Einen Menschen zu verlieren, ist für jeden eine schlimme Erfahrung. Doch was bedeutet es, einen Menschen zu verlieren, den man monatelang während der Schwangerschaft in sich trug oder der wenige Tage nach der Geburt verstarb? Jacqueline Pieper und Melanie Böttger haben diese schreckliche Erfahrung gemacht. Sie haben niemals die Chance gehabt, diesen Menschen kennenzulernen und dennoch fühlen sie sich bis heute mit ihm verbunden.
In unserer Wahrnehmung spielt diese Art von Verlust kaum eine Rolle, fehlt doch das Körperliche, das was wir mit dem Menschsein verbinden. Das rheinland-pfälzische Bestattungsrecht hat eine klare Vorstellung davon, was eine Person ist. Ein Mensch ist, wer über 500 Gramm wiegt. Babys, die unter dieses Gewicht fallen, gelten als Gewebe und werden in der Regel in einer Sammelbestattung zu Grabe getragen. In Worms findet das kostenfrei auf der Hochheimer Höhe statt. Doch Gefühle lassen sich nicht so leicht in einen Gesetzestext pressen. Die beiden jungen Frauen wollten sich mit dieser kühlen, sachlichen Art des Umgangs nicht abfinden. Jacqueline Pieper, die zwei Kinder verlor und das Glück hatte, später zwei wohlbehalten geborene Kinder zu bekommen, hat aus diesem Grund den Verein „Sternengeflüster“ gegründet, indem sich auch Melanie Böttger seit ihrem Schwangerschaftsabbruch engagiert. „In der 16. Schwangerschaftswoche bekam ich ziemlich nüchtern gesagt, dass mein Kind nicht lebensfähig sei. Eine Betreuung fand nicht statt, stattdessen hat man mich mit meiner Trauer alleine gelassen“, erzählt Melanie Böttger über ihre schmerzhafte Erfahrung. Ziel des Vereins ist es, betroffenen Müttern und Vätern in gemeinsamen Gesprächen über diese traumatische Erfahrung hinwegzuhelfen. Das kann auf Wunsch direkt im Krankenhaus stattfinden, aber auch einfach in den Gesprächsrunden, zu denen der Verein einmal im Monat in den Gemeindesaal der Gustav-Adolf-Kirche in Horchheim einlädt. Willkommen sind nicht nur Eltern, sondern auch Angehörige, die den Wunsch haben, mit Gleichgesinnten zu sprechen. Zusätzlich bietet man auch Bastelabende an, bei denen man als Symbol für den Verlust beispielsweise ein Stern nähen kann. Seit einigen Monaten gibt es auch die Möglichkeit, einen 3D-Abdruck des verstorbenen Kindes anfertigen zu lassen. Die Idee kam ursprünglich von einem Partnerverein im Saarland und hat sich für viele Betroffene als wertvolles Erinnerungsstück bewährt.
Die jüngste Aktion, mit der der Verein auf dieses tragische Thema aufmerksam machen möchte, hört auf den Namen „Ein Stern geht auf Reisen“. „Mit dieser Aktion wollen wir das Thema Sternenkinder in die Welt tragen. Der Stern soll, im Namen aller Sternenkinder, möglichst weit um die Welt reisen. Er soll symbolisch für unsere verstorbenen Kinder das erleben, was ihnen nicht mehr möglich ist“, erzählt Jacqueline Pieper und ergänzt: „Es ist dabei wichtig, dass der Stern weitergegeben wird oder wieder zu uns zurückgeschickt wird! Hauptsache, der Stern sammelt so viele schöne Orte wie nur möglich, die fotografisch festgehalten werden. Wir möchten den Sterneneltern zeigen: Ihr seid nicht alleine und das Thema geht uns alle an!“ Die Bilder, die auf dieser Reise entstehen, werden auf Facebook veröffentlich. Die Unterstützung für den Verein kann auch auf anderen Wegen erfolgen. Prinzipiell ist man dankbar für jegliche Form der Unterstützung. Sei es Menschen, die das bisher elfköpfige Team verstärken möchten, oder einfach auch nur in Form von Bastelmaterial.
Wer Kontakt aufnehmen möchte, kann dies unter der Adresse:
www-sternen-gefluester.de über die Facebook-Seite „Sternengeflüster“ oder auch telefonisch unter der Nummer: 0174-932 4707