Geplanter Lückenschluss der Ringanlage sorgt für Diskussionen
Früher im Mittelalter, also in einer Zeit, als es noch keine PKWs gab, war die Stadt umschlossen von einer Stadtmauer. Diese „Ringanlage“ ist im Laufe der Jahrhunderte aus den unterschiedlichsten Gründen verlorengegangen. Nun soll diese symbolisch mit Pflanzen erblühen und so Worms ein bisschen mehr „wow“ machen. Doch das gefällt nicht allen.
Für die einen ist der Beschluss, die Ringanlage zwischen Von-Schoen-Straße und Herta-Mansbacher-Anlage zu schließen, ein weiterer wichtiger Beitrag, Worms aufzuhübschen, während Anwohner dies als einen weiteren Akt einer PKW feindlichen Politik bewerten. Denn um diesen Lückenschluss zu vollziehen, werden erneut Parkplätze in der ohnehin mit PKWs überfüllten Innenstadt entfallen. Zwar ist die Anzahl überschaubar, dennoch wirft die Entscheidung Fragen auf, zumal die Zahl der in der Innenstadt lebenden Menschen und damit auch jene der PKWs kontinuierlich steigen. Doch was sind die konkreten Pläne? Mit Mitteln aus dem Förderprogramm „Worms wird wow“ und mit Unterstützung eines Fachbüros hat die Stadt einen „Rahmenplan KlimaGrün Innenstadt“ aufgestellt. Dieser wurde in einer gemeinsamen Sitzung von Bauausschuss und Innenstadtausschuss Ende März vorgestellt. Der Grundgedanke hinter dem Plan ist, insbesondere der klimatischen Entwicklung in der Innenstadt etwas entgegenzusetzen. So soll der Anteil der Grünflächen erhöht und Dach- sowie Fassadenbegrünungen vorgenommen werden. Eine Fläche, die im Rahmen dieses Plans entsiegelt werden soll, ist der Wendehammer am Ende des Adenauerrings. Damit verbunden sind das Entfernen von 10 bis 15 Parkplätzen, die sich nicht nur bei Anwohnern, sondern auch bei Menschen, die nur kurz in der Stadt etwas erledigen möchten, großer Beliebtheit erfreuen.
Wenig Kritik aus den Reihen der Politik
Großer Beliebtheit erfreute sich der Plan auch bei der Vorstellung in der Ausschusssitzung. Lediglich Matthias Lehmann (AfW) stimmte mit „Nein“. Alfred Koch (FDP) enthielt sich zwar bei der Abstimmung, übte aber dennoch Kritik. In einem Facebook Post erklärte er: „Wenn man wirklich Grün wollte, hätte man z.B. am Weckerlingplatz, Obermarkt, Auxerrer Platz, St Albans Platz, etc. genug „Pflasterwüsten“, die man umgestalten könnte.“ Im Gespräch mit WO! betont Stadtentwicklungsdezernent Timo Horst, dass es aus seiner Sicht noch genug freie Parkflächen in den Parkhäusern gebe und ohnehin die Parkplatzsatzung bei Neubauten Parkflächen verpflichtend vorsehe. Zudem verweist Horst darauf, dass es der politische Wille ist, dass die Menschen zunehmend auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen. Bei steigenden Tarifen und der zwischenzeitlich stetigen Gefahr durch weitere Streiks, dürfte dieser politische Gedanke zumindest für Worms in den nächsten Jahren ein Wunschdenken bleiben. Da dürfte auch nur wenig der Umstand helfen, dass ab Sommer eine neue Taktung den Busverkehr in Worms attraktiver machen soll, denn es sind letztlich nicht nur die Autos der Anwohner, die in der zunehmenden Menge zum Problem werden. So schreibt eine Facebook Nutzerin in Verbindung mit der Ringanlagen Diskussion: „Wird ja super für die Anwohner. Ist ja jetzt schon durch die Sprinter (bis zu 15 Stück pro Nacht) kaum möglich, einen Parkplatz zu finden.“ Der „Sprinter-Kritik“ schließt sich dann eine weitere Anwohnerin an: „Diese Sprinter und die großen Planen-Fahrzeuge nehmen uns auch Richtung Liebfrauenkirche die Parkplätze weg. In unserer engen Straße habe ich schon acht dieser Fahrzeuge gezählt. Die werden abgestellt und die Fahrer fahren dann mit ihrem eigenen PKW weg. Teilweise haben diese PKW nicht mal Wormser Kennzeichen.“
Erhöhter Parkdruck
Dabei ist es eher unwahrscheinlich, dass an den beschriebenen Problemen freie Parkflächen in Parkhäusern, Stellplatzverordnungen und das Entfernen von Parkflächen etwas verändern. Ein Problem ist in diesem Zusammenhang natürlich auch die Zunahme von PKW innerhalb eines Haushaltes, aber auch die Zunahme an großen SUV ähnlichen PKWs, die oftmals gleich zwei Parkplätze okkupieren und somit den aktuellen Parkdruck in der Innenstadt künstlich erhöhen. Auch wenn die Politik daran glaubt, dass in den nächsten Jahren die Zahl der Neuzulassungen zurückgehen wird, dürfte der Peak aktuell nicht erreicht sein. Insofern ist der Weg, Parkflächen zu entfernen, ohne Alternativen zu entwickeln, ein Weg, der politisch polarisieren und spalten dürfte. Für all jene, die gerne mit Bus, Bahn, Fahrrad oder zu Fuß die Innenstadt besuchen, dürfte die geplante Grünfläche herzlich egal sein, zumal es sich um eine Stelle handelt, die nicht unbedingt zu den zentralen Anlaufstellen gehört. Insofern hat der FDP Politiker Koch recht, wenn er darauf verweist, dass es zahlreiche Stellen in der Innenstadt gibt, denen eine nachhaltige Begrünung gut zu Gesicht stehen würden. Oder würden Sie beispielsweise dem Ludwigsplatz eine Aufenthaltsqualität im Kontext mit dem „Rahmenplan Klima-Grün“ bescheinigen? Wohl eher nicht. Dafür möchte man die Aufenthaltsqualität an einer anderen Stelle erhöhen, nämlich dem Neumarkt. Auch hier werden in den kommenden Jahren die Parkflächen zu Gunsten einer Grünanlage verschwinden.
Text: Dennis Dirigo