DIESEN MONAT: Wolfgang Schall
KURZBIO Als Wolfgang Schall 1996 seinen 40. Geburtstag mit knapp 350 Gästen und zwei Bands im „Gasthaus zur Krone“ feierte, da war dies gleichzeitig die Geburtsstunde von KRONE CONCERTS. Animiert von der Begeisterung der Gäste für diesen musikalischen Abend gründete Schall zusammen mit Hans Pfaffenholz, dem Besitzer der Krone, seine Konzertagentur, die fortan das kulturelle Leben der Stadt bereichern sollte. Krone Concerts haben seinerzeit Bands wie Guano Apes oder Reamonn in die Krone nach Herrnsheim geholt, als diese kurz vor ihrem bundesweiten Durchbruch standen. 1999 schied Hans Pfaffenholz aus der Firma aus und in wechselnder Besetzung hat die Agentur seitdem über 240 Bands und Künstler veranstaltet. Unvergessen bleiben der Auftritt von Nina Hagen auf dem ehemaligen Rheinmöve Gelände oder von Toto in Rheindürkheim. In Extremo, Nazareth, Roger Chapman, Uriah Heep, BAP, Barclay James Harvest, H-Blockx – ohne Krone Concerts hätten viele dieser Bands den Weg nach Worms wohl nicht gefunden. Mit Veranstaltungen wie „Rocks gegen Rechts“ oder dem Benefizkonzert für die Tsunami-Flutopfer hat sich die Agentur immer wieder gesellschaftlich engagiert. Zudem gehörte Wolfgang Schall ab dem Jahr 2000 zum künstlerischen Team des Wormser Jazz & Joy Festivals, ehe er in diesem Jahr altersbedingt kürzertrat. Seit 2016 ist er ehrenamtlicher Beauftragter der Menschen mit Behinderungen in Worms. In diesem Jahr feierte Schall nicht nur das Jubiläum „25 Jahre Krone Concerts“, sondern ebenso seinen 65. Geburtstag.
Was war das erste und welches das bislang letzte Konzert, das Sie mit veranstaltet haben?
Das erste Konzert/Festival, das ich veranstaltet habe, war am 10.9.1977 mit dem AJS (Aktionskomitee für ein Jugendzentrum in Selbstverwaltung) das „1. Wormser Open Air Festival“ im Herrnsheimer Schlosspark. Dabei traten 10 Bands bzw. Künstler auf, wie z.B. Karl Napp‘s one night band (mit dem legendären Kalle Schmahl), Triangel, Hight Street Family, Globus oder Schlauch (Bernd Köhler). Eintritt: 3,– D-Mark. Das letzte Konzert waren die KINGS OF FLOYD im Rahmen des Herrnsheimer Weinsommers im Schlosshof. Ein sehr schönes und erfolgreiches Konzert, das ich in Pfeddersheim in der TSG Halle im März 2022 wiederholen möchte.
Welches war das bestbesuchte Konzert, das Sie mit veranstaltet haben?
TOTO mit über 2.500 Besuchern in Rheindürkheim
Gibt es ein Erlebnis, das Ihnen aus 25 Jahren Krone Concerts in besonderer Erinnerung geblieben ist?
Oh, da gibt es viele schöne Erinnerungen, wie z.B. BAP in Rheindürkheim für die Lebenshilfe, aber die After Show Party mit Wallis Bird – nach ihrem Konzert im Herrnsheimer Schlosshof – mit irischen Freunden und vierstimmigem Gesang bis in die frühen Morgenstunden in unserem Haus, ist da ganz weit vorne!
Was war Ihre größte Enttäuschung in 25 Jahren Krone Concerts?
Das Festival zugunsten der Tsunami Flutopfer am 12.2.2005 in der Nikolaus Dörr Halle in der Mainzer Straße mit sieben z.T. namhaften Bands wie Mark Gillespie, Kampf ums Paradies, The Quinns oder Grabowsky. Es kamen 200 statt der erwarteten 1.000 Besucher.
Mit welchen Musikern hat die Zusammenarbeit am meisten Spaß gemacht?
Abi Wallenstein, Mothers Finest, Guano Apes, Ezio, Nazareth, Wallis Bird, Wishbone Ash, Roger Chapman, Molly Hatched, John Lee Hooker Jr. und Popa Chubby in der Feuerwache
Welche Band hätten Sie gerne mal nach Worms geholt, aber es hat nie geklappt?
John Mayall und Larking Poe
Vor mehr als zwei Jahrzehnten begann Ihr Kampf um eine Veranstaltungshalle für Jugendliche in Worms. Wie frustrierend ist es, dass in dieser Hinsicht immer noch nichts passiert ist?
