Das Thema „Flüchtlinge“ war in Deutschland und natürlich auch in Worms das beherrschende Thema 2015. Während Europa mit dem größten Flüchtlingsstrom aller Zeiten konfrontiert wurde, brannten in Deutschland wieder Asylantenheime. Alleine im Jahr 2015 wurden mehr als 500 Anschläge auf Asylbewerberheime verübt. Als es darum ging, Humanität zu beweisen, zeigten gar nicht mal so wenige die hässliche Fratze der Deutschen. Hoffnung macht die Mehrheit, die anders denkt und bereit ist zu helfen.
Die von Innenminister Thomas de Maizière bereits Ende Oktober genannte Zahl von 490 Straftaten, die sich gegen bewohnte oder unbewohnte Asylunterkünfte gerichtet haben, ließ aufhorchen, ist diese doch deutlich höher als im Vorjahr. Im Jahr 2014 verzeichnete man „nur“ 153 gewalttätige Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte, darunter 35 Brandstiftungen. Dabei waren die Orte, in denen die Anschläge verübt wurden, längst nicht nur im Osten der Republik und hießen Freital, Dresden oder Zwickau. Auch in München, auf Rügen oder in unserer direkten Nachbarschaft in Heppenheim/Bergstraße wurden Anschläge auf Asylbewerberheime verübt. In den harmloseren Fällen hat man geplante Unterkünfte „nur“ unter Wasser gesetzt, das Inventar zerstört oder mit rassistischen Parolen beschmiert. In anderen Fällen wurden die Unterkünfte angezündet, beschossen oder mit Molotov-Cocktails beworfen. Diese Taten machen fassungslos und werfen jede Menge Fragen auf. Woher rührt die Angst solcher Barbaren, die nichts Besseres zu tun haben, als den von Krieg, Leid und Elend gezeichneten Menschen zur Begrüßung mit jeder Menge Hass in den Augen zu verstehen geben, dass sie hier nicht willkommen sind. Warum aber sind die Vorbehalte gegenüber Fremden ausgerechnet dort am größten, wo es die wenigsten Ausländer gibt? Ist es tatsächlich nur die Angst vor einer anderen Kultur, vor mehr Kriminalität oder vor den Horrorgeschichten, dass Flüchtlinge deutsche Frauen vergewaltigen und unsere Haustiere auffressen? Auch wenn die Politiker unseres Landes dies nicht wahrhaben wollen, so ist der Zorn gegenüber Flüchtlingen zu einem großen Teil auf dem Mist ihrer eigenen Politik gewachsen. Nicht nur, dass Merkel & Co. den die Weltherrschaft durch Krieg und Gewalt anstrebenden Vereinigten Staaten blind Gefolgschaft leisten und somit für die Hauptursache der Migrationsbewegungen zwischen Syrien, Afghanistan, Irak oder Libyen sorgen. Ebenso hat man jahrelang mit einer verantwortungslosen Politik dafür gesorgt, dass die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden. Dann braucht man sich aber nicht zu wundern, wenn der intellektuell komplett überforderte untere Rand der Gesellschaft gegen noch Schwächere aufbegehrt, aus Angst davor, sie könnten selbst noch tiefer abrutschen. Oder ist es die urdeutsche Angst, dass man selbst etwas weggenommen bekommt, weil alles Geld für die Flüchtlinge gebraucht wird? Zwar mögen die einen Angela Merkels Spruch „Wir schaffen das schon!“ als bloße Durchhalteparole sehen und die Anstrengungen, um die gewaltigen Flüchtlingsströme aufnehmen zu können, werden wohl auch härter ausfallen als gedacht. Aber glaubt jemand ernsthaft, ein Kontinent, der mit zig Billionen Euro jede Menge Banken vor dem sicheren Untergang bewahrt hat, hätte nicht mehr genug Geld übrig, um vom Krieg verfolgte Menschen aufnehmen zu können? Als vor ein paar Jahren im Zuge der Finanzkrise zahlreiche Banken ins Schlingern geraten waren, hat die Europäische Zentralbank umgehend ein milliardenschweres Programm auferlegt, um nicht die Banken selbst, sondern in erster Linie die Großkapitalisten Europas zu retten. Als es jedoch darum ging, Solidarität mit den Flüchtlingen zu zeigen, hat die EZB keinen neuen Hilfsfonds gebildet. Aber da ging es auch nicht um echtes Kapital, sondern lediglich um Humankapital. Leider ist das etwas, was in der unsäglichen Diskussion zu oft vergessen wird. Egal, ob es sich nun um vom Krieg verfolgte Syrer, Afghanen oder von Armut und Hunger gebeutelte Afrikaner handelt, die ihr Leben riskieren, um in Europa einen Neuanfang zu wagen. Es sind in erster Linie: Menschen. Die Menschlichkeit gebietet es auch, jemandem zu helfen, der in Not geraten ist. Genauso wie man in Deutschland plötzlich 236 Milliarden Euro übrig hatte, um Banken zu retten, die mit dem Kapital ihrer Kunden Monopoly gespielt hatten. Anstatt zu brüllen, zu hetzen und fremde Menschen zu bedrohen, haben Millionen Menschen in ganz Deutschland Hilfsbereitschaft gezeigt und Kleidung oder Nahrung für die Hilfsbedürftigen gesammelt. Das ist das, was im Jahr 2015 Hoffnung gemacht hat. Dass es noch Menschen gibt, die offensichtlich mit dem Herzen denken und die warmherzig – anstatt kalt und gefühllos – sind.