Es kommt nicht oft vor, dass sich der Mozartsaal in ein riesiges Atelier verwandelt. Da muss schon etwas Besonderes kommen, wie z.B. der Künstler Axel Neumann mit seiner Füllermalerei. Vom 8. bis 29. Juli 2017 stellte der Berliner seine Bilder in einer umfangreichen Werkschau vor und aus.
Unter dem Titel „Sense of Beauty“ wurden in dem Saal, der normalerweise Konzerten und Comedians vorbehalten ist, nicht einfach 74 Exponate gezeigt, sondern sie verwandelten den 800 m² großen Raum in eine andere Welt. Denn Axel Neumanns Bilder sind keine gewöhnlichen Gemälde. Vielmehr sind es Schöpfungen, die mit ihren ungewöhnlichen Formen und Farben einem bei längerem Betrachten geradezu in eine Welt der grenzenlosen Fantasie entführen. Was die Bilder so besonders macht und filigran erscheinen lässt, ist dabei die ungewöhnliche Art und Weise, wie die Bilder entstehen. Axel Neumann, der auch als Schauspieler („7 Zwerge“) Bekanntheit erlangte, arbeitet nicht etwa mit einem Pinsel, sondern mit einem Füller, dessen Patronen mit Acrylfarben befüllt sind. Es sind unzählige kleine Striche, manche nicht länger als 1 mm, die letztlich ein Bild entstehen lassen, welches mit seiner suggestiven Kraft gefangen nimmt. Die Motive, die er auf die Leinwand bringt, entstehen vor seinem inneren Auge. Der Schauspieler und Maler ist ein Getriebener seiner Fantasie, weswegen er durchaus auch mal 18 Stunden ununterbrochen an einem Bild arbeitet. Neumann sieht seine Bilder selbst als ein Angebot an die Menschen, ihre eigene innere Wahrnehmung zu entdecken.
Eröffnet wurde die eindrucksvolle Ausstellung im Rahmen der Wormser Kulturnacht. An diesem Abend war auch der Künstler persönlich vor Ort und erläuterte in einem kurzen und interessanten Vortrag den Anwesenden seine Kunst. Nach einem Abstecher zurück nach Berlin, kehrte Axel Neumann gemeinsam mit seiner Frau und Managerin Patrizia Neumann für die restlichen zwei Wochen zurück nach Worms. Mit Ausdauer und Begeisterung führten die Beiden die zahlreichen Besucher durch die faszinierende Welt der Füllermalerei. Dass die Ausstellung etwas ganz Besonderes war, sprach sich auch über die Stadtgrenzen hinaus herum, sodass es sogar noch einen Promibesuch gab, nämlich von Extremsportler und Musiker Joey Kelly. Der erkannte schnell die Parallelen zwischen den Grenzerfahrungen, die er mit seinen sportlichen Herausforderungen erlebt und Neumanns Kunst, der sich selbst immer wieder an seine künstlerischen Grenzen bringt. Am Ende der dreiwöchigen Ausstellung zeigte sich auch das Künstlerpaar von der Resonanz gerührt und beeindruckt. Beide versprachen, dass dies nicht der letzte Besuch in der Nibelungenstadt gewesen sei. Wer nicht in den Genuss der Ausstellung kam, kann sich zumindest auf der Internetseite des Künstlers einen Eindruck verschaffen. Es lohnt sich!