeinschaftlich zu gehen – alle Gespräche waren sehr zielführend. Trotzdem ist es ein Einschnitt. Man verlässt etwas, was man gerne gemacht hat – aber, ich muss ehrlich sagen, von Tag zu Tag fühlt es sich immer besser an.

WO! Warum ausgerechnet ein Wechsel zur sat-GRUPPE?

SASCHA KAISER: Ich habe die Situation ein wenig mit der KVG verglichen. In den letzten fünf Jahren ist in der sat-GRUPPE wahnsinnig viel bewegt worden. Es geht um Visionen, die bei der sat-GRUPPE gelebt werden. An sich gefällt es mir, wie das Team zusammengestellt ist. Die Geschäftsführer Efrem Önder und Bastian Fischer haben sich zuletzt viel unterschiedliche Kompetenz ins Haus geholt, durch die beide ergänzt werden. Ich glaube fest daran, dass etwas Gutes wachsen kann – letztendlich war es das, was mich überzeugt hat. Ein Thema ist mir sehr wichtig: Niemand ist abgeworben worden. In der Vergangenheit gab es einige attraktive Angebote – ob in der gleichen Branche oder auch im politischen Rahmen. Aber hier hat einfach der ganze Mix gepasst – das hat mich bewogen, den Schritt zu gehen.

WO! Um aber nochmal konkret nachzufragen: Sie sind Teil der Geschäftsführung?

SASCHA KAISER: Richtig, bei der sat-GRUPPE.

WO! Die sat-GRUPPE ist in kürzester Zeit sehr schnell gewachsen. Birgt das nicht auch Gefahren?

SASCHA KAISER: Wenn ein Unternehmen so schnell wächst, ist es wichtig, für die verschiedenen, strategischen Geschäftsfelder Expertise heranzuziehen, um alle Themen bedienen und ausrichten zu können. Wir haben uns verständigt, dass ich das Thema Unternehmenskommunikation übernehmen werde, um ein Gesicht nach innen und außen zu geben. Meine Bereiche sind darüber hinaus Sponsoring, Marketing, aber natürlich auch die Strukturierung nach innen. Wir werden uns noch einmal zu einem Kick-Off treffen, in dem es Entwicklungsgespräche und dann Geschäftsfeldverteilungspläne geben wird. Ich bin sicher, dass es – so unterschiedlich, wie wir alle sind – recht gut matchen wird.

WO! Was also die Kommunikation mit den Medien angeht, ist zukünftig Sascha Kaiser der Ansprechpartner?

EFREM ÖNDER: Ich nehme mich komplett raus. Unsere Zielsetzung war es, Aufgaben abzugeben und im Bereich Medien gebe ich sehr gerne ab. Wir wollen mit Saschas Hilfe die Implementierung der Marke sat-GRUPPE in Deutschland vorantreiben. Vielleicht geht es irgendwann einen Schritt weiter ins deutschsprachige Ausland, z.B. nach Österreich oder in die Schweiz. Und ich kenne niemanden, den ich mir für diese Position besser vorstellen könnte als ihn. Ich war vor einer Woche auf Sylt und als wir erwähnt haben, dass wir aus Worms sind, kamen direkt die Nibelungen-Festspiele zur Sprache – bei und für die Festspiele hat er großartige Arbeit geleistet. Unabhängig davon ist auch der menschliche Ansatz sehr wichtig. Wir werden uns teilweise häufiger sehen, als ich meine Frau sehen werde. An manchen Tagen reden wir von über 10 Stunden – da ist es wichtig, sich gut zu verstehen.

WO! Ist es dann aber eine strategisch bewusste Entscheidung gewesen, jemanden zu nehmen, der aus der Kreativbranche kommt und dort im Management tätig war?

EFREM ÖNDER: Sein Job hat nichts direkt mit dem operativen Geschäft zu tun, so dass man sich zum Beispiel mit einem Schaden handwerklich im
Detail auskennen muss. Er kommt
aus einem
Bereich, wo eher repräsentative Qualitäten gefragt sind. Ich
kann keine großartigen Reden halten, während Sascha das schon deutlich besser kann. Er wird derjenige sein, der die sat-GRUPPE auf Veranstaltungen oder bei der Pressekonferenz der Nibelungen-Festspiele nach außen hin repräsentieren wird. Nicht nur in Worms, wir denken deutschlandweit – auch im Hinblick auf weitere Niederlassungen, die wir noch eröffnen wollen.

WO! Ihr habt zuletzt auch in Köln eine Niederlassung eröffnet…

EFREM ÖNDER: Ja und zusätzlich auch in Nürnberg und Mönchengladbach. Es werden demnächst noch drei folgen: Darmstadt, Passau und Rosenheim.

