WO! im Gespräch mit der Nachwuchsautorin Olivia Kohl

Olivia Kohl lebt in Worms, schreibt Romane und veröffentlicht diese quasi in Eigenregie. Noch bevor das Jahr zu Ende ist, soll bereits ihr vierter Roman Leserinnen und Leser fesseln, nachdem sie aktuell „Losing Game“ veröffentlicht hat. Das alleine ist schon eine Berichterstattung wert. Erfährt man allerdings das Alter der Autorin, dürfte mancher staunen, denn Olivia Kohl ist gerade mal 18 Jahre alt.

Wie sie im Gespräch mit WO! erzählt, war sie schon in frühester Kindheit von der Kunst des Geschichtenerzählens fasziniert und begann bereits mit sieben Jahren, selbst Storys zu erfinden und diese auf Papier zu bannen. Der Gedanke, irgendwann einen Roman zu schreiben, war zu diesem Zeitpunkt freilich noch weit entfernt. Der Roman kam dann eigentlich mehr zu- fällig und war zunächst ein Tagebuch. Geschrieben mit Stift auf Papier vertraute sie dem Buch Beobachtungen, Erlebnisse, Gedanken und Ideen an, aus denen sich langsam eine Geschichte formte. Ein langer mühsamer Prozess. Drei Jahre arbeitete sie parallel zur Schule an dem Buch und hielt am Ende den ersten selbstverfassten 464 Seiten starken Roman „Handsome but Psycho“ in den Händen. Im Fokus der Geschichte steht eine dramatische Liebesgeschichte, die sich später zu einem waschechten Thriller wandelt. Im ersten Moment könnte einem als Vorbild die erfolgreiche Romanreihe „50 Shades of Grey“ einfallen, doch Olivia Kohl betont, dass sich ihre Inspirationen irgendwo aus dem Spannungsfeld zwischen wahren Beobachtungen und fiktiven Einflüssen aus Film, Literatur und Musik speisen. Wichtig sei ihr, mit Erwartungen zu brechen. Seien es unvorhergesehene Wendungen in der Geschichte oder die Struktur des Romans. Olivia Kohl weiß aber auch, dass sie am Anfang steht und Fehler macht, weshalb ihr der Dialog mit ihren Leserinnen und Lesern wichtig ist. In der sogenannten „Leserunde“ auf der Internetseite Lovelybooks stellt sie sich regelmäßig der Kritik oder erntet Lob. Zunächst gab es für ihren Debütroman aber eher kritische Stimmen. Inhaltlich geht es um die Schülerin Kirby, die beginnt, für den Theaterlehrer John und dessen On-Off-Beziehung Sylvie zu schwärmen. Doch nach und nach zeigt sich, dass John auch eine dunkle Seite besitzt. Bemängelt wurde zumeist die Struktur der Zeitsprünge, die einige Leserinnen und Leser verwirrte. Olivia Kohl ließ sich jedoch nicht entmutigen und erklärt dementsprechend im Gespräch mit WO!: „Nur wenn ich die Kritik ernst nehme und mich mit ihr auseinandersetze, kann ich eine bessere Autorin werden“. 

Ein Debütroman wird zur Buch-Reihe

Natürlich drängt sich bei einer so jungen Autorin die Frage nach der Schule geradezu auf. Die hat sie bereits 2019 mit dem Realschulab- schluss verlassen. Zwar hat sie danach probiert weiterzumachen, doch bemerkte sie schon nach kurzer Zeit, dass ihre Reise in eine andere Richtung geht. Untätig war sie jedoch nicht. „Ich habe mein Spanisch verbessert, einige Aspekte der Rhetorik und Psychologie  erlernt und natürlich Instagram als Marketing betrieben, sodass die Zeit sinnvoll genutzt war“, erklärt sie   selbstbewusst. Und natürlich hat sie die Zeit auch zum Schreiben genutzt. Gestärkt durch die Kritiken überarbeitete sie ihren Erstling, ver- öffentlichte ihn erneut und schrieb innerhalb von einem Monat ihren zweiten 250 Seiten starken Roman „Wicked Games“. Auch hier ist es eine gefährliche Liebe, die das Leben ihrer Figuren auf den Kopf stellt. Angesiedelt ist die Geschichte im selben Kosmos wie der Vorgänger, sodass einzelne Charaktere wieder auftauchen, ohne dass es sich allerdings um eine Fortsetzung handelt. Was ihr Schreiben ausmacht, ist insbesondere die ungewöhnliche Erzählperspektive, die ihre Leserschaft fast schon auf unangenehme, aber faszinierende Art und Weise an den Gedanken der Hauptfiguren unmittelbar teilhaben lässt. Verlegt werden die Bücher über den Online Verlag epubli, bei dem der Autor für alles selbstverantwortlich ist. Ein ordentlicher Verlag ist derzeit noch in weiter Ferne, aber aktuell ist Olivia Kohl genau damit zufrieden, da sie so mehr kreative Freiheiten hat und entscheiden kann, wie sie ihre Bücher bewirbt. Gefragt nach einer Lesung, erklärt sie, dass sie dazu noch nicht bereit sei, da sie sich immer wieder mit Selbstzweifeln auseinandersetze. Im Fokus stehen jetzt erstmal Band drei („Losing Game“) und vier ihrer Buchreihe, die auf den Namen „Obsessed“ hört. Da sie weiß, dass das Schreiben ein Beruf ist, der Erfolg nicht garantiert, möchte sie zudem eine Ausbildung machen. Dennoch will sie sich weiterhin die Zeit zum Schreiben nehmen, auch wenn nicht alle in ihrer Familie das gut finden. Aber wie sagt sie zum Schluss des Gesprächs? „Am Ende ist es mein Leben und ich muss schauen, damit glücklich zu sein!“

Anmerkung: Die Bücher sind ausschließlich im Online Handel zu erwerben oder unter: ok.autorin@gmail.com

Text: Dennis Dirigo, Foto: Andreas Stumpf