09. März 2018 | Lincoln Theater in Worms:
Es war das Jahr 411 vor Christus, als der griechische Denker Aristophanes die Komödie „Die Heerauflöserin“ verfasste. Das Erstaunliche ist, dass das Stück mit dem Originaltitel „Lysistrata“ 2400 Jahre später von seiner Aktualität nichts eingebüßt hat. Die Theaterwerkstatt, das Ensemble der VHS Worms, inszenierte den Klassiker mit frischem Charme und jeder Menge originellen Ideen.
Dazu gehörte auch die Verwendung alter Werbefilme, die von ihrem Inhalt her heutzutage äußerst skurril anmuten. So zum Beispiel eine Werbung für das Produkt Frauengold, das als sogenanntes Stärkungsmittel verkauft wurde, aber im Grunde nichts anderes als ein Kräuterschnaps war. In der Werbung hierzu hieß es, dass die Frustrationsgefühle der Frauen damit erträglicher gemacht werden sollten. Ziel war die Anpassung der Frau an die patriarchale Gesellschaft. Kern des Stückes ist jedoch das genaue Gegenteil, nämlich die Widerstände der Frauen gegenüber ihren kriegslüsternen Gatten. Getragen von der Erkenntnis, dass zumeist Männer Verursacher von Kriegen und den damit zusammenhängenden Gräueltaten sind, beschließt eine Gruppe von Frauen aus Athen und Sparta, sich auf unbestimmte Zeit ihren Männern sexuell zu verweigern. Die Theaterwerkstatt fand hierfür eine lockerleichte Sprache. Dem Pathos einer antiken griechischen Komödie beraubt, glänzte das Stück auf angenehme Art und Weise irgendwo zwischen Boulevard und Satire. Wie so oft bei der Theaterwerkstatt ist es auch der gestalterische Minimalismus, der immer wieder die Eigenwilligkeit der Gruppe unterstreicht. Die Akropolis durch ein unscheinbares Zeltgerüst zu ersetzen oder ausgelassene Sirtaki-Tanzanfälle gehörten genauso zur charmanten Inszenierung, wie launige Dialogstreitereien um Frauenquote oder umherwandernde Gebärmütter.
Fazit: Der Krieg der Geschlechter ist wohl ein immerwährender. Wenn dieser allerdings so amüsant inszeniert ist wie in diesem Stück, schaut man dem gerne zu. Dennoch ist der Anlass, die reale männliche Kriegslüsternheit, eher traurig. Wobei Kriegstreibereien durchaus auch zum Portfolio mächtiger Frauen von heute gehören.