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Vortrag von Dr. Joachim Görgen: „Emmerich Joseph von Dalberg (1773-1833). Zwischen altem Reichsadel und modernem Staatsverständnis“

Wann:
24. Oktober 2025 um 19:00 – 20:00
2025-10-24T19:00:00+02:00
2025-10-24T20:00:00+02:00
Wo:
Haus am Dom
Preis:
Kostenlos
Kontakt:
Altertumsverein e.V. und Stadtarchiv Worms

Er war ein Mann der Gegensätze und hatte großen politischen Einfluss – trotzdem ist er heute fast vergessen. Emmerich Joseph von Dalberg (1773-1833) stammte aus altem Reichsadel und doch begeisterte er sich für die Ideen der Französischen Revolution. Von Napoleon wurde er 1810 zum Herzog ernannt; später unterstützte er dessen Sturz und die Rückkehr der Bourbonen auf den französischen Königsthron. Wegen seiner politischen Seitenwechsel war der gelernte Diplomat schon zu Lebzeiten höchst umstritten. Er passte nicht in die Denkmuster der nationalen Geschichtsschreibung. Umso spannender ist es, Dalberg heute in einem modernen, europäischen Kontext zu sehen. War er vielleicht sogar ein Vordenker des modernen Europa?

 

Erstmals hat der Mainzer Historiker und frühere Fernsehjournalist Dr. Joachim Görgen systematisch die Autobiografie Dalbergs ausgewertet. Im Stadtarchiv Worms befinden sich neben dieser Quelle zahlreiche Originalbriefe von und an Dalberg, die erstmals analysiert worden sind. Es gelang Görgen, Kontakt zu den Nachkommen Dalbergs in England aufzunehmen. Mit Hilfe der Familie Dalberg-Acton war es möglich, bisher unbekannte Originalbriefe aus den letzten Lebensjahren des Herzogs in der Lord-Acton-Collection der Universität Cambridge auszuwerten. Bis zu seinem Tod 1833 und darüber hinaus beschäftigte Dalberg Journalisten in vielen europäischen Ländern. Eine ausführliche internationale Presseschau rundet deshalb die Darstellung des Lebens und Wirkens Dalbergs ab – alles das lässt Dalberg in neuem Licht erscheinen.

 

Die deutsche Geschichtsschreibung befasste sich nur wenig mit der schillernden Persönlichkeit Dalbergs – anders in Frankreich. Der französische Historiker Emile Dard schrieb 1936: „Deutschland betrachtete ihn als Verräter, Frankreich als Eindringling.“ Erst 2014 hat der französische Historiker Thierry Lentz in seinem bahnbrechenden Werk über den Wiener Kongress von 1815 dem deutschen Diplomaten in französischen Diensten Gerechtigkeit widerfahren lassen. Die verschiedenen Sichtweisen der französischen und deutschen Fachliteratur wurden für den vom Referenten verfassten Aufsatz im kürzlich vorgestellten Band 40, 2025 der Zeitschrift ‚Der Wormsgau‘ zusammengefasst und gewichtet – die Grundlage für den Vortrag mit anschließender Möglichkeit zur Diskussion und Austausch.