Bei der Neugestaltung des Domplatzes war die Herstellung von weitgehender Barrierefreiheit für die Domgemeinde ein wichtiges Kriterium. So wurde in den Bodenbelag ein taktiles Leitsystem eingearbeitet, das es Blinden und seheingeschränkten Menschen erlaubt, sich zu orientieren. Die große Freitreppe zur Andreasstraße wurde durch eine Rampe aufgebrochen, so dass auch Rollstuhlfahrer oder Rollatoren ohne Treppenstufen auf den Domplatz gelangen. Der Zugang zum Haus am Dom, auch zur Café Bar Borgnolo im Haus am Dom ist somit barrierefrei.
Ein kniffliges Problem stellte noch der Niveauunterschied zwischen Domplatz und dem Kreuzgang dar. Da nur durch das Kreuzgangportal ein stufenfreier Zugang in den Dom möglich ist, war das Ziel, auch hier ein barrierefreies Überwinden der Treppenanlage zu ermöglichen. Eine Rampenlösung an dieser Stelle war durch Auflagen des Denkmalschutzes nicht machbar. So blieb als einzige Alternative, an den Treppenaufgang zur Nikolauskapelle und zum Kreuzgangportal einen Rollstuhl-Lift anzubringen. Bereits im Dezember wurde der Fahrstuhl montiert; aus verschiedenen technischen Gründen konnte er erst jetzt in Betrieb genommen werden.
„Wir freuen uns sehr, dass wir damit noch rechtzeitig, bevor im März die Touristensaison wieder beginnt, die Barrierefreiheit am Dom wieder ein gutes Stück weiter gebracht haben“, erläutert Klaus Berg, der stellvertretende Vorsitzende des Verwaltungsrates der Domgemeinde, bei der Inbetriebnahme des Rollstuhllifts. Etwa 70.000 Euro habe die Maßnahme zusätzlich gekostet, 10.000 Euro waren dabei durch die Bonifatius-Stiftung des Bistums Mainz zur Verfügung gestellt worden.
Auch Propst Tobias Schäfer freut sich, dass damit für Rollstuhlfahrer und behinderte Menschen der Rundgang um den Dom nun komplett barrierefrei möglich ist. „Wir wissen allerdings, dass wir damit noch nicht am Ziel sind. Denn bislang kann ohne fremde Hilfe kein Rollstuhlfahrer in den Dom gelangen“, erläutert der Propst. Deshalb soll als nächster Schritt auch der Eingang vom Kreuzgang in den Dom barrierefrei
umgestaltet werden, so dass er dann mit einer elektrischen Türöffnung auch von Rollstuhlfahren selbständig zu öffnen ist. Die technische Umsetzung sei, nicht zuletzt durch Auflagen der Denkmalpflege, sehr aufwändig, so dass für diese Maßnahme nach vorliegenden Kostenberechnungen noch einmal 100.000 Euro aufzubringen sind. „Hier müssen wir erst noch eine Finanzierung hinbekommen“, erläutert der Propst und hofft auch auf Spenden.
Die Premierenfahrt durfte die 92jährige Walburga Schmitt mit ihrem Rollator machen. „Ich bin fast immer donnerstags und montags in der Messe in der Nikolauskapelle und natürlich am Sonntag im Dom. Ich brauche aber immer jemanden, der mir mit dem Rollator die Treppe raufhilft. Mit dem Fahrstuhl kann ich jetzt auch allein in den Dom“, freut sich die alte Dame, die seit Wochen regelmäßig fragt, wann der Fahrstuhl endlich in Betrieb genommen wird.
Der Rollstuhllift ist künftig tagsüber zu den Öffnungszeiten des Domes freigeschaltet, so dass er von Rollstuhlfahrern selbständig bedient werden kann. „Unsere Dompförtner sind aber auch gern behilflich und eingewiesen“, ergänzt der Propst.