22. April 2016
Mozartsaal in Worms:
Mission erfüllt! Es ist gerade mal eineinhalb Jahre her, dass der Sänger mit der liebevoll geföhnten Welle im sonst etwas einsamen Mozartsaal für einen regelrechten Publikumsansturm sorgte. Grund genug für die veranstaltende KVG, den Barden mitsamt Band gleich nochmal zu verpflichten. Und abermals sorgte er für eine volle Bude und mächtig Partystimmung.
Gerne wird im Zusammenhang mit Dieter Thomas Kuhn Konzerten von einer Zeitreise gesprochen, womit in erster Linie das Jahrzehnt von Schlaghosen, Polyester und farblichen Geschmacksverirrungen gemeint ist. Es ist natürlich selbstredend, dass auch der Mozartsaal in Worms einer kunterbunten Faschingsparty glich. Vielmehr als eine Reise in die 70er fühlte sich der Abend jedoch nach den 90er Jahren an. Das Jahrzehnt des Hedonismus, als das unbeschwerte Feiern Lebensmittelpunkt einer ganzen Generation war. Kuhn erkannte damals diesen Durst nach Party und guter Laune. Dabei war und ist sein Rezept so simpel wie genial. Natürlich besucht kaum ein Zuschauer dessen Konzerte, weil er Schlager liebt. Dafür eignen sich Kuhns Interpretationen beim besten Willen nicht. Aber genau das ist auch der Reiz, den seine Musik ausmacht, denn Kuhn covert nicht einfach nur, er ironisiert die Songs, wenn auch stets mit dem gebührenden Respekt. Großen Anteil daran hat Kuhns Band. Wie eine perfekt geölte und gewartete Maschinerie spielte sich die Band durch den kurzweiligen Abend. Vielleicht könnte man in diesem Zusammenhang sagen, dass alles mitunter etwas zu routiniert wirkte. Aber wahrscheinlich ist es genau das, was die Leute auch heute noch, mehr als 20 Jahre nach Kuhns Karrierebeginn, in Massen zu seinen Konzerten strömen lässt. Auch an diesem Abend in Worms dürfte die Mehrheit der Zuschauer schon „damals“ dabei gewesen sein, aber wahrscheinlich ging es den meisten auch genau darum. Für einen Moment sollte alles nochmal so sein, als die Love Parade noch ihre Unschuld hatte und der Mann mit dem Brusthaartoupet begann, „Im Auftrag der Liebe“ durch Deutschland zu touren. Heute ist der Schlagerbarde 50 Jahre alt, hat einen kleinen Bauchansatz, aber noch immer fragt er bei jedem Konzert: „Wollen wir zusammen alt werden?“. Genauso wie damals schreien ihm seine Fans entgegen: „Jaaaaa!“
Fazit: Die Dampfwalze der guten Laune sorgte erneut für volle Kassen und beste Stimmung im proppenvollen Mozartsaal.