09. Oktober 2015
Lincoln Theater in Worms:
Es ist eine Zahl, die aufhorchen lässt! Nach einer statistischen Erhebung im vergangenen Jahr zeigte sich, dass jeder zweite Erwachsene in Deutschland alleine lebt. Insofern ist das Thema Beziehungen immer wieder ein weites Feld, an dem sich schon etliche Autoren abgearbeitet haben. Jüngst auch in der Theaterinszenierung „Traumfrau verzweifelt gesucht“.
Für Harald ist eine Welt zusammengebrochen. Nach sieben Jahren scheinbar harmonischer Beziehung mit Julia verlässt sie ihn Knall auf Fall. Es kommt sogar noch schlimmer! Nachdem er sich die ersten Wochen einredete, dass Julia wieder zurückkommen wird, wenn sie erst einmal erkannt hat, welchen Fehler sie begangen hat, erfährt er, dass sie geheiratet hat. Immer noch der Vergangenheit verhaftet, gefangen im Kummer über den Verlust, überredet ihn seine beste Freundin Henriette, im Internet auf Partnersuche zu gehen. Im Laufe der Geschichte trifft sich Harald mit einigen skurrilen Damen sowie mit dem Transvestiten Daniele. Man braucht natürlich kein Wahrsager zu sein, um bereits zu Beginn zu erahnen, wie die Geschichte endet. Doch wie so oft, ist es auch hier der Weg und nicht das Ziel, was zählt. Ersonnen von dem in Köln lebenden Briten Tony Dunham ist dieser Weg allerdings mit zahllosen Klischees gepflastert. Egal, ob es die Darstellung der exzentrischen Damenwelt ist, die Charakterisierung Haralds oder eben der vorhersehbare Verlauf der Geschichte. Dass die Inszenierung der Theatergruppe Szene 9 dennoch funktionierte, war der Spielfreude der Akteure zuzurechnen. Besonders Karl Heinz Deichelmann, der sich bereits bei der Volksbühne einen Namen gemacht hat und in fast jeder Szene zu sehen war, dominierte mit seiner ausdrucksstarken Mimik das Bühnengeschehen. Regisseurin Dorota Wojsyk begegnete wiederum der klischeestrotzenden Geschichte, in dem sie die ohnehin skizzenhaften Figuren noch ein wenig mehr überzeichnete.
Fazit: Tiefgang verzweifelt gesucht. Sich der seichten Prämisse des Stückes bewusst, machte das Freizeitensemble das Beste daraus und sorgte dafür, dass die zwei Stunden wie im Flug vergingen. Dabei machte es vor allem großen Spaß, den Darstellern zuzuschauen, wie sie mit den schablonenhaften Figuren umgingen.