16. September und 21. September 2017 | Café Affenhaus – Worms:
Immer wieder gibt es Künstler, die es fernab des großen lukrativen Kunstmarktes wert sind, entdeckt zu werden. Um entdeckt zu werden, braucht man Öffentlichkeit. Doch die bekommen in den großen Kunsthallen nur Kunstschaffende, die längst ein Renommee in der Kunstwelt besitzen. Und der Rest? Der hat in Worms zum Beispiel das Glück, dass es Orte wie die Galerie-Schauraum oder das Café Affenhaus gibt. Letzteres durfte sich vor kurzem auch noch über ein ganz besonderes neues Schaufenster freuen.
Ebenso wurde dort Mitte September die kleine, aber feine Ausstellung der autodidaktischen Künstlerin Sarah Rosenhahn eröffnet. Elf Zeichnungen hängen nun in dem kleinen Café in der Jugendgasse und eine Maske. Sowohl Zeichnungen als auch Maske lassen keinen Zweifel an der überbordenden Fantasie der ehemaligen Informatik-Studentin. Hierbei trifft es die Überschrift ihrer Künstler Homepage sehr genau: „Engel mit Hüten und gelegentlicher Wahnsinn“ finden sich durchaus in den kleinformatigen Zeichnungen, die mal mit Wasserfarbe, mal mit Tusche zum Teil koloriert sind. Auf einem Bild springt einem ein gutgelaunter Kobold geradezu ins Gesicht, während einem bereits ein Bild darunter eine Figur entgegenschreitet, die geradezu aus einem apokalyptischen Endzeitszenario entsprungen sein könnte. Beeindruckend auch die stilistische Bandbreite der Bilder. Von einer anatomischen Studie des menschlichen Körpers, über Karikaturen bis hin zu Portraits, die formal einem Manga-Comic entnommen sein könnten, entführen die Bilder in die fantastischen Welten der Sarah Rosenhahn. Fast versteckt in einer Ecke des Cafés befindet sich die eingangs genannte Maske und zeugt von einer anderen Leidenschaft , nämlich dem für Liverollenspiele. Die Maske gehört zu einer Kriegerschamanenfigur, die Sarah selbst anfertigte. Die Laudatio zur Ausstellungeröffnung wurde von WO! Kulturredakteur Dennis Dirigo gehalten. Besuchbar ist die sehenswerte Ausstellung noch bis zum 13. Oktober 2017. Am besten lässt sich diese mit einer von Alberts Kaffeekreationen genießen.
Genießen lässt sich im Affenhaus seit rund drei Monaten auch der Ausblick aus dem neuen Schaufenster im Affenhaus. Das wäre prinzipiell nichts Besonderes, wenn es nicht ein amerikanisches Kaffeehausschiebefenster wäre und somit das einzige dieser Art in ganz Rheinland-Pfalz. Nun ist nicht alles gut, was aus Amerika kommt. Im Falle des Schiebefensters ist es jedoch eine klare Verbesserung zu dem vorhergehenden klassischen Schaufenster ohne Öffnungsmöglichkeit. Das wäre ja alles nicht weiter aufregend, hätte die Sache mit dem Fenster nicht eine Vorgeschichte. Und die führt zurück zu den Anfängen des Kultursalons vor sechs Jahren. Der wiederum formierte sich zunächst im Wormser Rathaus. Der Initiator des Projektes, Helmut Schäf, kritisierte jedoch die fehlende Atmosphäre, die unabdingbar für solch eine Veranstaltung ist. Ein neuer ansprechenderer Ort war schnell in Form des kleinen Cafés in der Judengasse gefunden. Damals war das Rauchen dort noch erlaubt, was oftmals zu einer stickigen Atmosphäre beitrug. Fenster öffnen war nicht möglich. Es blieb nur die Möglichkeit, gleich die ganze Tür zu öffnen, was im Winter schnell zu frostigen Temperaturen führte, so dass auch kein warmer Grog mehr helfen konnte. Zwar ist das Rauchen dort mittlerweile nicht mehr gestattet, allerdings kann die Luft in dem kleinen Affenhaus bei großem Publikumszuspruch schnell auch mal ein wenig stickig sein. Abhilfe musste her. Die fand man schließlich in der Idee eines Schiebefensters, die ihren Ursprung übrigens nicht in amerikanischen Cafés haben, sondern in niederländischen Wohnungen im 17. Jahrhundert. In Deutschland nahezu unbekannt, wollten die Vermieter des Hauses, die Städtische Wohnungsbau GmbH, zunächst nichts davon wissen. Der Plan war gut, wie aber umsetzen? Bei einem Termin, bei dem auch OB Kissel anwesend war, sprach man schließlich selbigen an, in dem Wissen, dass dieser ein Herz für die Altstadt hat. Der zeigte sich von der Idee angetan, zog das Handy, telefonierte und kam schließlich mit den Worten zurück, dass er die Wohnungsbau Geschäftsführung gebeten habe, sich dem Projekt wohlwollend zu öffnen. Das tat man auch, so dass schließlich eine Ulmer Firma den Auftrag erhielt, das Fenster zu bauen. Die feierliche Einweihung fand nun statt und wurde begleitet von der Trommelgruppe Ngoma. Die ist Teil der Spiel-und Lernstube „Die Vorstadtkrokodile“ im Wormser Süden. Sichtlich aufgeregt aufgrund der großen Aufmerksamkeit, sorgten die zehn Jungen und Mädchen für rhythmische Klänge in der historischen Judengasse. Selbstverständlich stand das Fenster während des Auftritts offen.