„Die Luft der Freiheit“ Neue Sonderausstellung im Museum Andreasstift beleuchtet Freiheitskampf vor 500 Jahren
Eine Pressemitteilung der Stadt Worms:
Im Juni 2025 jährt sich zum 500. Mal die Bauernschlacht bei Pfeddersheim. Unter der Losung „Die Luft der Freiheit“ des Humanisten Ulrich von Hutten widmet das Museum der Stadt Worms im Andreasstift dem Freiheitsbegehren von Rittern und Bauern vom 4. Juli bis 2. November eine Sonderausstellung. Ausgehend von den Vorboten, stehen Beginn, Hintergründe und Ende des Bauernkriegs in der Pfalz im Mittelpunkt und schließlich die Folgen und Nachwirkungen der Ereignisse in Gesellschaft und Kunst bis in die Gegenwart. Die ausgestellten Exponate und Inszenierungen ermöglichen den Besuchern Einblicke in die Lebenswelt von Bauern und Rittern an der Epochenwende vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit.
„Die Ereignisse vor 500 Jahren, als Bauern und Bürger sich gegen die Unterdrückung durch die damalige Obrigkeit zur Wehr setzten, sind ein bedeutendes Kapitel unserer Geschichte. Sie erinnern uns daran, dass Freiheit keine Selbstverständlichkeit ist. Die Ausstellung ‚Die Luft der Freiheit‘ in Worms lädt uns dazu ein, diesen historischen Konflikt nachzuvollziehen und die Bedeutung, die Freiheitsrechte heute für uns besitzen, zu reflektieren. Es ist wichtig, dass wir uns immer wieder bewusst machen, wie viel Einsatz und Mut erforderlich waren und sind, um für unsere Freiheit einzustehen – damals wie heute“, betont die rheinland-pfälzische Kulturministerin Katharina Binz anlässlich der Vernissage.
Olaf Mückain, Kurator der Ausstellung und Wissenschaftlicher Leiter des Museums: „Mit der Würdigung des Bauernkriegs knüpfen wir an einschneidende Ereignisse an, die vor 500 Jahren stattgefunden haben und eng mit der Geschichte von Worms verknüpft sind. Vor vier Jahren widmete sich das Museum Andreasstift dem Auftritt Martin Luthers 1521 in Worms, 2026 jährt sich der Druck der englischsprachigen Übersetzung des Neuen Testaments des Reformators William Tyndale durch den seinerzeit in Worms ansässigen Drucker Peter Schöffer den Jüngeren zum fünfhundertsten Mal. Die einstige Reichstadt Worms ist ein bedeutsamer Ort für die folgenreichen Entwicklungen in der Reformationszeit, die wie das Wirken Luthers oder auch die Bauernerhebungen mittelbar Folgen bis in unsere Gegenwart gezeitigt haben. Hierzu zählen Brüche und Widersprüche, die nicht zuletzt auch die Haltung Luthers zum sogenannten ‚Gemeinen Mann‘ betreffen. Für den Pfälzischen Bauernkrieg bildet die Schlacht bei Pfeddersheim einen fatalen Abschluss.“ Oberbürgermeister Adolf Kessel ergänzt: „In Worms erinnert ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm an dieses Jubiläum. Vor zwei Wochen durften wir bereits ein von Ehrenamtlichen getragenes, beeindruckendes Wochenende in Pfeddersheim erleben – und einen weiteren zentralen Beitrag in diesem Programm bildet diese Ausstellung. Diese erinnert nicht nur an ein historisches Datum. Sie fragt auch nach der Bedeutung dieses Geschehens für unsere Gegenwart. Denn was 1525 auf den Feldern bei Pfeddersheim geschah, war weit mehr als ein regionales Ereignis. Es war ein Ausdruck des Wunsches nach Selbstbestimmung – ein