Es ist nach wie vor ein ehrgeiziger Plan, den OB Michael Kissel vor rund zwei Jahren präsentierte. Laut „Masterplan Wohnen“ sollen in Worms 2500 neue Wohnungen bis im Jahr 2025 entstehen. Knackpunkt des Plans ist allerdings der Anteil an sozialem Wohnungsbau, denn 250 der 2500 Wohnungen sollen hierfür bereitgestellt werden. Zwischenzeitlich zeigt sich, dass selbst diese Zahl an Wohnungen, die nicht annähernd den derzeitigen Bedarf abdeckt, schwer zu erreichen ist. Verwunderlich ist dieser Umstand im Grunde nicht.

Verwunderlich ist hingegen, dass die Politik entgegen der Entwicklung auf dem Immobilienmarkt, gerne den Glauben verbreitet hat, dass sozialer Wohnungsbau oberste Priorität hätte. Seit Jahren ist zu beobachten, dass die Grundstückspreise in Worms in die Höhe schnellen. Auch die Stadt selbst hat durch Grundstücksversteigerungen ihren Teil dazu beigetragen. Zwischenzeitlich erfreut sich die Stadt immer größerer Beliebtheit bei Spekulanten. Zusätzlich hat die Politik wiederum durch immer neue Auflagen und Gesetze die Preisspirale nach oben getrieben, wodurch günstiger Wohnraum für Investoren gänzlich uninteressant ist. Zwar legen Bund und Länder immer wieder Förderprogramme auf, die mit günstigen Darlehen oder Tilgungszuschüssen locken, eine Mietbindung von 25 Jahren schreckt jedoch viele ab.

Es zeigt sich, dass diese Verantwortung den städtischen Wohnungsbaugesellschaften zukommt. In Worms ist das die Wohnungsbau GmbH, die seit Jahren den Großteil an Sozialwohnungen in Worms unterhält. „Eine Stadttochter rettet die Stadt“ titelten wir in unserer Januar-Ausgabe und beschrieben den ehrgeizigen Plan des neuen Geschäftsführers Stefan Hoffmann, mit einer Investitionssumme von 86 Millionen Euro bis 2022 neuen Wohnraum zu schaffen und Bestände zu sanieren. Zwischenzeitlich stellte sich Ernüchterung ein, denn auch die Wohnungsbau, die im Jahr 2016 Rücklagen in Höhe von 29,7 Millionen Euro in ihrem Geschäftsbericht ausweisen konnte, möchte erst mal Geld verdienen. In der Wormser Zeitung war in diesem Zusammenhang zu lesen, dass es bei dem Wohnprojekt „Carl-Villinger-Straße“ nun doch keine günstigen Wohnungen geben wird. Nach wie vor liegt der Preis bei sozialem Wohnungsbau bei ca. 5,16 Euro/m². Ursprünglich war bei den Wohnungen in der Nähe des Schwimmbades ein Quadratmeterpreis von 6,80 Euro geplant. Davon ist man zwischenzeitlich abgerückt. Der Preis ist mittlerweile auf 8,20 Euro gestiegen und liegt damit knapp unter dem Durchschnittspreis von 8,53 Euro. Zwar beherzigen alle Verantwortlichen, dass man die Notwendigkeit sehe, doch letztlich zählt die Tat und nicht das Wort. Im Grunde scheint es eine nahezu unlösbare Aufgabe zu sein. Letztlich ist bezahlbarer Wohnraum natürlich kein typisches Wormser Problem, auch andere Städte sehen sich mit diesem Anspruch konfrontiert. In Mannheim diskutierte man im vergangenen Jahr den Plan, Investoren mit einer 25%-Klausel dazu zu verpflichten, bei Neubauprojekten ein Viertel günstigen Wohnraum einzuplanen. Das wiederum stieß bei der CDU Fraktion auf Widerstand. „Das ist völlig weltfremd. Dann sind viele Projekte heutzutage nicht mehr wirtschaftlich und keiner baut mehr. Damit ist die Stadtverwaltung auf dem Holzweg“, erklärte hierzu der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU, Nikolas Löbel. Zwischenzeitlich hat sich die dortige Wohnungsbaugesellschaft GBG freiwillig dazu verpflichtet, erstmals seit zwanzig Jahren günstigen Wohnraum neu zu schaffen. Zweihundert Wohneinheiten sollen in den nächsten Jahren entstehen. Immerhin ein Anfang.

Und in Worms?
Einer Verpflichtung zum Sozialen Wohnungsbau hat man auch hier eine Absage erteilt. Eine freiwillige Umsetzung ist indes ausgeschlossen, ganz im Gegenteil. Mehr denn je scheint Worms bezüglich des Wohnungsmarktes in den Fokus von Investoren zu geraten. Im September 2017 veröffentlichte das Magazin „Handelsblatt“ einen Artikel unter dem Titel „Worms statt Berlin – wo Immobilienkauf noch lohnt“. Der Anlagenberater Ulrich Jacke erklärt darin, dass Investoren gut beraten seien, wenn sie derzeit in günstigeren B-Städten investieren würden. Zu den Geheimtipps unter den B-Städten gehören unter anderem Osnabrück, Wolfsburg und Worms. Hier sei ein optimales Risiko-Rendite-Verhältnis zu erwarten. Der Artikel schließt nochmals mit dem Verweis auf Worms und den Titel: „Money, Money, Money“. Insofern dürfte einer zukünftigen Preissteigerung nichts mehr im Wege stehen. Aber was heißt das für die zahllosen Menschen, die über geringe Einkommen verfügen, seien es schlecht bezahlte Arbeitnehmer, Rentner, Alleinerziehende oder Flüchtlinge? Letztlich obliegt die Lösung des Problems der Politik.