29. Juni 2018 | Museum Heylshof Worms:

Er drehte gerademal acht Filme, doch das reichte aus, dass sich der russische Regisseur Andrej Tarkowski einen Platz im Filmolymp sicherte. Aktuell wird ihm eine Ausstellung im Heylshofmuseum gewidmet. Genießen kann er all das nicht mehr, denn Tarkowski verstarb bereits im Alter von 54 Jahren in Folge eines Krebsleidens.

Präsentiert wird die Ausstellung, die noch bis zum 26. August läuft, an zwei Orten im Kulturprogramm der Nibelungen-Festspiele. Zu Recht kann man nun fragen, was die Filme des Russen mit den Nibelungen zu tun haben und trotzdem kann man ruhigen Gewissens antworten: „Eigentlich nichts!“ Vielmehr ist die Ausstellung eine Herzensangelegenheit des Russlandkenners und Künstlerischen Leiters der Wormser Museen und Kurator des Heylshofs, Olaf Mückain. Als Fan von dessen Filmen zeigte er sich von einer Ausstellung in St. Petersburg begeistert, beschloss, diese nach Worms zu holen und brachte zur Vernissage gleich noch Joseph Kiblitsky mit. Der russische Kunstkenner erzählte, begleitet von einem Dolmetscher, den zahlreichen interessierten Gästen von der Magie von Tarkowskis Filmwelten. Doch um die wirklich zu verstehen, muss man diese letztlich selbst sehen. Tarkowskis Filme lebten schließlich viel mehr von ihren traumwandlerischen Bilderwelten, die oft in strenger Kühle inszeniert wurden, als von Worten. Besonders seine Filme „Solaris“ und „Stalker“, die dem fantastischen Sujet zuzuordnen sind, stehen bis heute für eine kraftvolle Filmsprache, zu deren Entschlüsselung man selbige wahrscheinlich mehr als einmal anschauen muss. Zwischen den informativen Grußworten und Einführungen wurde die Vernissage von ausgewählten Musikstücken des russischen Komponisten Dimitri Schostakowitsch begleitet. In ihrer Schwermütigkeit hätten die Stücke durchaus auch als Soundtrack zu den Filmen des Tarkowski gepasst. Die Ausstellung selbst findet im Untergeschoss des Museums statt. Zu sehen sind vor allem Standbilder besonders prägnanter Momente aus dessen Filmen, plus Aufnahmen, die den Regisseur selbst beim Dreh dokumentieren, sowie zwei Original-Skizzen und drei Original-Ölstudien Tarkowskis, der unter anderem Musik, Malerei und Bildhauerei studiert hatte. Ergänzt wird die Ausstellung durch Film-Ausschnitte, Informationen zum Leben und Werk des Regisseurs, sowie ein Interview „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Exil und Tod“, das der Regisseur und Journalist Dr. Ebbo führten.

Fazit: Die Vernissage an diesem Freitagabend wirft jedoch auch Fragen auf. Bei gefühlten 40 Grad Innentemperatur und rund 150 Besuchern drängte sich unmittelbar die Frage auf, ob so viel schwitzende Menschen den überaus wertvollen Gemälden, u.a. von Rubens, zuträglich sind? Man möchte sich nicht vorstellen, wie die hohe Luftfeuchtigkeit den Bildern, die bereits mehrere hundert Jahre auf dem Buckel haben, zusetzt.


HINWEIS: Die Ausstellung wird im Museum der Stadt Worms durch eine weitere Filminstallation ergänzt. Gegen Vorlage einer der Eintrittskarten zu einer der Ausstellungen, erhält der Besucher jeweils eine Vergünstigung.