Kostenfrage entscheidet über die Zukunft des Nibelungenmuseums

Nein, es war kein Aprilscherz, als bekannt wurde, dass das Nibelungenmuseum nach fast 23 Jahren ab dem 1. April 2024 seine Pforten schließt (siehe auch WO! 04/24). Zwischenzeitlich kamen im Rathaus die politischen Entscheider zusammen, um über die Zukunft des Museums zu debattieren.

Schnell zeigte sich am 10. April bei der gemeinsamen Sitzung des Bau-, Kultur- und Haupt- und Finanzausschusses: Ohne genaue Zahlen geht es nicht und die Nibelungen sind ein emotionales Thema. Rund anderthalb Stunden nahmen sich Verwaltung und Ratsmitglieder Zeit, um über das Sorgenkind zu reden. Christian Kraft, Leiter des Immobilienmanagements der Stadt Worms, erläuterte zunächst die vielfachen technischen Probleme, die sich im Laufe der Jahre aufgestaut hatten. Dabei war es ihm wichtig zu betonen, dass die Stadt immer wieder nachbesserte, dennoch hätte sich die Lage verschlimmert. Die Schwierigkeiten hatten bereits vor mehreren Jahren zur Folge, dass der Aufzug zum Wehrgang der Stadtmauer nicht mehr in Betrieb ist. Nun traf es die Brandmeldeanlage, sodass letztlich Gefahr für Leib und Leben bestand, wie Kraft ausführte. Oberbürgermeister Kessel ordnete schließlich per Notfallverordnung die vorübergehende Schließung an. Um das Museum wieder für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, seien laut Kraft Investitionen zwischen 1,5 und 2 Millionen Euro notwendig. Hinzu addieren sich Sanierungsarbeiten an der Stadtmauer, die Kraft derzeit auf fünf Millionen Euro schätzt. Viel Geld für eine Stadt ohne Geld. Kraft betonte dementsprechend, dass die damit zusammenhängenden Entscheidungen zukunftsweisend seien.

EINZIGARTIGES MUSEUM?

Die Aufgabe der Ausschüsse an diesem Tag bestand wiederum darin, die Verwaltung mit mehreren Planungen zu beauftragen: Ermittlung der Kosten für einen Weiterbetrieb, Ermittlung der entstehenden Kosten bei einer endgültigen Schließung, Prüfung verschiedener Szenarien an alternativen Standorten sowie die Frage, was mit dem Museum an der Standmauer nach einer endgültigen Schließung geschehen könnte. Dr. Klaus Karlin (CDU) bat um Ergänzung der Vorlage, mit der Frage, was mit dem Museum an der Standmauer nach einer endgültigen Schließung geschehen könnte. Dr. KLAUS KARLIN (CDU) bat um Ergänzung der Vorlage, mit der Frage, was eine kurzfristige Visualisierung des Themas Nibelungen im Sommer kosten könnte. Die Diskussion im Anschluss schwankte schließlich zwischen Pragmatismus, klarer Ablehnung des bisherigen Museums und ein paar wenigen Bekenntnissen zum Erhalt des Standortes. So betonte der Historiker Dr. JÖRG KOCH (CDU), dass das Gebäude aufgrund seiner interessanten Architektur – in Verbindung mit der mittelalterlichen Stadtmauer unbedingt erhalten werden müsse. Dem schloss sich auch HEIDI LAMMEYER (SPD) an, die zudem behauptete, dass uns das „Nibelungenliedmuseum“, wie sie es explizit benannte, in seiner bisherigen Form deutschlandweit Bekanntheit eingebracht hätte. JENS GUTH (SPD) sprach von der Einzigartigkeit des Museums und dass es aufgrund dessen wert sei, dafür zu kämpfen. Zudem deutete er an, womöglich Fördergelder aktivieren zu können. Auch MARKUS TRAPP (SPD) sprach sich gegen eine endgültige Schließung aus und ergänzte theatralisch, dass er in einer Stadt ohne Kultur nicht leben wolle.

ANDREASKIRCHE ALS CHANCE FÜR DIE NIBELUNGEN?

DAVID HILZENDEGEN (parteilos) erklärte wieder- um sehr klar, dass die Stadt sich aufgrund der Haushaltslage nicht jedes Angebot leisten könne. Dem vorausgehend betonte er: „Ich glaube nicht, dass wir mit dem Gebäude glücklich werden“. Für MATHIAS ENGLERT (WWW), der bereits in der Planungsphase in den 90er Jahren ein Gegner des Nibelungenmuseums war, verwies auf „das tote Pferd, das man nicht weiter reiten solle“. DIRK BEYER (SPD) sah den Um- gang mit dem Museum indes pragmatisch und meinte, dass man das Thema neu denken müsse. Erste Vorschläge deuten in diesem Zusammenhang in Richtung Museum der Stadt Worms im Andreasstift, genauer gesagt in die Andreaskirche. Einen Ort, den auch unser Redakteur in diversen Gesprächen als gangbaren Ort für die Nibelungen erkannte und den unlängst auch die Nibelungenliedgesellschaft als Übergangslösung favorisiert. Tatsächlich hat dieser Gedanke Charme, auch wenn beinharte Verteidiger des bisherigen Konzepts dies als laienhafte Gedanken abtun. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass das Nibelungenmuseum an der Stadtmauer der Bedeutung des Themas für Worms niemals gerecht wurde. Zu akademisch, zu theoretisch konzeptioniert, stimulierte womöglich intellektuell das Thema, jedoch nicht emotional. Doch gerade das Thema Nibelungen dürfte jedem Ur-Wormser in irgendeiner Form wichtig sein, was sich stets in den emotional geführten Diskussionen um die Festspiele oder eben das Museum widerspiegelt. Diese Faszination, aber auch der Blick auf die Sage und nicht nur auf das Nibelungenlied, sollten hierbei eine Rolle spielen. Um jedoch als Gast dies zu verste- hen, ist der Kontext zur Stadtgeschichte un- umgänglich. Und die findet sich nun mal im Städtischen Museum der Stadt Worms. Wann allerdings weitere Entscheidungen getroffen werden, ist derzeit noch unklar.

 

Text und Foto Dennis Dirigo