Es war bereits das zweite Mal, dass der in Berlin lebende Künstler Ewen Gur nach Worms kam, um die kunstinteressierten Besucher bei einer Vernissage in der Kunsthandlung Steuer mit seiner Comic-Kunst zu faszinieren. Ein Besuch, den er gerne machte, schließlich verbindet ihn insbesondere mit Matthias Steuer eine jahrelange Freundschaft.
Die Bildsprache des deutsch-französischen Künstlers Ewen Gur ist vertraut. Es ist die knallige Welt der Comics oder der Pop Art eines Roy Liechtenstein. Ebenso ist auch der Einfluss von so unterschiedlichen Handschriften wie Walt Disney und Jamie Hewlett („Tank Girl“) erkennbar. Gur nutzt diese Vertrautheit, um spielerisch seine Kritik an der Gesellschaft zu verpacken. Insbesondere steht immer wieder unsere konsumorientierte Haltung im Fokus der kleinen Szenen, die Gur mit Lack und/oder Acryl entstehen lässt. Mal ist es ein blauer Pilz, der gierig einen Bierkasten verschlingt und mal sind es die berühmten Cartoon Figuren Itchy und Scratchy, der hier zum Edgy Veggie wird, die sich unversöhnlich gegenüberstehen und die Wände in der Kunsthandlung zieren.
Gurs Welt ist dabei durchweg bunt, auch wenn diese eher im grafischen Bereich verweilt. Gemeinsam haben dennoch alle Werke, dass sie mit Humor und einer kräftigen Prise Rock’n’Roll den Betrachter unterhaltsam herauszufordern. Musik ist dabei mehr als nur eine Inspiration. Wie Gur im Gespräch mit WO! erzählte, spielte er früher Bass in einer Band. Nebenher gestaltete er die Covers der CDs und die Konzertplakate. Heute ist die darstellende Kunst seine Heimat und Musik ein Begleiter bei der Arbeit, wie er im Gespräch verriet. Die Bandbreite reicht dabei von Punk über Hardrock bis zu Jazz und Swing. Wild und bunt wie seine Kunst. Eine Auswahl seiner Werke kann noch bis Anfang Oktober bestaunt werden. Darunter auch ein paar von ihm designte Fila-Turnschuhe, denn warum sollte man nicht auch den Alltag ein wenig bunter gestalten?
Fazit: Die Probleme der Welt sind vielfältig, ebenso die Auseinandersetzung damit. Gur hat wiederum einen Weg gefunden, dem Pessimismus mit Humor zu begegnen. Das Beste daran ist, dass man sich diesen humorvollen Blick auch mit nach Hause nehmen kann, um der Welt quasi mit einem Lächeln und ausgestrecktem Mittelfinger zu begegnen.
Text und Galeriefotos: Dennis Dirigo