Autorin: Chantal Braun
12. April 2016
Das Wormser Theater in Worms:
Ist die Bühne des Wormser Theaters als Ort des Entdeckens und Erforschens geeignet? Da kann im Vorhinein so manch ein Theaterliebhaber eher skeptisch an den Abend herangehen – oder eben auch gar nicht. Mit 120 verkauften Karten war das Pensum des Theatersaals bei weitem nicht ausgelastet. Das wirkte sich aber keineswegs auf die schauspielerische Leistung aus.
Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß sind zwei Männer, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Während der entschlossene Humboldt den Inbegriff von einem Entdeckergeist darstellt, ist der launische Gauß typischer Mathematiker und mit einfachen Dingen zufrieden. Es wurden Berge erklommen, Höhlen erforscht und Bekanntschaften gemacht. Das Bühnenbild war unheimlich wandelbar und wurde nahezu perfekt eingesetzt, um dynamische, sowie auch ruhige Passagen zu inszenieren. Der ständige Begleiter von Humboldt, der Franzose Bonpland, war von hoher Authentizität geprägt, was das Stück durchaus runder und lebhafter machte. Man wurde stetig mit phantasievollem und mitreißendem Schauspiel in neue Regionen der Welt mitgenommen, Langeweile kam somit an keiner Stelle auf. Auch verschiedene Gastauftritte eines komödiantischen Goethe sorgten ab und an für einen Lacher. Neben dem Humor kam der Unterschied der Hauptcharaktere toll zum Vorschein. Vor allem die Schwächen von Goethe wurden stark herausgearbeitet, wobei Humboldt extrem energiegeladen, ironisch und zugleich fehlerfrei daherkam, was ein harter Gegensatz ist. Die Zuschauer haben in knapp zwei Stunden abwechslungsreiche Eindrücke zu sehen bekommen, welche Probleme sich beim Vermessen der Welt gestellt hatten, als noch nahezu nichts dokumentiert war.
Fazit: „Wer einen Berg besteigt, erreicht die Spitze. Wer die Spitze nicht erreicht, besteigt auch keinen Berg.“ – Auch früher schon konnte man scheitern, auch, wenn man schon fast am Ziel war. „Die Vermessung der Welt“ zeigt auf beeindruckende Weise, wie leicht und mitreißend es sein kann, das Publikum auf eine Reise mit zwei scheiternden, aber auch erfolgreichen Charakteren mitzunehmen.