Wormatia Worms absolviert enttäuschende Hinrunde
Zum Ende der Hinrunde in der Oberliga Rheinland-Pfalz-Saar ist der selbst ernannte Aufstiegskandidat Wormatia Worms nur auf einem enttäuschenden zehnten Platz gelandet. Selten war die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit so groß wie in dieser Saison.
Als Wormatias erster Vorsitzender, Florian Natter, Mitte des Jahres zu Gast beim Offenen Kanal in der Sendung „Wormatia TV“ war, wurde er auf das Saisonziel in der neuen Saison angesprochen. Natter antwortete sinngemäß: „Wenn ein Verein wie Wormatia Worms nur in der Oberliga spielt, ist natürlich unser Anspruch, dass wir aufsteigen und Regionalliga spielen wollen.“ Dass er in einem Nebensatz relativierte, dass natürlich auch die Neuzugänge passen und im Laufe einer Saison alles perfekt laufen müsse, um dann auch tatsächlich aufzusteigen, wurde von dem einen oder anderen Anhänger geflissentlich überhört. Festgesetzt hatte sich lediglich, dass die Wormatia in dieser Saison um den Aufstieg mitspielen wolle. Von Vereinsseite wurde in der Folge immer wieder betont, dass der Kader genug Qualität mitbringe, um oben mitspielen zu können. Ein halbes Jahr später muss man jedoch nüchtern konstatieren, dass von Anfang an wenig zusammengepasst hat und der Kader keineswegs ausreichend Qualität besitzt. Wie so oft in der Vergangenheit hat man, trotz der neuen sportlichen Leitung um Aydin Ay und Fatih Köksal, den Kader erst sehr spät zusammengestellt. Aufgrund der Erkrankung von Wormatia-Trainer Peter Tretter wurde die Mannschaft in der Vorbereitungsphase und bis zum 10. Spieltag von Co-Trainer Benny Früh betreut. Und zu guter Letzt bleibt festzuhalten, dass die meisten Neuzugänge nicht eingeschlagen haben und der Kader nicht homogen wirkt. Das Ergebnis konnte man auf dem Platz sehen. Zum Abschluss der Hinrunde, die für Wormatia Worms auf dem zehnten Platz endete, ist aus dem selbst ernannten Aufstiegskandidaten ein biederes Mittelfeldteam geworden, das aufpassen muss, nicht noch in den Abstiegsstrudel zu geraten.
Ein trister November für Wormatia Worms
Dass die Wormatia auf schwere Zeiten zusteuert, ließ bereits die 0:6-Auswärtspleite Ende Oktober beim FK PIRMASENS, dem letzten Spiel unter Interimscoach John Antuna, befürchten. Zum ersten Spiel unter dem neuen Trainer Marco Reifenscheidt gegen TUS KOBLENZ kam es in der EWR-Arena zum ersten und vermutlich letzten Mal in dieser Saison dank des zahlreich erschienenen Gästeanhangs aus Koblenz zu einer vierstelligen Zuschauerzahl (1.021). Wer jedoch gehofft hatte, dass die Kulisse und der Trainerwechsel die Wormser Spieler motivieren würden, trat nach einer saft- und kraftlosen Vorstellung des VfR, die mit einer verdienten 0:2-Heimniederlage endete, abermals enttäuscht den Heimweg an. Gleichzeitig nährte der Auftritt der Wormatia die Befürchtungen, in der folgenden Auswärtspartie beim offensivstarken 1.FC KAISERSLAUTERN II abgeschossen zu werden. Tatsächlich gab es eine deftige 1:5-Packung, obwohl der VfR bis zum Pausenstand von 1:1 zumindest eine Halbzeit lang mithalten konnte. Aber zwei frühe Gegentreffer nach der Pause, ein nicht gegebenes Tor von Graf sowie ein verschossener Elfmeter von Loechelt gaben einer sich zunehmend aufgebenden Mannschaft schließlich den Rest. Von daher musste im Heimspiel gegen den Tabellennachbarn FV ENGERS mal wieder ein Dreier her. Aber erneut blieb eine positive Reaktion der Mannschaft aus und es setzte eine 0:1-Heimniederlage gegen einen spielerisch biederen Gegner. Besonders enttäuschend war hierbei, dass der VfR nach dem Rückstand in der 54. Minute kein Aufbäumen gegen eine erneute Niederlage gezeigt hat. Das folgende Heimspiel gegen den starken Aufsteiger VIKTORIA HERXHEIM, der in der Tabelle mittlerweile vor der Wormatia stand, war insofern ein Schicksalsspiel, da eine erneute Niederlage das Abrutschen in gefährliche Gefilde zur Folge gehabt hätte. Von daher war der überzeugende 3:0-Heimsieg durch Tore von Mert Özkaya (49./90. +3 ) und Dahlke (61.) der bis dato wichtigste Sieg der Saison. Auch wenn spielerisch längst noch nicht alles rund lief, so stimmte diesmal die Einstellung und der Siegeswille war erkennbar. Hinweis: Die Partie des 19. Spieltages beim TSV SCHOTT MAINZ am 30.11. fand nach dem Erscheinungstermin unserer Dezember-Ausgabe statt.