Bevor ich 1996 mit Hans Paffenholz (Krone) Krone Concerts gegründet habe, war es immer kompliziert, einen Veranstaltungsraum in Worms zu bekommen. Meist waren es das Gemeindezentrum in Hochheim oder der Mozartsaal. Als Krone Cocerts zunehmend überregional bekannte Bands wie REAMONN, GUANO APES, IN EXTREMO, SLADE, URIAH HEEP, NAZARETH usw. veranstaltete, stellte sich die Frage, wo man das könnte. Es gab die alte US-Sporthalle (Nikolaus Dörr Halle in der Mainzer Straße), die uns die Stadt zur Verfügung stellte. Da passten bis zu 1.500 Besucher rein. Dann wurde die Halle renoviert, bekam einen teuren Schwingboden, was dazu führte, dass wir die Halle nur mit sehr großem Aufwand und nur durch die Unterstützung sehr vieler ehrenamtlicher Helfer nutzen konnten. Dann wurde bekannt, dass Worms, an der Stelle des Mozartsaals, eine Stadthalle bekommen sollte. Eine Firma aus Mainz stattete mir einen Besuch ab, um sich über unsere Vorstellungen einer solchen Halle zu informieren. Unsere Vorstellung: Schön, aber rustikale Halle, in der alle Kulturveranstaltungen stattfinden können (Rock, Pop, Schlager, Varieté, Tagungen usw.), teilbar, damit da auch kleinere Veranstaltungen (Jugend) stattfinden können und unter der Halle Proberäume für Wormser Bands und Künstler. Gebaut wurde zu unserer großen Enttäuschung etwas ganz anderes. So wartet die Jugend und auch das Rock-, Party- und Pop-Publikum noch immer auf eine geeignete Location. Für Klassik und Theater gibt es das städtische Spiel- und Festhaus und den Dom, für das meiste andere so gut wie nix, denn „Das Wormser“ ist für eine Anmietung zu teuer (mich kontaktieren schon mal befreundete Veranstalter, die aus diesem Grund in Worms nicht veranstalten…). Ich empfinde das als sehr frustrierend, denn ich kann in Worms letztlich keine größeren Konzerte veranstalten. Nach dem aus brandschutztechnischen Gründen Wegfall unseres Stammsitzes, dem KRONESAAL in Worms-Herrnsheim, dem Pächterwechsel des Cafe Schmitz am Weckerlingplatz, dem Ende der Zusammenarbeit im Sportstudie Black & White, der 12 Apostel und zuletzt dem Hagenbräu, da es sich für diese Locations nicht rechnete und der Aufwand nicht im Verhältnis zum Ertrag stand, gibt es eigentlich keinen Veranstaltungsort mehr in Worms für Krone Concerts. Traurig! Die Forderung nach einem Veranstaltungsort für die Jugend, jenseits von Jazz und Klassik, habe ich und werde ich auch weiter unterstützen, denn sie ist berechtigt und wurde der Jugend von der Politik schon mehrfach in Wahlkämpfen versprochen.
Sie waren viele Jahre im Team von Jazz & Joy tätig. Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Festivals in den letzten Jahren?
Ich war nicht von Beginn an bei Jazz & Joy, erst seit 1998 als Helfer und Unterstützer, seit 2000 im Team Jazz & Joy dabei. Das Festival ist etabliert, eines der größten Events in Worms. Der Jazz ist dabei sehr gut im Programm vertreten, der Blues, der untrennbar mit dem Jazz verbunden ist, kommt mir etwas zu kurz. Acts wie Michael Schulte oder der geplante Auftritt von Cro geben dem Festival eine Richtung, die ich persönlich für falsch halte. Aber, Leben heißt Veränderung und so wird das Festival sicher weiter und auch erfolgreich bestehen.
Krone Concerts hat sich auch immer gesellschaftlich engagiert. Was liegt Ihnen aktuell politisch auf dem Herzen?
Mir liegt besonders am Herzen, dass die Menschen friedlich und vor allem ohne Hass miteinander auskommen. Deswegen auch meine zahlreichen Konzerte gegen Hass und Rassismus, gegen alte und neue Nazis. Leider ist unsere Gesellschaft gespalten und viele können und wollen nicht mehr miteinander reden. Das ist eine ganz gefährliche Entwicklung, die von den rechtsradikalen Kreisen geschürt wird. Es geht mir dabei nicht um mich, es geht mir um mein Kind und meine Enkel, die in eine schwierige Zukunft hineinwachsen.
Was dürfen wir in Zukunft noch von Krone Concerts erwarten?
Ich bin gesundheitlich etwas eingeschränkt, weshalb ich nicht mehr so viele Konzerte veranstalten kann. Sehr gerne werde ich – wenn möglich – im Herrnsheimer Weinsommer aktiv bleiben und darüber hinaus, wenn ich ein gutes Angebot erhalte und ein Veranstaltungsort zur Verfügung steht, aktiv werden.