WO! Die sat-GRUPPE hat in den vergangenen Monaten Katja Ittershagen für die Geschäftsführung eingestellt und die Geschäftsleitung von zwei auf vier Personen innerhalb kürzester Zeit verdoppelt.

EFREM ÖNDER: Sogar auf fünf Personen. Wir haben zudem noch Mesut Yalcin geholt, der komplett aus dem operativen Geschäft kommt. Mesut stammt aus Heppenheim und hat lange Zeit die stärkste Niederlassung unseres Mitbewerbers in Bensheim geführt. Er hat uns „überm“ Rhein das Leben geschäftlich schwer gemacht – jetzt ist er bei uns im Unternehmen.

WO! Das heißt, es ist auch in den nächsten Jahren geplant, noch weiter zu wachsen?

EFREM ÖNDER: Auf der Ebene der Geschäftsführer nicht. Aber die sat-GRUPPE soll natürlich insgesamt noch weiterwachsen.

WO! Herr Kaiser, Sie werden zukünftig auch an der Hochschule Worms unterrichten. Was genau?

SASCHA KAISER: Eventmanagement ist ein Studienfach im zweiten Semester im Fachbereich Touristik. Natürlich gibt es Studienpläne, allerdings möchte ich meine Vorlesung sehr praxisorientiert halten, damit die Studierenden Lust auf den Job bekommen. Der Kerngedanke ist: Eine Veranstaltung basiert auf Planungen und Dispositionen. Es gehört jedoch sehr viel mehr dazu, wie beispielsweise Veranstaltungssicherheit, Rechtsgrund-
lagen, Netzwerkarbeit. Eine Veranstaltung ist sehr komplex –
das Große und Ganze muss überblickt werden. Das sehen und wissen die Leute oft nicht. Es gibt diverse Vorgaben, die es als Dozent ein-
zuhalten gilt, aber ansonsten habe ich inhaltlich
einen großen Spielraum.

WO! Welche positiven Erinnerungen sind Ihnen aus den letzten 16 Jahren im Dienst der Kultur geblieben?

SASCHA KAISER: Ganz klar: Zum einen sind es die großartigen Mitarbeitenden, die gemeinsam mit mir Projekte gestaltet und mir immer wieder den Rücken freigehalten haben. Es sind viele Menschen im Unternehmen, die ganz außerordentlich sind – sie tauchen namentlich oft nicht auf oder finden in der Außendarstellung kaum statt. Vielmehr wirken sie nach innen und haben im Backoffice sehr viel geleistet. Zum anderen möchte ich Oberbürgermeister a. D. Michael Kissel aufrichtig danken, der mir aufgrund meiner Leistung diese Chance 2007 gegeben hat (Anm. der Red. Sascha Kaiser begann im April 2007 als Prokurist der KVG und Nibelungen-Festspiele, ehe er 2008 die Geschäftsführung übernahm). In den ersten Jahren habe ich aber auch kaum Urlaub gemacht – ich wollte beweisen, dass er keine falsche Entscheidung getroffen hat.

WO! Der Start war auch nicht unbedingt einfach. Kurz danach kam es 2010 zum Krisenjahr bei den Nibelungen-Festspielen…

SASCHA KAISER: …und auch hier haben mich Michael Kissel, der Gesellschafterausschuss, meine Partner und Sponsoren sowie mein Team motiviert, durch die Krise zu gehen und sie zu meistern. Aus beruflicher und persönlicher Sicht möchte ich auch Ilse Lang meinen besonderen Dank aussprechen. Insbesondere in diesen Zeiten war sie immer für mich da – sie hat einen klaren Kompass und sagt ganz viel Richtiges. Es waren viele Menschen, denen ich begegnen durfte, die dazu beigetragen haben, dass ich den Job gerne gemacht habe. Eine weitere Person, die ich herausheben will, ist der jetzige Kulturstaatssekretär Dr. Jürgen Hardeck. Er lebt und steht für die rheinland-pfälzische Kultur und unterstützte uns immerzu bei der Umsetzung der kulturellen Projekte. Auch wenn manche Worms schlecht reden, gibt es sehr viele Menschen, die Worms lieben. Ich nehme euch als Magazin mal mit ins Boot. Ich finde, und das Gefühl empfinde ich beim Lesen Eures Magazins ebenso, Worms ist eine lebenswerte Stadt. An all den Dingen, die vielleicht nicht ganz rundlaufen, kann man arbeiten. Ich freue mich, weiterhin privat und beruflich meinen Teil dazu beitragen zu können.

Das Gespräch führten: Dennis Dirigo und Frank Fischer,

Foto: Andreas Stumpf