Kritik zu „Funzel Acoustics“

Funzel Acoustic Slightly Different

24. – 26. Januar 2025 | Die Funzel in Worms: Die Funzel Acoustics gibt es als festen Termin gefühlt schon eine halbe Ewigkeit. Waren sie letztes Jahr noch aufgrund sehr schöner privater Umstände in den April gelegt worden, gab es jetzt wieder den angestammten Platz am letzten Wochenende im Januar.

Der Freitag begann direkt mit einer Überraschung, Funzel-Chefin Patricia Staats saß als Sängerin auf der Bühne und bildete mit Gitarrist Robert Dinger das Duo TWILIGHT BABES. Mit Songs der Smashing Pumpkins, Pearl Jam und natürlich „Wonderwall“ von Oasis, bildeten sie den perfekten Einstieg in den Abend. Weiter ging es mit Singer/Songwriter MARTIN SCHÄFER, den viele Funzel Gäste noch als Kopf von „Tony Love and the Pretenders“ kennen dürften. Mit Songs, teils in Englisch und auf Deutsch, brachte er Emotionalität und zum Schluss auch deutlich Stimmung vor die Bühne. Als letzter Act gab die fünfköpfige Band SLIGHTLY DIFFERENT ordentlich was auf die Ohren. Mit Coversongs wie „Rebel Rebel“ von David Bowie, „Come as you are“ von Nirvana oder „Rebel Yell“ von Billy Idol, sorgte die Band dafür, dass der ganze Laden ordentlich mitsang. Gekrönt wurde der Auftritt durch die Zugabe „74-75“ von The Connells. Einziges Manko an diesem Abend war die Zuschauerzahl, die ruhig etwas höher hätte ausfallen können.

Funzel Acoustic Martin Schaefer

Das sah am Samstag schon etwas anders aus. Zwar konnte das WO! nicht persönlich anwesend sein, allerdings haben wir natürlich überall unsere Spione. Den Anfang machten an diesem Abend EIN ARSCH VOLL Cash mit den beiden Musikern Robert Maaß (Gitarre) und Christian Herd (Gesang), die sich der Musik von Johnny Cash gewidmet haben. Vor allem die tiefe Stimme von Herd erinnert hier stark an den 2003 verstorbenen Musiker. Es folgte die vierköpfige Band MIGHTY BALLS aus Abenheim. Vor allem die Interpretationen von „Drive“ von Incubus und „Word Up“ von Cameo hatten es den Zuhörern besonders angetan. Als letzte Band am Samstag bestieg das Brass Ensemble der FAT CHEEKS die Bühne. Hier war es dann auch richtig voll und der Bereich vor der Bühne glich einem kleinen Erdbeben.

Funzel Acoustic Twilight Babes

Der Sonntag ist traditionell etwas ruhiger angelegt. Mit dem Duo WEEDY JACKSON, bestehend aus Robert Dinger und Stephan Schäfer, wurden die Töne schon deutlich gechillter als am Vortag. Bei Songs wie „Last Kiss“ von The Teddy Bears oder auch manch eigenem Song auf Deutsch, kann vor allem die Stimme von Stephan Schäfer herausgehoben werden, die an den richtigen Stellen rauchig und kratzig daherkam. Die Funzel Acoustics beendeten traditionsgemäß THE GLOOMY BROTHERS & SISTER RIC. Die Band um Ricarda Martin-Dreher (Autoharp), Tom Dreher (Gitarre), Thomas Uhrig (Gitarre), Patrick Elliott (Banjo) und Matthias Merkel (Bass) erweckte vor allem den Country Musiker Hank Williams wie- der zum Leben. Natürlich wurde auch wieder gejodelt und sogar mitgejodelt. Das Einzige, was zur perfekten Countryband an diesem Abend fehlte, waren die Cowboyhüte, aber das sei an dieser Stelle verziehen, auch wenn das sicherlich hervorragend ausgesehen hätte.

Fazit: Sicher könnte man kritisch anmerken, dass die Funzel Acoustics dieses Jahr nicht wirklich viel Neues präsentiert haben. Auf der anderen Seite ist Livemusik in Worms mittler- weile mehr als rar gesät. Hier würde man sich etwas mehr Hingabe und Offenheit des Wormser Publikums erhoffen, eben auch kleine handgemachte Konzerte zu besuchen. Denn auch das waren die Acoustics: Menschen, die sich durch gut gemachte Musik berieseln lassen konnten. Wäre schade, wenn das irgendwann ausstirbt.

Text: Peter Englert, Fotos: Andreas Stumpf