Eine Pressemitteilung der Stadt Worms:

 

Beim Empfang der SchUM Artists in Residence – v.l.n.r.: (Günter) Minas, Künstlerischer leiter des Programms SchUM Artist in Residence; Dr. David Maier, Kulturkoordinator der Stadt Worms; Bence Illyes, SchUM-Stipendiat der Stadt Worms; Janet Grau, SchUM-Stipendiatin der Stadt Worms; Oberbürgermeister Adolf Kessel. Quelle: Stadt Worms / Kulturkoordination

Nach dem erfolgreichen Start des Stipendienprogramms „SchUM – Artist in Residence“ im Jahr 2022 haben die drei Städte Speyer, Worms und Mainz erneut internationale Künstle-rinnen und Künstler aufgerufen, sich mit der jüdischen Tradition am Rhein auseinanderzu-setzen. Das Residenzprogramm ist offen für alle künstlerischen Arbeitsfelder: Bildende Kunst, Musik, Literatur, Theater, Film/Medien, Architektur und Design. Realisiert werden Vorhaben, die sich auf die Geschichte der SchUM-Gemeinden und ihr religiöses, kulturelles, geistiges und architektonisches Erbe beziehen und öffentlich präsentiert werden können.

Die Stipendiatin für Worms, Janet Grau, und der Stipendiat für Speyer, Bence Illyes, haben nun ihre „Residency“ angetreten und wurden am 20. August in Worms von Oberbürgermeister Adolf Kessel, Kulturkoordinator Dr. David Maier und Minas, dem Künstlerischen Leiter des Programms, in Worms begrüßt.

Nach Speyer geht Bence Illyes aus Ungarn. Er ist Journalist, Fotograf und Judaist. Gemeinsam mit der Designerin Judit Borsi wird er sich mit den visuellen Symbolen von SchUM beschäftigen und diese in Linolschnitten und in einem elektronischen Magazin verarbeiten.

 Nach Worms kam Janet Grau aus Cleveland/Ohio in den USA. Sie lebt seit 1999 in Deutschland. Ihre experimentellen und interdisziplinären Performance-Projekte bewegen sich an der Schnittstelle von Kunst und Engagement und befassen sich in erster Linie mit kulturellen Phänomenen, wie z.B. der Praxis des Sammelns und Geschichtenerzählens. Neben Performances arbeitet sie mit Fotografie, Video und Installationen, teils unter Integration von Zeichnungen, Texten und Objekten.

Die Künstlerin wird in Worms ein künstlerisches Video realisieren, das auf der Gedenkrede des Rabbi Eleazar ben Judah von Worms für seine Frau Dulcea basiert, die 1196 bei einem Pogrom mit ihren Töchtern ermordet wurde.

Janet Grau liest Gedicht des Wormser Rabbiners El’azar

Am 17. September wird Janet Grau zusammen mit David Lüllemann M. A., wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für die Geschichte des jüdischen Volkes der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg, das Gedicht des Wormser Rabbiners El’azar an seine verstorbene Frau Dolce vorstellen. Der Text ist die Grundlage der künstlerischen Arbeit, die Janet Grau während ihres Stipendienaufenthalts in Worms gestaltet. David Lüllemann hat das Gedicht aus dem Hebräischen neu ins Deutsche übertragen. Beide werden miteinander über ihre Perspektiven auf das Gedicht sprechen und laden das Publikum ein, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Die Lesung findet um 18 Uhr in Raum 1.11 der Volkshochschule Worms statt.

Hundert Jahre nach dem ersten überlieferten Pogrom gegen Juden in Worms 1096 kam es 1196 Pogrom, bei dem Dolce und ihre beiden Töchter Bellette und Hanna ermordet wurden. Dolce war die Frau des berühmten und einflussreichen Rabbiners El’azar ben Juda (ben Kalonymos), genannt El’azar von Worms.

Seine Trauer hat El’azar in einem Gedicht verarbeitet. Die hebräische Urfassung bedient sich biblischer Sprache, ist dabei aber dennoch sehr persönlich und zärtlich. Deutlich wird auch, dass die beiden eine Beziehung auf Augenhöhe führten und vor allem die Frau für den Familienunterhalt zuständig war, während er sich religiösen Studien widmete.

Die Veranstaltung findet im Rahmen des Stipendienprogramms „SchUM Artist in Residence“ statt. An diesem Programm beteiligt sind die SchUM-Städte Worms, Speyer und Mainz und es wird durch das Land Rheinland-Pfalz gefördert. Ziel ist die Realisierung eines künstlerischen Vorhabens, das sich mit der Geschichte der SchUM Gemeinden und ihrem religiösen, kulturellen, geistigen und architektonischen Erbe befasst.