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Die Welt ist ein Dorf und das kleinste von allem ist die Kunstwelt. Dieser Eindruck entsteht zumindest in Helmut Orpels mittlerweile vierten Kunstkrimi, als die er die Reihe selbst beschreibt. Wie das Genre verrät, sind seine Geschichten im Kunstmilieu angesiedelt. Heimliche Basis der Bücher ist der Wormser Museumsdirektor Oliver Treschko. Auch in diesem Roman taucht er im Zusammenhang mit einer mäßig erfolgreichen Sonderausstellung auf. Allerdings ist in dem vierten Roman so einiges anders, als bei den Vorgängern. Bereits nach Lektüre der ersten 100 Seiten reibt sich der Leser verwundert die Augen. Denn egal, ob NDR-Journalistin, Maler, Kunstmakler aus Berlin, Wormser Museumdirektor und weitere Protagonisten, alle scheinen sich irgendwie zu kennen oder gar im verwandtschaftlichen Verhältnis zueinander zu stehen. Als würde nicht bereits diese Figurenkonstellation für Irritation sorgen, verlässt der Autor plötzlich die zuvor aufgebaute Geschichte um gefälschte Gutachten, Abhängigkeitsverhältnisse und einen aus den Fugen geratenen Kunstmarkt. Bereits auf Seite 63 entscheidet sich Orpel, diese durchaus interessante Geschichte erstmal nicht weiter zu verfolgen. Stattdessen werden neue Figuren, nebst ausführlicher Biografie, eingeführt, deren Schicksal eng miteinander verflochten ist. Zwar kehrt Orpel im Laufe der Erzählung zu dem ursprünglichen Handlungsstrang zurück, überraschenderweise allerdings nur in Form eines Dialogs, in dem der Fortgang rund um die Bestechung eher beiläufig abgefrühstückt wird. Längst stehen aber zu diesem Zeitpunkt die Aufarbeitung einer dunklen DDR Vergangenheit und eine verflossene Beziehung der NDR-Journalistin im Vordergrund. Das steht zwar auch in Verbindung zur eigentlichen Geschichte, Orpel schafft es aber leider zu diesem Zeitpunkt nicht mehr, den Leser zurückzugewinnen. Das ist schade, da die Grundidee, wie beschrieben, durchaus Potential hat. Das blitzt immer wieder durch, wenn sich der Autor auf seine Stärken besinnt und sich auf die detektivische Spurensuche rund um vermeintlich verlorengegangen Meisterwerke alter Malermeister begibt.
Autor: Helmut Orpel
Worms Verlag
24,90 Euro I 240 Seiten
ISBN: 978-3-947884-80-3
Text: Dennis Dirigo