Schritt auf dem langen Weg zu dem, was wir heute unter Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Grundrechten verstehen. Besonders spannend ist die historische Verbindung zu Persönlichkeiten wie Franz von Sickingen und Ulrich von Hutten – beides Vertreter des Reichsritterstandes, Anhänger der Reformation und streitbare Verfechter neuer gesellschaftlicher Ideen. Von Hutten, von dem das Ausstellungsmotto stammt, brachte es mit den Worten auf den Punkt: „Ihr seht, dass die Luft der Freiheit weht.“ Ein Satz, der auch heute noch Kraft entfaltet.“
Rahmenprogramm
Begleitend zur Ausstellung laden anregende Kuratorenführungen (20.7., 24.8., 28.9. und 2.11., jeweils um 11 Uhr) dazu ein, die faszinierende Welt an der Schwelle zur Frühen Neuzeit zu entdecken und gewähren exklusive Einblicke in die Ausstellung. Daneben veranstaltet das Museum eine Reihe von kostenfreien Vorträgen (17.7., 4.9., 27.9.), in denen Aspekte zu Vorgeschichte, Verlauf und Nachwirkungen des Bauernkrieges genauer beleuchtet werden. Außerdem gehören anschauliche Führungen und spannende Workshops für Kinder und Jugendgruppen zum Programm.
Hintergründe
Das frühe 16. Jahrhundert war eine Zeit des Umbruchs und des Aufruhrs. Immer drängender und lauter wurden im Heiligen Römischen Reich die Stimmen nach einer umfassenden Reform des Reiches und der Kirche. Die allgemeine Unruhe, die die Deutschen ergriffen hatte, wirkte sich auf alle Stände aus. Befeuert von Martin Luthers Schriften, die als Aufruf nach Freiheit für den einzelnen Menschen verstanden wurden, herrschte überall eine angespannte Stimmung, in den Städten und auf dem Land, unter der Ritterschaft und den Bauern.
Zunächst waren es die von wirtschaftlichem und politischem Abstieg bedrohten Ritter, die sich im Sommer 1522 gegen die Landesherren erhoben. Der Traum von der ritterlichen Freiheit aber zerbrach unter dem Kugelhagel der Geschütze der Fürstenmacht. Auch die Bauern, die nach wie vor die Hauptlast der Abgaben und Frondienste abzuleisten hatten, fühlten sich bedroht. Zwei Jahre nach dem Ritteraufstand erhoben sie sich gegen die Obrigkeit. Wie ein Flächenbrand weitete sich der Aufruhr aus. In vielen Städten begehrten Bauern und Bürger gemeinsam auf, ganze Städte, geistliche und weltliche Herren traten dem Bauernbündnis bei. Den zahlreichen in der Pfalz zusammengelaufenen Bauernhaufen schloss sich auch die damalige Reichsstadt Pfeddersheim, heute Wormser Stadtteil, an. Doch letztlich unterlagen die Bauern den Fürsten. Nach der blutigen Schlacht bei Pfeddersheim war der Widerstand in der Pfalz gebrochen.
Kostenfreie Vorträge im Rahmenprogramm:
Do, 17.7.2025, 18 Uhr, Magnuskirche: Letztes Aufbäumen. Der Bauernkrieg und sein Ende in der Pfalz 1525
Vortrag von Prof. Dr. Erich Pelzer (Prof. Dr. Erich Pelzer hatte von 2001 bis 2016 den Lehrstuhl für Neuere Geschichte an der Universität Mannheim inne.)
Do, 4.9.2025, 18 Uhr, Magnuskirche: Aufstand gegen die Fürstenmacht. Franz von Sickingen und der Pfälzische Ritterkrieg
Vortrag von Maximilian Krüger M.A.
Sa, 27.9.2025, 18 Uhr, Lucie-Kölsch-Musikschule Worms: „Auch das deutsche Volk hat seine revolutionäre Tradition.“ Die Bauernkriegs-Rezeption im Sozialismus
Vortrag von Vinzenz Loga M.A.