Entwicklung zeichnete sich ab
Was sich bereits in den ersten acht Spielen abzeichnete, aber noch von Punktgewinnen übertüncht wurde, entwickelte sich in den folgenden neun Spielen zur bitteren Realität: Die Wormatia der Saison 24/25 ist ein Team ohne Spirit, ohne funktionierendes Mannschaftsgefüge und vor allem ohne Leitwölfe. Mit der Niederlage in Gonsenheim am 9. Spieltag gab es einen merklichen Bruch, der sich in den folgenden neun Spielen manifestierte, aus denen nur vier Punkte geholt wurden. Kam es zunächst zu unerklärlichen Pleiten gegen Underdogs wie Eppelborn oder Idar-Oberstein, so zeigten auch die drei aufeinanderfolgenden Spiele gegen Spitzenteams, wie gewaltig der Abstand zur Spitze ist, denn 1:13 Tore aus den drei Partien gegen Pirmasens, Koblenz und Kaiserslautern sprechen eine deutliche Sprache. Erst mit dem Heimsieg am ersten Rückrundenspieltag gegen Herxheim konnte der Abwärtstrend vorerst gestoppt werden. Nun geht es noch zum TSV Schott Mainz, ehe TuS Mechtersheim am 07.12. zum letzten Spiel vor der Winterpause nach Worms kommt.
Schwachpunkte im Team
Mit zwei Gegentoren im Schnitt pro Spiel steht immer wieder die Abwehr im Zentrum der Kritik. Nach dem Abgang von Abwehrchef Ludwig gestaltete sich die Suche nach einem Partner in der Innenverteidigung für Ivan Smiljanic gar nicht so einfach. Wie Wormatias Vorsitzender Florian Natter vor einigen Wochen bei „Wormatia TV“ erzählte, habe man bereits im Sommer einen Wunschkandidaten für diese Position gehabt, der auch zugesagt hatte, aber zur Vertragsunterzeichnung nicht erschienen war. Das habe die Planungen etwas über Bord geworfen, da sich die Suche nach einem geeigneten Kandidaten in der Folge schwieriger als erwartet gestaltete. Dass die Abwehr in dieser Saison zur Achillesferse der Wormatia werden würde, zeichnete sich schon frühzeitig ab. Stefano Maier verletzte sich schon vor Saisonbeginn, Miguel Costa de Figueiredo kam bereits angeschlagen zur Mannschaft und hat seitdem noch keine Sekunde gespielt und der während der Saison verpflichtete Franzose Illa Bocar Sy wurde in seiner ersten Partie verletzt ausgewechselt und tauchte anschließend unter – der Vertrag wurde zwischenzeitlich wieder aufgelöst. So blieb als einziger Neuzugang Benjamin Franz, der zumeist den Platz neben Smiljanic ausfüllte, aber mit der Rolle überfordert war und sein Team mit zwei Platzverweisen entscheidend schwächte. In Folge dessen mussten die etatmäßigen, großgewachsenen „Sechser“ Laurenz Graf und Luca Jensen öfters in ungewohnter Position in der Innenverteidigung ran. Das Problem ist aber nicht nur die Innenverteidigung, auch im defensiven Mittelfeld ist der VfR zu schwach besetzt. Zumeist mit Kaan Özkaya im defensiven Mittelfeld und Loechelt, Mert Özkaya oder Catovic in der Zentrale waren es zwar technisch starke, aber vor allem kleingewachsene Spieler, die sich den Angriffen des Gegners entgegenstemmten. Dabei fiel immer wieder auf, dass ohne Loechelt, der in sieben Partien gefehlt hat, die Ordnung im Mittelfeld fehlte. Das zeigt die Wichtigkeit des Kapitäns, der aber aufgrund seiner Verletzungsanfälligkeit zunehmend auch zu einem Problemfall für den Verein wird. Auf den Außen fehlt nach dem Abgang von Fesser, Sentürk und Azahaf das Tempo, wobei auch die eingesetzten Außenverteidiger wie Nicolas Obas, Pascal Nicklis, Moritz Gotthardt, Talha Baylan oder Berkan Küpelik?l?nç zu selten Akzente in der Offensive setzten konnten. Die als Außenstürmer eingesetzten Julian Marquardt und Jamal Willrich zeigten zu wenig Konstanz, weshalb dann doch zu oft eine Lösung durch die Mitte gesucht wurde, wo dem Zwei-Mann-Sturm aus Jan Dahlke und Erijon Shaqiri die meiste Zeit die Verteidiger auf den Füssen standen. Beide Stürmer haben in der Vorrunde jeweils sechs Tore erzielt und werden trotzdem von den Anhängern der Wormatia unterschiedlich bewertet. Während Dahlke mit einigen unglücklichen Auftritten Kredit verspielt hat, gilt der stets einsatzfreudige Shaqiri als einziger Neuzugang, der die Gnade der Fans findet.
Die Rolle des neuen Trainers
Ein wenig symptomatisch war es, dass sich der Verein vier Spiele Zeit gelassen hat, um einen neuen Trainer zu finden, den man auch schon früher hätte haben können. Als der Neue dann da war, ging es nur noch um Schadensbegrenzung, zumal das Thema Aufstieg längst abgehakt war. Mittlerweile ist die Wirkung des Trainerwechsels fast schon wieder verpufft, ist doch Marco Reifenscheidt direkt mit drei Niederlagen gestartet, in denen kaum Besserung erkennbar war. Erst mit dem Heimsieg gegen Herxheim gelang ein Befreiungsschlag, auch wenn Reifenscheidt zweifelsohne noch viel Arbeit vor sich hat. Nach der Winterpause gilt es im Hinblick auf die nächste Saison, die Spreu vom Weizen zu trennen, was auch für den Trainer selbst gilt, der vorerst nur einen Vertrag bis Saisonende hat. Der nächste Neuaufbau wartet also bereits, alleine schon deshalb, weil man jede Menge Mitläufer aussortieren muss. Bestenfalls bereits in der Winterpause.
Text: Frank Fischer, Fotos: Andreas Stumpf