Gedenktag der Verschleppung und Ermordung Wormser Sinti

Am 16. Mai 2025 fand an der antifaschistischen Gedenkstätte am Otto Wels Platz der „Gedenktag der Verschleppung und Ermordung von ca. 75 Wormser Sinti“ statt. Zeitnah fanden in vielen Städten von Rheinland-Pfalz die gleichen Gedenkaktionen statt. In Pirmasens, Trier, Ludwigshafen und in vielen weiteren Städten, organisiert von „Landesverband der Sinti und Roma“, wurden Kränze niedergelegt und an die Gräueltaten der Nazi an der deutschen Volksgruppe der Sinti in Rheinland-Pfalz bzw. in Rheinhessen erinnert.

In Worms war der Landesverband durch Carlo Riva vertreten, der bereits seit über 20 Jahren sich um die Belange der Sinti und Roma in unserer Stadt kümmert. Offiziell sprach Oberbürgermeister Adolf Kessel  davon, an diesen Gedenktag zu gedenken, weil es um so wichtiger sei, als in den bisherigen Jahren mit diesen Gedenktagen auch gegen das Erstarken der Rechten zu demonstrieren. Gleichwohl sei es wichtig, auch daran zu erinnern, dass über 6 Millionen Juden, Christen und viele anderen Gruppen in den unterschiedlichsten KZs ermordet wurden. „Dieses Unrecht sollte nie vergessen werden“.

Carlo Riva erinnerte daran, dass von den Wormser Sinti einige noch über die furchtbare Gräueltaten erzählen konnten. Als Beispiel nannte er den Wormser Sinto Stefan Köcher, der vor kurzem verstarb und dessen Familie anwesend war. Aber auch die Geschichte von Anton Steinbach, der bereits in den 80ern gemeinsam mit seiner Familie und dem Gewerkschafter Karl Saulheimer auf die Straße ging, um für die Anerkennung der Rechte von Sinti und Roma zu demonstrieren.

Weiterhin berichtete er nach einem Gespräch mit Heidemarie König und Anton Steinbachs Frau Anna, der Tochter der Familie Steinbach, die in der Karl-Marx Siedlung wohnten, Fotos aus den Konzentrationslager gesehen zu haben, in dem Verwandte der Familie so grausam gequält wurden, dass sie den Freitod am elektrischen Stacheldraht suchten. Unter den verschleppten Wormser Sinti, die durch die Siegfriedstraße an den Bahnhof getrieben wurden, befanden sich auch zwei Monate alte Babys und ältere Senioren, die die Reise zur Festung Hohen Asperg bei Ludwigsburg nicht überlebten. Danach führte der Weg für die Überlebenden nach Ausschwitz ins sogenannte Zigeunerlager, wo sie ermordet wurden. Anton Steinbach und Stefan Köcher aus Worms, waren die einzigen, die diesen Aktion, die durch Polizei und SS organisiert wurden, überlebten.

Danach legten Menno Lagrene, zweiter Vorsitzende des Landesverbandes der Sinti und Roma RLP und Oberbürgermeister Adolf Kessel einen Kranz nieder. Zu dieser besonderen Veranstaltung waren sehr viele Wormser Sintifamilien, „Omas gegen Rechts“, viele Wormser Aktivisten gegen Rechts sowie Frau Dr. Erika Mohri gekommen.