Die Schweizer haben sich bei einer Volksabstimmung mit knapper Mehrheit dafür entschieden, dass sie keine weitere Zuwanderung von Ausländern wünschen. Heimlich jubeln darüber auch ganz viele in Deutschland. Da bleibt einem fast nichts anderes übrig, als diese Entscheidung mit Zynismus zu kommentieren…

Genau die Deutschen, die jetzt aus falschem Nationalstolz die „mutige“ Entscheidung der Schweizer loben, haben offensichtlich bis heute nicht verstanden, dass sich das „Nein“ der Eidgenossen in erster Linie gegen sie selbst gerichtet hat, bilden doch die Deutschen den größten Ausländeranteil in unserem Nachbarland. Von daher können die Freunde rechten Gedankengutes ihr Jubeln wieder einstellen, denn auch deren Glatzen will keiner dort sehen. Aber mal ehrlich: Wie soll das denn zukünftig funktionieren? Spanier bleibt in Spanien, Engländer auf der Insel und Deutsche bleibt gefälligst in Deutschland. Dann verhängen wir am besten noch Ausreiseverbote und bleiben einfach „unter uns“. Nix mehr Malle, Kreta oder Algarve. Dann ist es ruck zuck wieder so schnuckelig wie früher in der DDR. Deshalb nochmal gefragt: „Soll das Votum der Schweizer tatsächlich als Vorbild dienen?“

Bei allem Respekt vor der Entscheidung der Eidgenossen, niemals an einem Krieg teilnehmen zu wollen oder weiterhin auf eine eigene Währung zu beharren, ist das Ergebnis der Volksabstimmung einfach nur ein erbärmliches Armutszeugnis für ein Land, das die Vermögen der Großkapitalisten Europas in seinen Banken gebunkert hat und alleine deshalb schon über einen unfassbaren Reichtum verfügt. Sich dann standhaft zu weigern, diesen durch „Neutralität“ erkauften Wohlstand mit anderen Europäern zu teilen, hat nichts mit Demokratie zu tun – das ist schlichtweg Egoismus. Bevor wir aber hierzulande die Nase rümpfen, weil den Schweizern 25 Prozent „Fremde“ bereits „Überfremdung“ genug sind, sollten wir uns lieber fragen, wie eine solche Abstimmung in Deutschland ausfallen würde? Wenn die Axel Springer Presse – und dazu zählt längst nicht nur die BILD – das will, hetzt man den Mob einfach wochenlang auf gegen „die faulen Bulgaren“, „die klauenden Polen“, „die saufenden Russen“ und „die pöbelnden Südländer“. Und schneller als gedacht hätten wir ein ähnliches Ergebnis wie in der Schweiz. Spätestens dann, wenn so mancher – unter dem Schutzmantel der Wahlanonymität – doch noch den kleinen Adolf in sich entdeckt.

Persönlich finde ich diese Entwicklung einfach nur traurig, denn hätten wir uns vor fast 70 Jahren dafür entschieden, dass wir „unter uns“ bleiben wollen, hätte ich viel Bereicherndes in meinem Leben verpasst. Unzählige durchzechte Nächte beim Italiener, Gespräche beim Döner um die Ecke, Ouzo-Abende beim Griechen oder das Kennenlernen ganz vieler lieb gewonnener Menschen, die zufällig nicht in Deutschland geboren wurden. Die vielen Farben sind es, die die Welt erst bunt machen. Aber so funktioniert halt auch öffentliche Meinungsmache, die wir derzeit in ihrer zynischsten Ausprägung erleben. Während Politik und Medien dafür sorgen, dass sich die ganz unten beim Streit um den letzten Krümel vom Kuchen die Köpfe einschlagen, wird der großen Masse – zwar nicht unbemerkt, aber weitestgehend ungestraft – von ganz anderer Stelle schamlos das Geld aus der Tasche gezogen.

Ein „Witz“ am Schluss:
Ein Banker, ein BILD-Zeitungsleser und ein Ausländer sitzen vor einem Tisch mit 12 Keksen. Der Banker schaufelt sich hastig 11 Kekse in seine Tasche und lässt nur einen auf dem Tisch liegen. Den legt er dem BILD-Zeitungsleser hin und sagt zu ihm: „Pass gut auf den Keks auf, sonst will der böse Ausländer dir den wegnehmen!“

Und wissen Sie, wie es in der Geschichte weiterging?
Während der BILD-Zeitungsleser dem Ausländer den Schädel einschlägt, steckt sich der Banker auch noch den letzten Keks ein.

Und was ist die Moral von der Geschichte?
Da sieht man mal wieder, wozu die bösen Ausländer fähig sind…