Worms Stück für Stück: Die Krone der Toten
Eine Pressemitteilung der KVG Worms:

Ob keltisch oder christlich, es heißt, an Halloween seien die Toten in Bewegung… Doch wie kann man sich vor bösen Geistern schützen?
Totenkronen werfen so einige Rätsel auf. Sie gehören nicht zu den Herrschafts-Insignien oder Würdezeichen und doch waren sie vor allem im deutschsprachigen Raum vom 16. bis ins 20. Jahrhundert immer wieder Teil von Bestattungszeremonien. Während der Zeremonie ruhten die Kronen auf Särgen von unverheirateten Erwachsenen, Kindern und manchmal auch im Kindbett verstorbenen Frauen. Offenbar sollte niemand unverheiratet ins Himmelsreich gelangen, ob katholisch oder evangelisch.
Als Stifter traten Paten und Freunde auf. Jedoch sind bereits aus dem 17. und 18. Jahrhundert Luxusverbote bekannt. Adolf Tschirner schreibt 1930 in seinem Artikel von hohen Kosten für hinterbliebene Freunde und entstandener „Unordnung“, da zum Fertigen der Kronen ledige Personen beider Geschlechter zusammengetroffen seien. Offensichtlich hat so mancher Amtsinhaber allerhand Argumente für das Eindämmen des Brauchs gefunden. In der Folge ist verstärkt die Verwendung von Leihkronen statt Eigenkronen, wenn auch regional unterschiedlich, zu beobachten.
Leihkronen wurden gewöhnlich aus Metall hergestellt. Pflanzenranken und Blütendarstellungen, wie Rosen und Vergissmeinnicht, sind ein häufiges Motiv, so auch bei unserer Totenkrone im Museum Andreasstift in Worms. Leider ist die Herkunft der Krone unbekannt. Trotzdem ist sie uns als Symbol des jahrhundertelang anhaltenden Brauchs der Aufstellung von Totenkronen für Unverheiratete erhalten geblieben und kann nun für einen Monat im Museum bestaunt werden.
Text: Jennifer Trenkel
Bild: Museum Andreasstift, Claudia Weissert




