Die Energiewende ist längst beschlossene Sache, der Weg dorthin erfordert allerdings viele Kraftanstrengungen, auch für Kommunen. In Worms möchte man die gesteckten Klimaziele auch unter Zuhilfenahme der Sonnenenergie erreichen. Zwischen Pfeddersheim und Abenheim soll ein Solarpark entstehen. Das finden wiederum nicht alle gut!
Die Stadt Worms hat zusammen mit dem Klima-Bündnis e.V., zahlreichen internen und externen Experten sowie Wormser Bürger*innen ein Klimaschutz- und Energieeffizienzkonzept erarbeitet. Ziel ist die Reduktion des CO2-Ausstoßes in Worms alle fünf Jahre um 10%. Ein wesentlicher Bestandteil des Konzeptes ist die Absicht, die Stromversorgung aller Haushalte der Stadt Worms bis zum Jahr 2030 zu 100% aus erneuerbaren Energien zu decken. Ein ehrgeiziger Plan, der auch Sofortmaßnahmen erfordert. Ein wichtiger Beitrag hierzu soll die Veräußerung landwirtschaftlicher Flächen sein. Konkret geht es um Grundstücke nördlich von Pfeddersheim und südlich von Abenheim, die der Stadt gehören. Erstmals beschäftigte sich der Stadtrat am 28. Oktober 2019 mit diesem Antrag der Stadtverwaltung, der vertagte einstimmig das Thema. Im Haupt- und Finanzausschuss Anfang Februar erteilte man schließlich den Plänen eine Absage. Dennoch taucht das Thema nun erneut auf. Im Stadtrat vom 28.10. wagte die Verwaltung einen neuen Anlauf und stellte einen Beschlussantrag, nachdem mehrere Wirtschaftsunternehmen an die Verwaltung herangetreten seien, die ein Interesse haben, einen Solarpark zu errichten. Unter den Interessenten befindet sich auch die Stadttochter ebwo AöR. Letztlich stimmte der Stadtrat für die Verpachtung. Doch es gibt Bedenken.
Bündnis 90/Die Grünen Worms teilten in einer Pressemitteilung mit, was sie von den Plänen halten. Grundsätzlich teilen sie die Ansicht, dass die Erzeugung von grünem Solarstrom prinzipiell mehr als sinnvoll ist, wenn damit fossile Brennstoffe eingespart werden können. Allerdings halten sie es für wenig zielführend, stattdessen wertvolle Böden zu nutzen. Eigentlich ist die Nutzung landwirtschaftlicher Flächen rechtlich auch nicht vorgesehen, gäbe es da nicht eine kleine Ausnahme. Befindet sich die Fläche auf einem Streifen von 110 Metern neben Autobahnen, lässt das EEG (Erneuerbare Energien Gesetz) Solaranlagen zu, wenn die Gemeinde dazu ein Bebauungsplanverfahren durchführt. Das würde auf die anvisierten Grundstücke zutreffen. Die Landtagsabgeordnete Stephanie Lohr (CDU), die auch Ortsvorsteherin von Abenheim ist, begrüßt grundsätzlich das Ziel, 100 Prozentiger erneuerbarer Energie. Allerdings denkt Lohr, die mit einem landwirtschaftlichen Betrieb groß geworden ist, dass man genau abwägen müsse: „Landwirtschaftlich hochwertige Flächen sollten nicht für eine PV-Anlage aus der Produktion genommen werden. Vor diesem Hintergrund ist auch die Wormser Fläche nochmal zu beleuchten.“ Ihre Strategie: „Bestand vor Neubau“ „Innen- vor Außenentwicklung“. Das heißt, es muss viel stärker dafür geworben werden, dass Dachflächen, Parkplätze und Industriedächer bebaut werden. Zudem befürchten die Grünen, dass, wenn erst mal Betonfundamente gegossen wurden, Wege ausgebaut und Starkstromkabel verlegt sind, die Begehrlichkeiten wachsen. Bereits 2012 gab es für einen sogenannten „Solarpark I“ an gleicher Stelle Planungen, dem dann ein „Solarpark II“ hätte folgen sollen. Heute stehen unweit von dort Windräder, die ein Vielfaches dessen an Energie liefern, was auf den aktuell diskutierten Flächen möglich wäre.
Aber wie könnte die Alternative aussehen? Grünewald betont, dass Worms sehr gute Solarinitiativen vorweisen könne, wie z.B. das Solarkataster, das schon vor Jahren zeigte, welche Dächer sich für eine Photovoltaikanlage eignen. Das Flächenpotential sei weiterhin groß auf den vielen großen Dächern der Industrie- und Logistikhallen oder Supermärkten. Das würde sich auch mit dem Klimakonzept decken, das als Sofortmaßnahme eine Förderung für die Nutzung von Dachflächen vorsieht. Dazu müsste die Stadt in ihren Bebauungsplänen allerdings die Solarnutzung voranbringen.