Firma Tier sorgt mit „Guerilla-Aktion“ für kontroverse Diskussionen
Es war zwar keine biblische Plage, die über Nacht über Worms hereinbrach, aber immerhin eine kleine Flut von E-Scootern, die sich über die Wormser Innenstadt ergoss. Dreihundert an der Zahl wurden in einer Nacht und Nebelaktion im Auftrag der Firma Tier verteilt. Die Reaktion der Stadt ließ nicht lange auf sich warten…
Nur wenige Tage, nachdem die Scooter während der Backfischfestwoche in Worms verteilt wurden, reagierte die Stadt und sprach von einer „Guerilla- Aktion“. Per Pressemitteilung teilte man mit, dass durch eine Beseitigungsanordnung mit Sofortvollzug die E-Scooter möglichst rasch wieder von der Bildfläche verschwinden sollten. Hintergrund dieser Entscheidung war eine fehlende Genehmigung. Dem widersprach zwar das europaweit agierende Unternehmen, am Ergebnis änderte das jedoch nichts. Wenige Wochen später erfolgte die Anordnung und so plötzlich, wie sie auftauchten, verschwanden die Roller wieder aus dem Stadtbild.
Was blieb, war eine Diskussion über Sinn und Unsinn dieser Roller. Während die Befürworter mit der umweltfreundlichen Nutzung und der hohen Flexibilität argumentierten, führten die Kritiker vor allem das rücksichtslose Verhalten der Nutzer an. Tatsächlich zeigte sich immer wieder eine zweckentfremdete Nutzung, wenn zwei Personen gleichzeitig auf den Rollern, die bis 100 kg belastet werden dürfen, durch die Stadt brausten. Eine beliebte Strecke führte und führt Nutzer von privaten Scootern oftmals durch die Fußgängerzone. Damit verbunden ist eine erhebliche Unfallgefahr. Als wahres Ärgernis zeigte sich zudem das achtlose Abstellen der Geräte. Nicht selten in der Mitte eines Gehwegs, entpuppten sich die schweren Geräte als unüberwindbares Hindernis für gehbehinderte Personen.
Mittlerweile erklärte die Stadt, dass sie nicht grundsätzlich gegen ein Mietsystem sei, doch hierfür seien klare Regeln nötig, unter anderem feste Stationen für die Roller. Der Reiz des Leihsystems der Firma Tier besteht wiederum genau darin, dass die Roller zufällig verteilt abrufbar sind. Der Nutzer kann sich per App darüber informieren, an welcher Stelle der nächste Scooter steht. Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob die Roller in einer verhältnismäßig engbebauten Innenstadt, im Gefüge einer ohnehin schon starken Verkehrsbelastung, einen Mehrwert oder eher eine zusätzliche Belastung darstellen. Die Praxis tendiert wohl eher zu Letzterem.
Text: Dennis Dirigo Foto: Andreas Stumpf