Kritik zu „Schluss jetzt! Der Jahresrückblick mit Florian Schroeder“
24. Januar 2025 | Das Wormser Kulturzentrum (Mozartsaal): Mit scharfer Zunge sezierte der Kabarettist im bestens besuchten Mozartsaal die vergangenen zwölf Monate. Dabei machte Schroeder vor keiner politischen Richtung halt. Selten konnte man an einem Abend so gut beobachten, welche Zuschauer sich wo politisch verorten.
Bereits der einleitende Trailer zu Beginn des Abends machte unmissverständlich klar, dass die Realität des Jahres 2024 immer wieder die Grenzen zum Absurden überschritt. Als beispielsweise Donald Trump im Präsidentschaftswahlkampf erklärte, dass die Einwanderer in Springfield die Haustiere der Bürger essen, blieb Florian Schroeder nicht mehr viel Spielraum, außer das kongeniale Musikstück abzuspielen, das der Künstler The Kiffness aus diesem bizarren Auftritt remixte. Andererseits zeigte sich, dass Humor und vor allem die Überspitzung durch Satire bestens dazu geeignet sind, dem täglichen Irrsinn zu trotzen. Schroeder beherrscht diese Überspitzung, wenn er zum Beispiel Olaf Scholz zitiert: „Wer bei mir Führung bestellt, bekommt gar nix“ und dann erklärt: „Hätte jemand gesagt, dass es nach Merkel einen Kanzler gibt, der noch weniger sagt, ich hätte es nicht geglaubt“. Sein gehöriges Fett bekam im wahrsten Sinne des Wortes auch der AfD Politiker Maximilian Krah ab. Als Krah, der in diversen Affären verstrickt war, in einem TikTok Video über echte deutsche Männer schwadronierte, konnte es sich Schroeder nicht verkneifen, mit einem ordentlichen Hauch von Body Shaming auf Krahs korpulente Statur zu verweisen. Doch Schroeders Fingerzeig ging auch in die linke Ecke, wo er im vergangenen Jahr feststellen musste, dass Antisemitismus in diesen Kreisen kein Problem sei. Solche Anmerkungen verführten nicht gerade zum zwerchfellerschütternden Lachanfall, sondern sorgten eher für nachdenkliche Gesichter. Doch in einer Zeit, in der sich das Sagbare immer weiter nach links und rechts verschiebt, sind auch solche Momente notwendig.
Fazit: Mit Humor dem Wahnsinn dieser Welt zu begegnen, ist kein neues Rezept, allerdings ist es eins, das funktionieren kann, wenn der Bote so bissig, pointiert und herrlich zynisch ist wie Florian Schroeder. Am Ende des Abends wirkten die Probleme dieser Welt zumindest ein wenig kleiner.
Text: Dennis Dirigo Foto: Andreas Stumpf